Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
sie die Quintessenz seines ganzen Satzes. Das war alles, was sie gehört hatte.
»Ja.«
»Können wir sofort gehen?«
»Du wirst mich also nicht allein gehen lassen?«
»Nein«, sagte Elena schlicht. »Ich muss ihn finden. Ich könnte überhaupt nicht schlafen, wenn du allein losgehen würdest. Bitte, können wir jetzt gehen?«
Damon seufzte. »In Ordnung. In dem Schrank waren einige« - (werden jetzt einige sein) - »Kleider, die dir passen. Jeans und solche Sachen. Ich werde sie holen«, erwiderte er. »Solange ich dich wirklich, wirklich nicht dazu überreden kann, dich hinzulegen und auszuruhen, während ich nach ihm suche.«
»Ich kann es schaffen«, versprach Elena. »Und wenn du ohne mich gehst, werde ich einfach aus einem Fenster springen und dir folgen.«
Sie meinte es ernst. Er ging und holte den versprochenen Stapel Kleider, dann kehrte er Elena den Rücken zu, während sie eine identische Version der Jeans und des Pendleton-Hemdes anzog, die sie zuvor getragen hatte, unversehrt und ohne Blutflecken. Anschließend verließen sie das Haus, während sich Elena noch das Haar geschmeidig bürstete. Aber sie drehte sich fast nach jedem Schritt wieder um.
»Was machst du da?«, fragte Damon, gerade als er beschlossen hatte, sie zu tragen.
»Ich warte darauf, dass das Haus verschwindet.« Und als er ihr seinen schönsten Wovon-redest-du?- Blickzuwarf, sagte sie: »Armani-Jeans, genau meine Größe?
La-Perla-Blusen, dito? Pendleton-Hemden, zwei Nummern zu groß, genau wie die, die ich getragen habe? Dieses Haus ist entweder ein Lagerhaus oder es ist Magie.
Ich tippe auf Magie.«
Damon hob sie hoch, um sie zum Schweigen zu bringen, und trug sie zur Beifahrertür des Ferraris. Er fragte sich, ob sie jetzt in der realen Welt waren oder in einer von Shinichis Kugeln.
»Ist es verschwunden?«, fragte er.
»Jep.«
Was für ein Jammer, dachte er. Er hätte es gern behalten.
Er konnte versuchen, diesbezüglich einen Handel mit Shinichi zu machen, aber es galt andere, wichtigere Dinge zu bedenken. Er drückte Elena kurz an sich und dachte: andere, viel wichtigere Dinge.
Im Wagen richtete er sein Augenmerk sofort auf drei kleine Tatsachen. Erstens, dass Elenas Gurt mit einem Klicken einrastete. Zweitens, dass die Türen abgeschlossen waren - mit der Zentralverriegelung an seiner Seite. Und drittens, dass er ziemlich langsam fuhr. Er glaubte zwar nicht, dass sich jemand in Elenas Verfassung in unmittelbarer Zukunft noch einmal aus irgendwelchen Autos werfen würde, aber er ging kein Risiko ein.
Er hatte keine Ahnung, wie lange dieser Zauber wirken würde. Elena musste irgendwann aus ihrer Amnesie auftauchen. Das war nur logisch, weil er es ebenfalls - zumindest zum Teil - getan hatte, und er war schon viel länger wach als sie. Ziemlich bald würde sie sich erinnern ... woran? Dass er sie gegen ihren Willen in den Ferrari gesetzt hatte (schlimm, aber verzeihlich - er hatte schließlich nicht wissen können, dass sie sich hinausstürzen würde)? Dass er sie und Mac oder Mitch oder wen auch immer auf der Lichtung zum Narren gehalten hatte? Er hatte selbst nur eine vage Vorstellung davon - oder war es nur ein weiterer Traum gewesen?
Er wünschte, er hätte die Wahrheit gekannt. Wann würde er sich an alles erinnern? Sobald es ihm gelang, würde er eine viel stärkere Verhandlungsposition einnehmen können.
Es war kaum wahrscheinlich, dass Matt sich in einem mittsommerlichen Schneesturm eine Unterkühlung zuziehen würde, selbst wenn er sich noch immer auf dieser Lichtung befand. Es war eine kühle Nacht, aber das Schlimmste, was den Jungen erwartete, war ein Anflug von Rheumatismus, wenn er um die achtzig war.
Entscheidend an der Sache war, dass sie ihn nicht finden durften. Er konnte einige unerfreuliche Wahrheiten zu berichten haben.
Damon bemerkte, dass Elena dieselbe Geste wie vorher machte. Sie berührte ihren Hals, verzog das Gesicht und holte tief Luft.
»Wird dir im Auto übel?«
»Nein, ich bin ...« Im Mondlicht konnte er die Röte auf ihren Wangen kommen und gehen sehen; konnte ihre Hitze in seinem Gesicht spüren. Sie lief dunkelrot an.
»Ich habe es dir doch erklärt«, sagte sie, »dass ich mich ... zu voll fühle. Darum geht es.«
Was sollte ein Vampir tun?
Sagen: Tut mir leid - ich habe extra für Mondspier darauf verzichtet?
Sagen: Tut mir leid - du wirst mich morgen früh hassen?
Sagen: Zur Hölle mit morgen früh - diesen Sitz kann man fünf Zentimeter nach hinten kippen?
Aber
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