Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
nicht so böse, wie er in dem Roman dargestellt wird, und gewiss war er ein fähiger Politiker. Und manche Leute sagen, der wahre Vater von Louis ... Jetzt dreh dich um.«
»Das ist ein seltsamer Name für einen König.«
»Hm?«
»Louis Jetzt Dreh Dich Um«, sagte Elena, dann drehte sie sich um und ließ kurz einen cremefarbenen Oberschenkel sehen, während Damon versuchte, verschiedene andere Teile des Raumes zu betrachten.
»Das kommt auf die Namensgebungstradition des Geburtslandes der jeweiligen Person an«, erwiderte Damon wild. Alles, was er sehen konnte, waren Abbilder dieses flüchtigen Blicks auf ihren Oberschenkel.
»Was?«
»Was?«
»Ich habe dich gefragt...«
»Bist du jetzt warm? Ich bin fertig«, sagte Damon und klopfte unklugerweise auf die höchste Wölbung unter dem Laken.
»He!« Elena fuhr hoch, und Damon - konfrontiert mit der Pracht ihres blassen rosengoldenen Körpers und ihrer parfümierten, glatten, seidigen Haut mit Muskeln wie Stahl darunter - ergriff überstürzt die Flucht.
Nach einer geziemenden Zeitspanne kehrte er mit einer beruhigenden Opfergabe in Form einer weiteren Suppe zurück. Elena, höchst würdevoll unter ihrem Laken, das sie sich wie eine Toga um den Leib geschlungen hatte, nahm die Suppe an. Sie versuchte nicht einmal, ihm einen Klaps auf den Hintern zu geben, als er ihr den Rücken zudrehte.
»Wo sind wir hier?«, wollte sie stattdessen wissen. »Wir können nicht bei den Dunstans sein - sie sind eine altansässige Familie mit einem sehr alten Haus. Sie waren früher Bauern.«
»Oh, nennen wir es einfach meine kleine Zweitwohnung im Wald.«
»Ha«, sagte Elena. »Ich wusste, dass du nicht in den Bäumen geschlafen hast.«
Damon versuchte, nicht zu lächeln. Er war noch nie in einer Situation mit Elena zusammen gewesen, in der es nicht um Leben oder Tod gegangen war. Wenn er jetzt behauptete, er habe festgestellt, dass er ihren Geist liebte, nachdem er sie gerade nackt unter einem Laken massiert hatte - nein ... niemand würde ihm das jemals glauben.
»Fühlst du dich besser?«, fragte er.
»So warm wie Hühnchen-Apfel-Suppe.«
»Das werde ich wohl bis an mein Lebensende zu hören bekommen, wie?«
Er brachte sie dazu, im Bett zu bleiben, während er Nachthemden in allen Größen und Farben und auch Bademäntel und Pantoffeln in dem Augenblick herbeirief, in dem er den Raum betrat, der zuvor ein Badezimmer gewesen war. Zu seiner Freude stellte er fest, dass derselbe Raum jetzt ein begehbarer Kleiderschrank war, der alles an Nachtgewändern enthielt, was man sich nur wünschen konnte. Angefangen von Seidendessous bis hin zu guten, altmodischen Nachthemden und Nachtmützen - in diesem Schrank fand sich einfach alles.
Damon tauchte mit zwei Armladungen voller Wäsche wieder auf und ließ Elena aussuchen.
Sie entschied sich für ein hochgeschlossenes, weißes Nachthemd aus einem züchtigen Stoff. Damon ertappte sich dabei, wie er über ein königliches, himmelblaues Gewand strich, das mit etwas besetzt war, das wie echte Valenci-ennesspitze aussah.
»Nicht mein Stil«, sagte Elena, während sie das Kleidungsstück hastig unter einige andere Dinge schob.
Nicht dein Stil in meiner Nähe, dachte Damon belustigt. Was für ein kluges kleines Mädchen du bist. Du willst mich nicht in Versuchung führen, irgendetwas zu tun, das du morgen bedauern könntest.
»Also schön - und dann kannst du dich ordentlich ausschlafen ...« Er brach ab, denn sie sah ihn plötzlich voller Erstaunen und Bekümmerung an.
»Matt! Damon, wir haben nach Matt gesucht! Es ist mir gerade wieder eingefallen. Wir haben nach ihm gesucht, und ich - ich weiß nicht. Ich habe mich verletzt. Ich erinnere mich daran, gefallen zu sein, und dann war ich hier.«
Weil ich dich hierher getragen habe, dachte Damon. Weil dieses Haus nur ein Gedanke in Shinichis Geist ist. Weil das einzig Dauerhafte darin wir beide sind.
Damon holte tief Luft.
KAPITEL EINUNDDREISSIG
Gönn uns zumindest die Würde, auf unseren eigenen Füßen aus deiner Falle hinauszumarschieren - oder sollte ich sagen, mithilfe deines eigenen Schlüssels?, sandte Damon eine Gedankenbotschaft an Shinichi. An Elena gewandt sagte er:
»Ja, wir haben nach diesem Burschen, wie immer er auch heißt, gesucht. Aber du bist schwer gestürzt. Ich wünschte - ich würde dich gern darum bitten -, du würdest hierbleiben und dich erholen, während ich mich auf die Suche nach ihm mache.«
»Du denkst, du weißt, wo Matt ist?« Das war für
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