Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
du helfen kannst! Interessiert dich denn gar nichts außer dir selbst?“
Damon trug seine undurchdringlichste Maske. Es war der Ausdruck höflichen Fragens, den er aufgesetzt hatte, als er sich in ihr Haus zum Essen einladen ließ. Aber sie wußte, daß er darunter zornig war. Zornig darüber, Stefan und sie so eng zusammen gefunden zu haben. Er reizte sie absichtlich und genoß es.
Und sie konnte ihre Reaktion darauf, ihre frustrierte, ohnmächtige Wut, nicht verhindern. Sie stürzte sich auf ihn. Er packte ihre Handgelenke und hielt sie fest. Sein Blick bohrte sich in ihre Augen. Sie war überrascht von dem Geräusch, das über ihre Lippen kam. Es war ein Fauchen, das mehr nach einer Katze als nach einem Menschen klang. Elena erkannte, daß sie ihre Finger zu Klauen gekrümmt hatte.
Was mache ich? fragte sie sich. Ich greife ihn an, weil er die Menschen nicht vor den Hunden verteidigen will, die sie angreifen? Was für einen Sinn ergibt das? Sie atmete tief durch, entspannte ihre Hände und befeuchtete sich die Lippen. Als sie einen Schritt zurück machen wollte, ließ er sie los.
Einen langen Moment starrten sie einander an. „Ich gehe nach unten“, sagte Elena schließlich leise und drehte sich um.
„Nein.“ „Sie brauchen Hilfe.“ „Gut, okay. Verdammt!“ Sie hatte Damons Stimme noch nie so gedrückt oder so wütend gehört.
„Ich werde...“ Er brach ab, und Elena, die sich schnell wieder umgedreht
hatte, sah, wie er mit der Faust auf das Fenster schlug und die Scheibe zum Klirren brachte. Aber seine Aufmerksamkeit war nach draußen gerichtet und seine Stimme wieder völlig beherrscht, als er trocken sagte: „Hilfe ist bereits gekommen.“
Es war die Feuerwehr. Ihre Schläuche waren viel stärker als der Gartenschlauch, und die kräftigen Wasserstöße trieben die Hunde mit brutaler Gewalt auseinander. Elena sah, wie der Sheriff seine Waffe zog und zielte. Es gab einen Knall, und ein Riesenschnauzer fiel zusammen. Der Sheriff zielte erneut.
Danach endete es schnell. Einige der Hunde flohen bereits vor dem Wasser, und beim zweiten Knall der Pistole scherten noch mehr aus der Meute aus und rannten zum Rand des Parkplatzes. Es schien, als habe der Zwang, der sie zum Handeln trieb, sie alle mit einem Schlag verlassen. Elena war total erleichtert, als sie Stefan unverletzt mitten in dem Durcheinander stehen sah. Er hob einen wie betäubt aussehenden Golden Retriever von Doug Carsons Körper.
Chelsea machte einen zögernden Schritt auf ihren reglosen Herrn zu und schaute mit gesenktem Kopf und hängendem Schwanz in sein Gesicht.
„Es ist vorbei.“ Damon klang nur mäßig interessiert, aber Elena musterte ihn scharf. Was hatte er vorhin sagen und tun wollen?
Er war nicht in der Laune, es ihr zu verraten, aber sie war in der Stimmung, ihn dazu zu drängen.
„Damon...“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm. Er erstarrte und wandte sich zu ihr um. „Was?“ Einen Moment sahen sie sich an. Dann hörte man Schritte auf der Treppe. Stefan war zurück. „Stefan... du bist ja doch verletzt“, rief Elena und blinzelte eine Sekunde lang verwirrt. „Ich bin okay.“ Er wischte sich mit dem zerfetzten Hemdsärmel das Blut von der Wange.
„Was ist mit Doug?“ „Ich weiß nicht genau. Ihn hat es schlimmer erwischt. Ein paar andere auch. Das war das Merkwürdigste, das ich jemals erlebt habe.“ Elena ging langsam die Treppe zur Chorempore hoch. Sie mußte unbedingt nachdenken. Ihr Herz klopfte wild. Das Merkwürdigste, was Stefan jemals erlebt hatte... das sagte eine Menge. Etwas Merkwürdiges in Fell's Church... Sie erreichte die Wand hinter der letzten Stuhlreihe, stützte sich mit der Hand ab und ließ sich zu Boden gleiten. Die Dinge waren mit einem Mal zugleich verworren und doch entsetzlich klar. Etwas Merkwürdiges in Fell's Church. Am Tag des Gründungsfests hätte sie noch geschworen, daß ihr Fell's Church und seine Bewohner völlig egal waren. Aber jetzt wußte sie es besser. Als sie den Trauergottesdienst gesehen hatte, war ihr der leise Gedanke bereits gekommen, daß sie sich doch etwas aus ihnen machte. Und als die Hunde angegriffen hatten, da hatte sie es ganz genau gewußt. Sie fühlte sich irgendwie verantwortlich für diese Stadt, in einer Art, wie sie es noch nie zuvor gefühlt hatte. Ihre Einsamkeit und Verzweiflung von vorhin traten für den Augenblick in den Hintergrund. Es gab jetzt etwas Wichtigeres als ihre eigenen Probleme. Und daran klammerte sie sich. Denn in Wahrheit
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