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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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der zu dir führt, aus ihrem Nest gestohlen habe, Stefano, und ich bin kein Traum. Siehst du das hier? Haben sie dir jemals das gezeigt?« Sie streckte die Hand mit dem doppelten Fuchsring daran aus. » Also– also– wohin muss ich ihn stecken?«
    » Du bist warm. Die Gitterstäbe sind kalt«, sagte Stefano, umklammerte ihre andere Hand und sprach, als rezitiere er aus einem Kinderbuch.
    » Hier!«, rief Elena triumphierend. Sie brauchte den Ring nicht einmal abzunehmen. Sie drückte ihn direkt in eine runde Vertiefung in der Wand. Dann, als nichts geschah, drehte sie ihn nach rechts. Nichts. Nach links.
    Die Gitterstäbe begannen, sich langsam in die Decke zurückzuziehen.
    Elena konnte es nicht fassen, und einen Moment lang dachte sie, sie habe Halluzinationen. Doch als sie aufstand und sich dann scharf umdrehte, um zu Boden zu blicken, sah sie, dass die Gitterstäbe sich bereits ein paar Zentimeter angehoben hatten.
    Sie schaute Stefano an, der ebenfalls aufgestanden war.
    Beide fielen sie erneut auf die Knie. Wenn es möglich gewesen wäre, hätten sie sich gewunden wie Schlangen, so groß war ihr Verlangen, einander zu berühren. Doch die horizontalen Verstrebungen des Gitters machten es ihnen unmöglich, sich an den Händen zu halten, während die Gitterstäbe sich hoben.
    Dann waren die Gitterstäbe über Elenas Kopf, und sie hielt Stefano– sie hielt Stefano in den Armen! –, entsetzt darüber, Knochen unter den Händen zu spüren. Aber sie hielt ihn, und niemand konnte ihr sagen, dass er eine Halluzination oder ein Traum war, und wenn sie und Stefano sterben mussten, dann würden sie zusammen sterben. Nichts zählte, nur dass sie nicht wieder getrennt wurden.
    Sie bedeckte das geradezu fremde knochige Gesicht mit Küssen. Merkwürdig, kein Bart, nicht einmal Stoppeln– aber einem Vampir wuchs kein Bart, es sei denn, er hätte einen gehabt, als er zu einem Vampir geworden war.
    Plötzlich füllte sich die Zelle mit Leuten. Guten Leuten. Leuten, die lachten und weinten und die halfen, aus stinkenden Decken und Stefanos Pritsche eine provisorische Sänfte zu machen. Und niemand schrie, wenn ihn Läuse besprangen, denn alle wussten, dass Elena ihnen genau wie Saber die Kehle herausgerissen hätte. Oder besser: wie Saber, aber– um es mit Ms Courtlands Worten zu sagen– mit Gefühl. Für Saber war es einfach nur ein Job.
    Irgendwann– Elena nahm die Dinge nur noch bruchstückhaft wahr– betrachtete sie Stefanos geliebtes Gesicht, ergriff seine Sänfte von einer Seite und rannte zusammen mit den anderen los– er wog überhaupt nichts mehr. Sie rannten einen anderen Flur entlang als den, durch den sie sich hineingekämpft hatten. Niemand stellte sich ihnen in den Weg. Anscheinend hatten sich alle von dem Strom im anderen Flur mitreißen lassen. Zweifellos wartete an dessen Ende ein sicherer Ort.
    Während Elena sich fragte, wie ein Gesicht so rein, so schön und so perfekt sein konnte, obwohl es beinahe wie ein Totenschädel aussah, dachte sie: Ich kann laufen und mich bücken. Und sie beugte sich über Stefano, und ihr Haar bildete einen Schild um sie herum, sodass nur sie beide darunter waren. Die gesamte Außenwelt wurde ausgeblendet, sie waren allein und sie flüsterte ihm ins Ohr: » Bitte, du musst stark sein. Bitte– für mich. Bitte– für Bonnie. Bitte– für Damon. Bitte…«
    Sie hätte sie alle namentlich aufgezählt und wahrscheinlich einige doppelt genannt, aber es war bereits genug. Nach seiner langen Leidenszeit war Stefano nicht in der Stimmung, ihr zu widersprechen. Sein Kopf fuhr hoch, und Elena spürte mehr als den gewohnten Schmerz, weil er sich im falschen Winkel befand, doch sie war froh darüber, denn Stefano hatte eine Ader ein Stück weit aufgerissen und Blut floss in einem stetigen Strom in seinen Mund.
    Sie mussten jetzt ein wenig langsamer gehen, weil Elena sonst gestolpert wäre und Stefanos Gesicht blutrot wie das eines Dämons gefärbt hätte, aber sie bewegten sich immer noch sehr zügig. Elena sah nicht einmal, wer von ihnen die Sänfte anführte.
    Dann blieben sie plötzlich stehen. Elena, die Augen geschlossen, den Geist ganz auf den Stefanos konzentriert, hätte um nichts in der Welt aufgeblickt. Aber im nächsten Moment waren sie wieder in Bewegung, und Elena hatte das Gefühl, sich in einem weiten Raum zu befinden, und sie begriff, dass sie in der Lobby waren und sie sicherstellen musste, dass alle es erfuhren.
    Es ist jetzt links von uns, sandte sie Damon. Es ist

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