Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
klebrig; es hätte niemals funktioniert, wenn der Stahl auch für ihn rasierklingenscharf gewesen wäre.
Die andere Flasche schwarzmagischen Weins stellte sie in die Zelle des Kitsune. Sie wusste nicht recht, wie sie ihm danken sollte, aber als sie eine Sekunde erübrigen konnte, drehte sie sich zu ihm um und lächelte. Er trank den schwarzmagischen Wein direkt aus der Flasche und sein Gesicht zeigte einen Ausdruck kühlen, anerkennenden Vergnügens.
Das Ende kam zu schnell. Elena hörte Sages Stimme donnern: » Es ist nicht fair! Elena wird nicht bereit sein! Elena hatte nicht genug Zeit mit ihm!«
Es war nicht nötig, dass man einen Amboss auf Elenas Kopf fallen ließ. Sie schob auch die letzte Flasche Wein in die Zelle des Kitsune, verbeugte sich ein letztes Mal und gab ihm seinen winzigen Beutel zurück– aber mit dem Diamanten aus ihrem Nabel darin. Er war das größte Schmuckstück, das sie noch hatte, und sie sah, wie der Kitsune den Diamanten präzise in seinen Fingern mit den langen Nägeln drehte und sich dann erhob, um eine winzige Verbeugung vor ihr zu machen. Einen Moment lang lächelten sie einander an, dann säuberte Elena Dr. Meggars Tasche und zog ihren roten Umhang über. Anschließend drehte sie sich zu Stefano um, und ihr wurden von Neuem die Knie schwach, während sie hervorstieß: » Es tut mir so leid. Ich hatte nicht vor, dies zu einem medizinischen Besuch zu machen.«
» Aber du hast die Chance gesehen, mein Leben zu retten, und konntest sie dir einfach nicht entgehen lassen.«
Manchmal waren die Brüder einander doch sehr ähnlich.
» Stefano, nein! Oh, ich liebe dich!«
» Elena.« Er küsste ihre Finger, die sie gegen den Drahtverhau drückte. Dann fügte er an die Wachen gewandt hinzu: » Nein, bitte, bitte, bringt sie nicht weg! Habt Erbarmen und gebt uns nur noch eine Minute! Nur eine einzige.«
Aber Elena musste seine Finger loslassen, um ihren Umhang zusammenzuhalten.
Als sie ein letztes Mal zu Stefano hinüberschaute, hämmerte er mit den Fäusten gegen den Stahl und rief: » Elena, ich liebe dich! Elena!«
Dann wurde Elena auf den Gang gezerrt und eine Tür wurde zwischen ihnen geschlossen. Sie sackte in sich zusammen.
Ein Paar Arme legten sich um sie und halfen ihr aufzustehen. Elena wurde wütend! Wenn Stefano in seine alte, von Läusen verseuchte Zelle zurückgebracht wurde– und sie nahm an, dass das genau in diesem Augenblick geschah–, würde er bestimmt gezwungen werden müssen. Und diese Dämonen taten nichts auf die sanfte Art, das wusste sie. Er würde wahrscheinlich wie ein Tier mit scharfen Holzgegenständen durch den Gang getrieben werden.
Aber Elena konnte nichts mehr tun. Sie musste gehen.
Als sie wieder die Lobby erreichten, schaute Elena sich um. » Wo ist Damon?«
» In der Kutsche«, antwortete Sage in seinem sanftesten Tonfall. » Er brauchte ein wenig Zeit.«
Ein Teil von Elena schrie geradezu: Ich werde ihm Zeit geben! Zeit, einmal aufzuschreien, bevor ich ihm die Kehle herausreiße!
Aber der Rest von ihr war einfach nur traurig.
» Ich konnte nichts von dem sagen, was ich sagen wollte. Ich wollte ihm sagen, wie leid es Damon tut und wie sehr Damon sich verändert hat. Er hat sich nicht einmal daran erinnert, dass Damon dort war…«
» Er hat mit dir geredet? « Sage wirkte erstaunt.
Sage und Elena traten durch die schönen Marmortüren des Gebäudes der Götter des Todes. Das war der Name, den Elena dem Shi no Shi im Geiste gegeben hatte.
Die Kutsche stand vor ihnen am Straßenrand, aber niemand stieg ein. Stattdessen schob Sage Elena sanft ein Stück weiter. Dort legte er ihr seine großen Hände auf die Schultern und begann zu sprechen, immer noch mit dieser sehr sanften Stimme.
» Mon dieu, mein Kind, ich will dir das gar nicht sagen. Aber ich muss es tun. Ich fürchte, dass es, selbst wenn wir deinen Stefano am Tag von Lady Blodwedds Party aus dem Gefängnis herausbekommen, dass es– dass es zu spät sein wird. In drei Tagen wird er bereits…«
» Ist das deine medizinische Meinung?«, fragte Elena scharf und blickte zu ihm auf. Sie wusste, dass ihr Gesicht verkniffen und weiß war und dass sie ihm unendlich leidtat, aber sie wollte eine Antwort.
» Ich bin kein Arzt«, antwortete er langsam. » Ich bin nur ein Vampir.«
» Einer von den Uralten?«
Sage zog die Augenbrauen hoch. » Was hat dich, bitteschön, auf diese nette Idee gebracht?«
» Nichts. Es tut mir leid, wenn ich mich irre. Aber würdest du bitte Dr. Meggar
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