Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
vorsichtig in den blutroten Nachthimmel hinauf. » Was machen wir jetzt?«
» Wir rennen!«, erklang Damons Stimme. An seinem Mund war Blut, ebenso auf dem zuvor makellosen Weiß seiner Kehle. Woher kam es? Damon trank doch nur von Menschen. Er würde sich niemals dazu herablassen, Pferdeblut zu trinken…
Die Pferde können nicht fliehen. Sie wären für Lady Blodwedd eine leichte Beute, erklärte eine scharfe Stimme in ihrem Kopf. Sie würde mit ihnen spielen; es würde qualvoll werden. Auf diese Weise ging es schnell. Es war … eine Laune.
Elena griff keuchend nach seinen Händen. » Damon! Es tut mir leid! «
» WEG HIER!«, brüllte Sage.
» Wir müssen Stefano holen«, sagte Elena und griff mit der anderen Hand nach Bonnie. » Helft mir, zu ihm zu finden. Ich kann den Ring nicht mehr richtig sehen.« Sie vertraute darauf, dass Meredith das Shi no shi allein finden würde.
Was dann folgte, war ein Albtraum, in dem sie alle um ihr Leben rannten. Zweimal schoss das Grauen über ihnen direkt auf sie herab, nur um unmittelbar vor ihnen oder neben ihnen zu Boden zu krachen, Holz und Stein gleichermaßen zu zerstören und dabei riesige Staubwolken aufzuwirbeln. Eine der schlimmsten Eigenschaften der gewaltigen Eule war ihre Lautlosigkeit. Da war nicht das leiseste Rascheln, das ihnen verraten hätte, wo sie vielleicht war. Irgendetwas in ihren Federn schien jedes Geräusch zu dämpfen, sodass Elena und die anderen niemals wussten, wann sie das nächste Mal herabstoßen würde.
Am Ende mussten sie durch allen möglichen Dreck und Müll kriechen und sich so schnell vorwärtsbewegen, wie sie nur konnten, während sie Holz, Glas oder andere scharfe Gegenstände über ihre Köpfe hielten und Blodwedd zum nächsten Angriff ansetzte.
Und die ganze Zeit über versuchte Elena, Macht zu benutzen. Dabei handelte es sich um keine Macht, die sie schon einmal benutzt hätte, aber sie konnte spüren, wie der Name dieser Macht sich auf ihren Lippen formte. Was sie jedoch nicht spüren konnte und nicht erzwingen konnte, war eine Verbindung zwischen diesen Worten und der Macht.
Als Heldin bin ich nicht zu gebrauchen, dachte sie. Ich bin jämmerlich. Ich hätten diese Kräfte jemandem geben sollen, der weiß, wie man sie kontrolliert. Oder, nein, ich hätten sie jemandem mit Anweisungen geben sollen, wozu er sie benutzen soll. Oder– nein…
» Elena!« Irgendetwas flog vor ihr in die Luft, aber sie wich nach links aus und kam daran vorbei. Dann lag sie auf dem Boden und blickte zu Damon auf, der sie mit seinem Körper geschützt hatte.
» Danke«, flüsterte sie.
» Komm weiter!«
» Es tut mir leid«, erwiderte sie und streckte die rechte Hand mit dem Ring daran aus, damit er ihn nahm.
Und dann krümmte sie sich schluchzend. Sie sah, wie sich der Schatten von Blodwedds Flügeln über sie breitete.
Kapitel Vierzig
Matt und Mrs Flowers waren im Bunker– jenem Anbau an das Haus, den Mrs Flowers’ Onkel für Holzarbeiten und andere Hobbys errichtet hatte. Der Bunker war noch heruntergekommener als der Rest der Pension, und Mrs Flowers benutzte ihn als Lagerraum für Dinge, die sie sonst nirgendwo unterbringen konnte– wie Cousin Joes Klappbett und die alte, durchgesessene Couch, die absolut nicht mehr zu den Möbeln im Haus passte.
Jetzt, bei Nacht, war es ihre Zuflucht. Niemand aus Fell’s Church war jemals hineingebeten worden. Tatsächlich hatte, soweit Mrs Flowers sich erinnern konnte, niemand den Bunker betreten außer Mrs Flowers, Stefano– der dabei geholfen hatte, die großen Möbelstücke hineinzuschaffen– und jetzt Matt.
Daran klammerte sich Matt. Er hatte sich langsam, aber sicher durch das Material gearbeitet, das Meredith recherchiert hatte, und ein Artikel hatte ihm und Mrs Flowers besonders wertvolle Informationen gebracht. Sie waren der Grund, warum sie bei Nacht schlafen konnten, wenn die Stimmen kamen.
Der Kitsune wird häufig als eine Art Vetter der westlichen Vampire betrachtet, der ausgesuchte Männer (da die meisten Fuchsgeister eine weibliche Gestalt annehmen) verführt und direkt an ihr Chi, ihren Lebensgeist, verfüttert – und das, ohne Blut als Medium zu benutzen. Daher lässt sich feststellen, dass Kitsune ähnlichen Regeln unterworfen sind wie Vampire. So können sie zum Beispiel menschliche Behausungen nicht ohne Einladung betreten …
Ach ja, die Stimmen…
Jetzt war er zutiefst dankbar dafür, dass er Meredith’ und Bonnies Rat angenommen hatte und als Allererstes zu Mrs
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