Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
Wir könnten einfach unseren Schlüssel vorzeigen, und sie würden uns erlauben, ihn fortzubringen.«
Lakshmi nickte eifrig. » Ja!«, meinte sie fröhlich, da sie so etwas wie Ironie nicht kannte. » Und, sei nicht böse, okay? Aber ich habe mich gefragt, warum du ihn nie besucht hast.«
» Wir können ihn besuchen?«
» Klar, wenn ihr einen Termin macht.«
Inzwischen waren Meredith und Bonnie lebendig geworden und stützten Elena zu beiden Seiten. » Wie bald können wir jemanden hinschicken, um einen Termin zu machen?«, fragte Elena mit zusammengebissenen Zähnen, denn es kostete sie alle Anstrengung zu sprechen– ihr ganzes Gewicht lastete auf ihren beiden Freundinnen. » Wen können wir zum Gefängnis schicken, um einen Termin zu vereinbaren?«, flüsterte sie.
» Ich werde hingehen«, sagte Damon überraschend aus der blutroten Dunkelheit hinter ihnen. » Ich werde gleich heute Abend hingehen– gebt mir fünf Minuten.«
Matt konnte spüren, dass er einen ungehaltenen und halsstarrigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.
» Komm schon«, sagte Tyrone erheitert. Sie machten sich beide für den von Mrs Flowers geplanten Trip zum Alten Wald bereit. Das bedeutete, dass sie beide zwei der nach Nelken-Mottenkugeln riechenden Mäntel anziehen und dann Klebeband benutzen mussten, um die Gartenhandschuhe an den Mänteln zu befestigen. Matt schwitzte schon jetzt.
Aber Tyrone ist ein guter Kerl, dachte er. Matt war wie aus dem Nichts bei ihm aufgetaucht und hatte gesagt: » He, erinnerst du dich an diese bizarre Sache mit dem armen Jim? Nun, es hängt alles mit noch etwas viel Bizarrerem zusammen– es geht um Fuchsgeister und den Alten Wald, und Mrs Flowers sagt, wenn wir nicht herausfinden, was da vorgeht, werden wir echte Schwierigkeiten kriegen. Und Mrs Flowers ist nicht nur jene verdrehte alte Dame mit der uralten Pension, für die sie alle halten.«
» Natürlich ist sie das nicht«, warf Dr. Alpert brüsk von der Tür ein. Die Ärztin hatte ihre schwarze Tasche abgestellt und richtete das Wort an ihren Enkel. » Theophilia Flowers und ich kennen einander schon sehr lange– und das gleiche gilt für Mrs Saitou. Sie sind beide ständig damit beschäftigt, Leuten zu helfen. Es liegt in ihrer Natur.«
» Nun…« Matt hatte die Gelegenheit beim Schopf gegriffen. » Mrs Flowers ist diejenige, die jetzt Hilfe braucht. Wirkliche Hilfe braucht.«
» Was sitzt du dann da noch herum, Tyrone? Beeil dich und geh, Mrs Flowers zu helfen.«
Dr. Alpert hatte sich das eisengraue Haar mit den Fingern zerwühlt, dann zerwühlte sie auch das schwarze Haar ihres Enkels.
» Das wollte ich doch, Grandma. Wir wollten gerade gehen, als du hereingekommen bist.«
Als Tyrone Matts Schrottkarre sah, hatte er höflich angeboten, dass sie mit seinem Toyota zu Mrs Flowers fahren könnten. Matt, der den endgültigen Zusammenbruch seines Gefährts in irgendeinem entscheidenden Augenblick befürchtete, hatte das Angebot nur allzu gern angenommen.
Er war froh, dass Tyrone im kommenden Jahr der Dreh- und Angelpunkt des Footballteams der Robert-Leigh-Highschool sein würde. Ty war der Typ Junge, auf den man zählen konnte– was sein augenblickliches Hilfsangebot bewies. Er war ein guter Kamerad und absolut ehrlich und sauber. Matt war nicht verborgen geblieben, wie Drogen und Alkohol nicht nur die eigentlichen Spiele ruinieren konnten, sondern auch den Sportsgeist der anderen Teams auf dem Campus.
Tyrone war außerdem ein Junge, der den Mund halten konnte. Er hatte Matt nicht einmal mit Fragen bombardiert, als sie in Richtung Pension fuhren. Aber dann hatte er durch die Zähne gepfiffen– nicht wegen Mrs Flowers, sondern wegen des hellgelben Ford T, mit dem sie gerade in die alten Ställe fuhr.
» Donnerwetter!«, rief er und sprang aus dem Wagen, um ihr eine Einkaufstüte abzunehmen, während er den alten Ford eingehend bewunderte. » Das ist ein Modell T Fordor Sedan! Das könnte ein wunderschönes Auto sein, wenn…« Er brach abrupt ab und seine gebräunte Haut färbte sich rot.
» Oh, meine Güte, nur keine Verlegenheit bitte wegen des gelben Vehikels!«, sagte Mrs Flowers und erlaubte es Matt, eine andere Einkaufstüte durch den Kräutergarten in die Küche zu bringen. » Es hat meiner Familie fast hundert Jahre lang gedient und dabei etwas Rost angesetzt und die eine oder andere Delle abbekommen. Aber es fährt auf gepflasterten Straßen fast dreißig Meilen die Stunde!«, fügte Mrs Flowers hinzu, und in ihrer Stimme lag
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