Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
befreien.
Ich werde einen Weg finden, sagte sie zu Damon. Ich werde dich tragen. Huckepack.
Darüber lachte er, was Elena eine gewisse Hoffnung gab, dass er nicht sterben würde. Elena wünschte, sie hätte Dr. Meggar in der Kutsche mitgenommen, sodass er die Verletzten hätte heilen können…
…Und was dann? Ihn zurücklassen, auf Gedeih und Verderb Blodwedd ausgeliefert? Er will hier ein Krankenhaus bauen, in dieser Welt. Er will den Kindern helfen, die gewiss all das Böse nicht verdienen, dem sie hier ausgesetzt sind…
Sie schob den Gedanken beiseite. Jetzt war keine Zeit für philosophische Gedanken über Ärzte und ihre Verpflichtungen.
Es war Zeit wegzurennen.
Als sie hinter sich griff, spürte sie zwei Hände. Eine war klebrig von Blut, daher streckte sie die Hand noch weiter aus– im Stillen dankte sie ihrer verstorbenen Mutter für all die Ballettstunden und all das Kinderyoga–, und sie griff nach dem Ärmel darüber. Dann nahm sie alle Kraft zusammen und zog.
Zu ihrer Überraschung konnte sie Damon hochzerren. Sie versuchte, ihn auf ihren Rücken zu heben, aber das funktionierte nicht. Doch dann gelang ihr sogar ein wackliger Schritt vorwärts und noch einer…
Plötzlich hob Sage sie beide hoch, und sie erreichten die Lobby des Gebäudes, das das Shi no shi war.
» Alle raus hier, raus hier! Lauft! Blodwedd ist hinter uns her, und sie wird alles töten, was ihr in den Weg kommt«, rief Elena. Es war sehr seltsam. Sie hatte gar nicht vorgehabt zu rufen. Hatte die Worte nicht formuliert, es sei denn vielleicht in den tiefsten Nischen ihres Unterbewusstseins. Aber dennoch rief sie in die Lobby hinein und sah, wie die anderen den Ruf aufnahmen.
Überrascht stellte sie fest, dass sie statt auf die Straße hinauszulaufen zu den Zellen hinunterrannten. Damit hätte sie eigentlich rechnen müssen, aber das hatte sie nicht. Und dann spürte sie, dass sie selbst, Sage und Damon auf dem Weg nach unten waren. Auf dem Weg, der zu…
Aber war es wirklich der richtige Weg? Elena presste eine Hand auf die andere und sah, dass sie nach dem Lichtstrahl des Fuchses nach rechts abbiegen mussten.
» Was hat es mit diesen Zellen rechts von uns auf sich? Wie kommen wir dorthin?«, rief sie einem jungen Vampir neben sich zu.
» Das ist der Isolationstrakt und der Trakt für die Geistesgestörten«, rief der Vampir zurück. » Geht nicht dort entlang.«
» Ich muss! Brauche ich dazu einen Schlüssel?«
» Ja, aber…«
» Haben Sie einen Schlüssel?«
» Ja, aber…«
» Geben Sie ihn mir!«
» Das kann ich nicht«, jammerte er auf eine Art und Weise, die sie an Bonnie erinnerte, wenn sie sich von ihrer besonders schwierigen Seite zeigte.
» In Ordnung. Sage!«
» Madame?«
» Befiel Talon, dass sie diesem Vampir die Augen auspickt. Er will mir den Schlüssel zu Stefanos Trakt nicht geben!«
» So gut wie erledigt, Madame! «
» W-Wartet! Ich ha-habe meine Meinung geändert. Hier ist der Schlüssel!« Der Vampir angelte einen Schlüsselring aus der Tasche und reichte ihr davon einen Schlüssel.
Er sah aus wie die anderen Schlüssel an seinem Ring. Zu ähnlich, sagte Elenas argwöhnischer Geist.
» Sage!«
» Madame!«
» Könntest du Saber rufen und dann mit ihm warten, während ich vorgehe? Ich will, dass er diesem Burschen den Du-weißt-schon-was aufreißt, wenn er mich angelogen hat.«
» Natürlich, Madame! «
» W-w-w-wartet«, stieß der Vampir hervor. Es war klar, dass er Todesängste ausstand. » Ich könnte– könnte Euch den falschen Schlüssel gegeben haben– bei diesem– diesem Licht…«
» Geben Sie mir den richtigen Schlüssel, und sagen Sie mir alles, was ich wissen muss, oder ich werde Sie von dem Hund verfolgen und töten lassen«, erklärte Elena, und in diesem Moment meinte sie es ernst.
» H-hier.« Diesmal sah der Schlüssel nicht aus wie die anderen. Er war rund, leicht konvex und mit einem Loch in der Mitte. Wie ein Donut, auf dem ein Polizeibeamter gesessen hat, stellte ein Teil von Elenas Geist fest und begann, hysterisch zu lachen.
Halt den Mund, befahl sie sich selbst scharf.
» Sage!«
» Madame? «
» Kann Talon den Vampir erkennen, den ich gerade am Haar festhalte?« Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu packen.
» Aber natürlich, Madame! «
» Wird sie sich an ihn erinnern? Denn wenn ich Stefano nicht finden kann, will ich, dass sie ihn Saber zeigt, damit er ihn aufspürt.«
» Uh… ah… verstanden, Madame! «
Mit einer Hand, von
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