Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
sobald er ihr etwas halbwegs Trinkbares brachte. Das passierte nun mal, wenn man Durst hatte.
Er war der untote Beweis dafür.
Als er durch die Tür trat, erklang plötzlich ein furchtbares Geräusch, als würden Hackmesser gegeneinandergeschlagen. Es zerriss ihn förmlich.
»Damon!« Ein schwaches Weinen drang durch die Tür. »Damon, ist alles in Ordnung mit dir? Damon! Antworte mir!«
Stattdessen drehte er sich um, betrachtete die Tür, die vollkommen normal aussah, und öffnete sie. Jeder, der ihn dabei beobachtet hätte, wäre verwirrt gewesen, weil er einen Schlüssel in die unversperrte Tür steckte, »Elenas Zimmer«
sagte und die Tür dann aufsperrte und öffnete.
Als er im Raum war, rannte er los.
Elena lag in einem hoffnungslosen Gewirr von Laken und Decken auf dem Boden. Sie versuchte aufzustehen, aber ihr Gesicht war blauweiß vor Schmerz.
»Was hat dich aus dem Bett gestoßen?«, fragte er. Er würde Shinichi töten.
Langsam.
»Nichts. Ich habe ein schreckliches Geräusch gehört, gerade als du die Tür geschlossen hattest. Ich habe versucht, zu dir zu kommen, aber ...«
Damon starrte sie an. Ich habe versucht, zu dir zu kommen, aber... Dieses gebrochene, gequälte, erschöpfte Wesen hatte versucht, ihn zu retten? Hatte es so sehr versucht, dass sie aus dem Bett gefallen war?
»Tut mir leid«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Ich habe mich noch nicht ganz an die Schwerkraft gewöhnt. Bist du verletzt?«
»Nicht annähernd so schlimm wie du«, erwiderte er, wobei er seine Stimme bewusst rau klingen ließ und den Blick abwandte. »Ich habe etwas Dummes getan, als ich den Raum verließ, und das Haus ... hat mich daran erinnert.«
»Wovon redest du?«, fragte Elena bekümmert, die nur mit Laken bekleidet war.
»Dieser Schlüssel.« Damon hielt ihn hoch, damit sie ihn sehen konnte. Er war golden und konnte als Ring getragen werden, aber zwei Flügel standen davon ab und ergaben einen wunderschönen Schlüssel.
»Was stimmt nicht damit?«
»Die Art, wie ich ihn benutzt habe. Diesem Schlüssel wohnt die Macht des Kitsune inne, und er schließt alles auf und bringt dich überallhin, aber er funktioniert nur auf folgende Weise: Man steckt ihn in ein Schloss, sagt, wohin man gehen will, und dreht den Schlüssel dann darin um. Ich habe vergessen, das zu tun, als ich dein Zimmer verließ.«
Elena wirkte verwirrt. »Aber was ist, wenn eine Tür kein Schloss hat? Die meisten Schlafzimmertüren haben keine Schlösser.«
»Diesen Schlüssel kann man in jede Tür stecken. Man könnte sagen, er schafft sich sein eigenes Schloss. Er ist ein Kitsune-Schatz - den ich aus Shinichi herausgeschüttelt habe, als ich so wütend darüber war, dass du verletzt worden bist. Er wird ihn bald zurückhaben wollen.« Damon kniff die Augen zusammen und lächelte schwach. »Ich frage mich, wer von uns ihn am Ende behalten wird.
Ich habe in der Küche einen weiteren bemerkt - einen Ersatzschlüssel natürlich.«
»Damon, all dieses Gerede über magische Schlüssel ist zwar interessant, aber wenn du mir helfen könntest, vom Boden aufzustehen ...«
Er war sofort zerknirscht. Dann kam die Frage, ob er sie aufs Bett legen sollte oder nicht.
»Ich werde das Bad nehmen«, sagte Elena mit leiser Stimme. Sie öffnete den Bund ihrer Jeans und versuchte, sie abzustreifen.
»Einen Moment! Du könntest ohnmächtig werden und ertrinken. Leg dich hin und ich verspreche dir, dass du auch sauber werden wirst, wenn du nur bereit bist, zu essen.« Er hatte jetzt neue Vorbehalte bezüglich des Hauses.
»Zieh dich auf dem Bett aus und deck dich zu. Ich bin ein erstklassiger Masseur«, fügte er hinzu und wandte sich ab.
»Hör mal, du brauchst nicht wegzusehen. Es ist etwas, das ich nicht verstehe, seit ich ... wieder da bin«, entgegnete Elena. »Keuschheitstabus. Ich begreife nicht, warum irgendjemand sich seines Körpers schämen sollte.« Bei den letzten Worten klang Elenas Stimme ziemlich gedämpft. »Ich meine, warum sollte jemand, der sagt, Gott habe uns erschaffen - Gott habe uns ohne Kleider erschaffen -, selbst nach Adam und Eva, diese Tabus so wichtig nehmen? Wenn es so wichtig ist, warum hat er uns dann nicht mit Windeln erschaffen?«
»Ja, tatsächlich erinnern mich deine Worte an etwas, das ich einmal zur Königinwitwe von Frankreich gesagt habe«, bemerkte Damon, fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass sie sich weiter entkleidete, während er einen Riss in einem der Holzpaneele an der Wand betrachtete. »Ich
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