Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
der Blut tropfte, hob er den Falken hoch– genau in dem Augenblick, als ein markerschütterndes Krachen von oben zu hören war.
Der Vampir schluchzte inzwischen beinahe. » Biegt bei der nächsten Gelegenheit rechts ab. Steckt den Sch-Schlüssel in das Schloss auf K-Kopfhöhe, um in den Flur hi-hineinzugelangen. Es k-könnten dort Wachen postiert sein. Aber… falls– falls Ihr keinen Schlüssel für die spezielle Zelle habt, die Ihr öffnen wollt– es tut mir leid, aber…«
» Ich habe den Zellenschlüssel, und ich weiß, was ich danach tun muss! Vielen Dank, Sie waren sehr freundlich und hilfsbereit.«
Elena ließ das Haar des Vampirs los.
» Sage! Damon! Bonnie! Haltet Ausschau nach einem abgeschlossenen Flur, der nach rechts abzweigt. Sage, hol Saber zu dir und lass ihn wie verrückt bellen. Und halt Bonnie fest. Bonnie, halt dich an Meredith fest. Der Flur führt uns zu Stefano!«
Elena wusste nicht, wie viel ihre Verbündeten von dieser Nachricht gehört hatten, die sie sowohl stimmlich als auch telepathisch ausgesandt hatte. Aber dann hörte sie ein Geräusch, das für sie wie ein Engelschor klang.
Saber bellte wie wild.
Doch plötzlich befand sich Elena in einem tosenden Strom von Leuten, in dem sie niemals aus eigener Kraft hätte stehen bleiben können. Der tosende Strom zog sie direkt um die Barriere aus vier Personen, einem Falken und einem scheinbar verrückt gewordenen Hund herum.
Als sie vorbeigerissen wurde, streckten sich acht Hände nach ihr aus– und eine knurrende, schnappende Schnauze sprang vor ihr her, um die Menge zu teilen. Sie legte den ganzen Weg bis zur rechten Wand unter Schieben, Stoßen und Zerren zurück.
Als sie endlich alle vor ihr standen, betrachtete Sage die Wand voller Verzweiflung. » Er hat uns überlistet! Hier ist kein Schlüsselloch!«
Elenas Hals war plötzlich rau. Sie schickte sich an zu rufen: » Saber, bei Fuß«, und sich auf die Suche nach dem Vampir zu machen.
Aber dann erklang direkt unter ihr Bonnies Stimme: » Natürlich ist da ein Schloss. Es ist wie ein Kreis geformt.«
Und Elena erinnerte sich.
Die Wachen hier waren kleiner. Wie Kobolde oder Affen. So groß wie Bonnie.
» Bonnie, nimm den Schlüssel! Steck ihn in das Loch. Sei vorsichtig! Es ist der einzige Schlüssel, den wir haben.«
Sage befahl Saber sofort, stehen zu bleiben und direkt vor Bonnie zu knurren, um zu verhindern, dass der Strom panikerfüllter Dämonen und Vampire sie anrempelte.
Vorsichtig und ernst ergriff Bonnie den großen Schlüssel, untersuchte ihn, legte den Kopf schräg, drehte ihn in den Händen– und schob ihn in die Wand.
» Nichts passiert!«
» Versuch, ihn zu drehen oder zu drücken…«
Klick.
Die Tür glitt auf.
Elena und ihre Gruppe fielen mehr oder weniger in den Flur hinein, während Saber bellend, schnappend und springend zwischen ihnen und der vorbeidonnernden Horde stand.
Elena, die auf dem Boden lag und deren Beine mit denen von irgendjemand anderem verheddert waren, legte eine Hand um ihren Ring.
Die Fuchsaugen leuchteten geradeaus und ein wenig nach rechts.
Sie leuchteten direkt in eine Zelle vor ihr.
Kapitel Einundvierzig
» Stefano!«, schrie Elena und wusste, dass sie wie eine Wahnsinnige klang.
Keine Antwort.
Sie rannte. Folgte dem Licht. » Stefano! Stefano!«
Eine leere Zelle.
Eine vergilbte Mumie.
Eine Pyramide aus Staub.
Tief im Inneren hatte sie so etwas befürchtet.
Aber als sie die richtige Zelle erreichte, sah sie einen erschöpften jungen Mann, dessen Gesicht zeigte, dass er alle Hoffnung aufgegeben hatte. Er hob einen stockdünnen Arm und wies sie zurück.
» Sie haben mir die Wahrheit gesagt. Du bist ausgewiesen worden, weil du einem Gefangenen geholfen hast. Ich bin nicht mehr empfänglich für Träume.«
» Stefano!« Sie fiel auf die Knie. » Müssen wir das jedes Mal aufs Neue durchspielen?«
» Weißt du, wie oft sie dich neu erschaffen, Miststück? «
Elena war schockiert. Mehr als schockiert. Aber im nächsten Moment wich der Hass aus seinen Zügen.
» Zumindest kann ich dich auf diese Weise ansehen. Ich hatte… ich hatte ein Bild von dir. Aber das haben sie mir natürlich weggenommen. Sie haben es zerschnitten, ganz langsam, und ich musste zusehen, und manchmal haben sie mich gezwungen, es selbst zu zerschneiden. Wenn ich es nicht zerschnitten habe, haben sie…«
» Oh Liebling! Stefano, Liebling! Sieh mich an. Hörst du? Blodwedd zerstört das Gefängnis. Weil ich die zweite Hälfte des Schlüssels,
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