Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
Absatz um und schien verwirrt und zugleich ziemlich sauer zu sein.
Bonnie war ebenfalls verblüfft. Wieso sollte es ihm etwas ausmachen, ob sie mit Stefan sprach? Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie betrachtete die Stufen, holte tief Luft und stieg hinauf. Die Birne in der Deckenlampe des Dachgeschosses fehlte. Stefan hatte eine Kerze angezündet. Er hatte sich quer über das Bett geworfen, ein Bein lag drauf, das andere baumelte herunter. Seine Augen waren geschlossen.
Vielleicht schlief er. Bonnie schlich auf Zehenspitzen zu ihm heran und wappnete sich innerlich. „Stefan?“ Er öffnete die Augen. „Ich dachte, du wärst weg.“ „Die anderen sind fort. Ich bin geblieben.“ Mein Gott, ist er weiß im Gesicht. Impulsiv kam sie gleich zur Sache. „Stefan, ich habe nachgedacht. Jetzt, wo Damon weg ist, stehst du als einziger zwischen uns und dem Killer. Das heißt, du mußt stark sein. So stark es nur möglich ist. Und da ist mir eingefallen, daß du vielleicht... weißt du...
vielleicht brauchst du...“ Ihre Stimme versagte. Unbewußt spielte sie mit den Papiertaschentüchern, die als notdürftiger Verband um ihre Handfläche gebunden waren. Ein wenig Blut drang immer noch aus dem Schnitt, den sie sich an den Glassplittern von Vickies Fensterrahmen geholt hatte.
Sein Blick folgte ihrem. Dann sah er schnell auf ihr Gesicht.
Einen langen Moment herrschte Schweigen. Er schüttelte den Kopf. „Warum? Stefan, ich möchte keinesfalls zu persönlich werden, aber du siehst nicht sehr gut aus. Du wirst niemandem helfen können, wenn du zusammenbrichst. Und...
mir macht's nichts aus, wenn du nur ein bißchen trinkst. Ich meine, ich werd's nicht vermissen, stimmt's? Und allzusehr wehtun kann's auch nicht. Und...“ Wieder brach Bonnie ab. Er schaute sie die ganze Zeit an, was sie total ablenkte. „Also, warum, nicht?“ fragte sie schließlich und fühlte sich ein wenig enttäuscht.
„Weil“, antwortete er leise, „ich ein Versprechen gegeben habe.
Vielleicht nicht mit vielen Worten, aber trotzdem ein Versprechen. Ich werde kein menschliches Blut als Nahrung zu mir nehmen, denn das würde bedeuten, einen Menschen zu benutzen wie Schlachtvieh. Und ich werde auch mit niemandem Blut austauschen, denn das ist Liebe und...“
Diesmal konnte er den Satz nicht beenden. Aber Bonnie verstand.
„Es wird niemals jemand anderes für dich geben, oder?“ sagte sie.
„Nein. Für mich nicht.“ Stefan war so müde, daß er die Kontrolle verlor und Bonnie hinter seine Maske sehen konnte.
Und wieder sah sie dort Schmerz und Verlangen, so groß, daß sie den Blick abwenden mußte.
Ein kleiner Schauder von Vorahnung und Entsetzen durchfuhr sie. Früher hatte sie sich gefragt, ob Matt jemals über Elenas Tod hinwegkommen würde. Er hatte es anscheinend geschafft.
Aber Stefan...
Stefan war anders, erkannte sie, und der Schauder verstärkte sich. Egal, wieviel Zeit verging, egal, was er tat, sein Schmerz würde niemals heilen. Ohne Elena war er nur halb er selbst, nur halb am Leben.
Ihr mußte etwas einfallen, sie mußte etwas tun, um dieses schreckliche Gefühl der Angst in ihrem Inneren zu vertreiben.
Stefan brauchte Elena. Ohne sie konnte er nicht existieren.
Heute abend hatte er bereits begonnen zusammenzubrechen, indem er zwischen gefährlich enggeschnürter Selbstkontrolle und mörderischem Zorn hin- und herschwankte. Wenn er Elena nur für eine Minute treffen und mit ihr reden könnte...
Sie war gekommen, um Stefan ein Geschenk anzubieten, das er ablehnte. Aber es gab etwas, das er begehrte, und nur sie hatte die Macht, es ihm zu geben. Ohne ihn anzusehen, fragte Bonnie mit heiserer Stimme: „Möchtest du Elena sehen?“
Tiefes Schweigen kam von seinem Bett. Bonnie saß da und beobachtete, wie die Schatten im Raum an Wänden und Decke tanzten. Schließlich warf sie aus dem Augenwinkel einen Blick auf ihn. Stefan atmete heftig, seine Augen waren geschlossen, und sein Körper war angespannt wie die Sehne eines Bogens. Er versucht die Kraft aufzubringen, um der Versuchung zu widerstehen, dachte Bonnie.
Und er verlor. Das konnte sie genau erkennen. Elena war immer eine zu große Versuchung für ihn gewesen. Als sein Blick Bonnie traf, waren seine Augen grimmig und sein Mund zu einer dünnen Linie zusammengepreßt. Seine Haut war nicht mehr weiß, sondern vor Aufregung gerötet. Sein Körper war immer noch zitternd angespannt und jetzt aufgeputscht vor Erwartung. „Du könntest verletzt
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