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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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einen Kuss niemals zu schätzen gewusst, bis sie gestorben, ein Geist geworden und dann auf die Erde zurückgekehrt war mit einer Aura, die ihr die verborgene Bedeutung der Gedanken und Worte anderer offenbarte, die ihr sogar deren Geist und Seele offenbarte. Es war, als habe sie einen wunderschönen neuen Sinn eines Kusses entdeckt. Wenn zwei Auren sich so tief vermischten, wie es jetzt der Fall war, wurden zwei Seelen voreinander entblößt.
    Halb bewusst dehnte Elena ihre Aura aus und begegnete beinahe sofort einem Geist. Zu ihrer Überraschung prallte er vor ihr zurück. Das war nicht richtig. Es gelang ihr, ihn festzuhalten, bevor er sich hinter einen großen, harten Felsbrocken zurückziehen konnte. Das Einzige, was außerhalb des Felsbrockens blieb – der sie an ein Bild von einem Meteoriten erinnerte, das sie einmal gesehen hatte, mit einer pockennarbigen, verkohlten Oberfläche –, waren rudimentäre Gehirnfunktionen und ein kleiner Junge, an beiden Handgelenken und beiden Knöcheln an den Fels gekettet.
    Elena war schockiert. Was immer sie sah, sie wusste, dass es nur eine Metapher war und dass sie nicht zu schnell beurteilen sollte, was die Metapher bedeutete. Die Bilder vor ihr waren in Wirklichkeit Symbole für Damons nackte Seele, aber in einer Gestalt, die ihr eigener Verstand verstehen und deuten konnte, wenn sie sie nur von der richtigen Perspektive aus betrachtete.
    Instinktiv wusste sie, dass sie etwas Wichtiges sah. Sie hatte die atemberaubende Freude und die schwindelerregende Süße erlebt, ihre eigene Seele mit der eines anderen zu verbinden. Und jetzt trieb die ihr innewohnende Liebe und Sorge sie dazu, mit dem, was sie sah, in Verbindung zu treten.
    » Ist dir kalt?«, fragte sie den Jungen, dessen Ketten lang genug waren, damit er seine Arme um seine angewinkelten Beine legen konnte. Er war mit schwarzen Lumpen bekleidet.
    Er nickte schweigend. Seine großen dunklen Augen schienen sein Gesicht zu verschlucken.
    » Wohin gehörst du?«, fragte Elena zweifelnd, während sie darüber nachdachte, wie sie das Kind wärmen konnte. » Doch nicht da hinein? « Sie deutete auf den riesigen Steinbrocken.
    Der Junge nickte abermals. » Da drin ist es wärmer, aber er wird mich nicht mehr hineinlassen.«
    » Er?« Elena hielt stets Ausschau nach Spuren von Shinichi, diesem bösartigen Fuchsgeist. » Wer ist ›er ‹ , Liebes?« Sie war bereits niedergekniet und hatte das Kind in die Arme genommen. Es war kalt, eiskalt, und das Eisen seiner Ketten war nicht minder kalt.
    » Damon«, flüsterte der zerlumpte kleine Junge. Zum ersten Mal löste er den Blick von ihrem Gesicht, um sich ängstlich umzuschauen.
    » Damon hat das getan?« Elenas Stimme begann laut und endete so leise wie das Flüstern des kleinen Jungen, während er sie mit einem flehenden Blick bedachte und ihr verzweifelt auf die Lippen tippte, wie ein Kätzchen mit Samtpfoten.
    Das sind alles nur Symbole, rief Elena sich ins Gedächtnis. Es ist Damons Geist– seine Seele–, die du betrachtest.
    Aber tust du das wirklich?, fragte plötzlich ihr zweifelnder Verstand. Hat es nicht einmal eine Zeit gegeben, da du dies bei einem anderen getan hast– du hast eine ganze Welt in ihm gesehen, ganze Landschaften voller Liebe und mondbeschienener Schönheit, die allesamt die normale, gesunde Funktion eines gewöhnlichen, wenn auch außerordentlichen Geistes symbolisierten. Elena konnte sich jetzt nicht mehr an den Namen der Person erinnern, aber an die Schönheit erinnerte sie sich sehr wohl. Sie wusste, dass ihr eigener Geist solche Symbole benutzen würde, um sich jemand anderem zu präsentieren.
    Nein, begriff sie abrupt und definitiv: Sie sah nicht Damons Seele. Damons Seele steckte irgendwo in diesem riesigen, schweren Felsklotz. Sie lebte in diesem grauenhaften Ding eingesperrt und er wollte es so. Alles, was draußen geblieben war, war eine uralte Erinnerung aus seiner Kindheit, ein Junge, vom Rest seiner Seele verbannt.
    » Wenn Damon dich hierher gebracht hat, wer bist du dann?«, fragte Elena langsam, um ihre Theorie zu prüfen, während sie die tiefschwarzen Augen des Kindes betrachtete, das dunkle Haar und die Gesichtszüge, die sie kannte, obwohl sie so jung waren.
    » Ich bin – Damon«, flüsterte der kleine Junge, der ganz weiß um die Lippen war.
    Vielleicht war es schon schmerzvoll, überhaupt so viel preiszugeben, überlegte Elena. Sie wollte diesem Symbol von Damons Kindheit nicht wehtun. Sie wollte, dass der Junge die Süße

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