Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
habe gesagt, wenn Gott sowohl allmächtig als auch allwissend sei, dann habe er unser Schicksal bestimmt schon im Vorhinein gekannt - aber warum seien die Gerechten dann dazu verdammt worden, in derselben sündhaften Nacktheit geboren zu werden wie die Verdammten?«
»Und was hat sie darauf gesagt?«
»Kein einziges Wort. Aber sie hat gekichert und mir mit ihrem Fächer dreimal auf den Handrücken geklopft, was, wie man mir später erzählte, eine Einladung zu einem heimlichen Stelldichein war. Leider hatte ich andere Verpflichtungen. -
Liegst du noch auf dem Bett?«
»Ja, und ich bin zugedeckt«, sagte Elena erschöpft. »Wenn sie Königin witwe war, nehme ich an, dass du froh darüber warst«, fügte sie mit leicht verwirrter Stimme hinzu.
»Nein, Anne von Österreich, Königin von Frankreich, hatte sich ihre bemerkenswerte Schönheit bis zum Ende bewahrt. Sie war die einzige Rothaarige, die ...«
Damon brach ab und suchte wie wild nach Worten, während er sich dem Bett zuwandte. Elena hatte getan, worum er sie gebeten hatte. Ihm war nur nicht klar gewesen, welch große Ähnlichkeit sie mit Aphrodite haben würde, die sich aus dem Ozean erhob. Das zerknitterte Weiß des Lakens reichte bis zu dem wärmeren Milchweiß ihrer Haut. Sie musste gesäubert werden, sicherlich, aber allein das Wissen, dass sie unter diesem dünnen Laken herrlich nackt war, raubte ihm den Atem.
Sie hatte ihre Kleider zu einem Ball zusammengerollt und in die entfernteste Ecke des Raums geworfen. Er machte ihr keinen Vorwurf.
Er dachte nicht nach, gab sich nicht die Zeit dazu. Er streckte lediglich die Hände aus und sagte: »Hühnerconsommé mit Zitrone und Thymian, heiß, in einer großen Tasse - und Pflaumenblütenöl, sehr warm, in einer Phiole.«
Sobald Elena die Brühe pflichtschuldig verzehrt hatte und wieder auf dem Rücken lag, begann er, sie sanft mit dem Öl zu massieren. Pflaumenblüten bildeten immer den perfekten Einstieg. Das Öl machte Haut und Sinne taub gegen Schmerzen und es bildete die Grundlage für die anderen, exotischeren Öle, die er bei ihr zu verwenden beabsichtigte.
In gewisser Weise war das viel besser, als sie in eine moderne Badewanne oder einen Whirlpool zu setzen. Er wusste, wo ihre Verletzungen waren; er konnte die Öle für jede einzelne dieser Verletzungen auf die richtige Temperatur erwärmen.
Und statt mit einem kaum beweglichen Duschkopf Wasser auf eine Prellung zu spritzen, konnte er alle Bereiche ihres Körpers meiden, die empfindlich waren.
Er begann mit ihrem Haar und gab eine hauchdünne Schicht Öl darauf, sodass die schlimmsten Knoten leicht auszubürsten sein würden. Nach der Behandlung mit dem Öl glänzte ihr Haar vor dem Hintergrund ihrer Haut wie Gold - wie Honig auf Sahne. Dann bearbeitete er die Muskeln in ihrem Gesicht: Winzige Bewegungen mit dem Daumen glätteten und lockerten ihre Stirn und zwangen Elena, sich ebenfalls zu entspannen. In langsamen, kreisförmigen Bewegungen übte er sachten Druck auf ihre Schläfen aus. Er konnte die dünnen, blauen Adern dort sehen und er wusste, dass zu starker Druck dazu führen würde, dass sie einschlief.
Dann kümmerte er sich um Ober- und Unterarme, um ihre Hände, behandelte sie mit uralten Massagetechniken und den dazugehörigen Essenzen, bis sie nichts weiter war, als ein lockeres, knochenloses Etwas unter dem Laken: glatt und weich und nachgiebig. Einen Moment lang ließ er sein strahlendes Lächeln aufblitzen, während er an einer ihrer Zehen zog, bis die Knochen knackten - und dann wurde das Lächeln ironisch. Jetzt hätte er von ihr haben können, was immer er wollte. Ja, sie war nicht in der Stimmung, irgendetwas zu verweigern. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass das verdammte Laken etwas mit ihm machen würde. Dabei wusste jeder, dass eine noch so dürftige, noch so schlichte Bedeckung mehr Aufmerksamkeit auf die Tabuzonen lenkte, als reine Nacktheit dies je vermochte.
Und indem er Elenas Körper Zentimeter um Zentimeter massierte, konzentrierte er sich umso mehr auf das, was unter dem schneeweißen Stoff war.
Nach einer Weile fragte Elena schläfrig: »Willst du mir das Ende der Geschichte nicht erzählen? Über Anne von Österreich, die die einzige Rothaarige war, die ...«
»... die, ah, bis zum Ende ihres Lebens naturrot blieb«, murmelte Damon. »Ja. Es heißt, Kardinal Richelieu sei ihr Liebhaber gewesen.«
»Ist das nicht dieser böse Kardinal aus den Drei Musketieren?«
»Ja, aber er war vielleicht gar
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