Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
vorstellen.
» Es lässt sich nicht öffnen, verdammt«, rief Damon. Er hatte Elenas Handgelenk ergriffen, um den Ring erneut ins Loch zu schieben. Aber wie sehr er auch zog oder drückte, nichts geschah.
Blodwedd hatte sie fast erreicht.
Sie beschleunigte und warf telepathische Bilder voraus.
Sehnen, die sich dehnten, Gelenke, die knackten, Knochen, die splitterten…
Elena wusste …
NEIIIIN!
Das Maß von Elenas Zorn floss über.
Plötzlich sah sie alles, was sie wissen musste, in einer einzigen großen Offenbarung. Aber es war zu spät, um Stefano durch die Tür zu manövrieren, daher war das Erste, was sie rief: » Flügel des Schutzes!«
Blodwedd, die keine zwei Meter mehr entfernt gewesen war, krachte gegen eine Barriere, der selbst ein Atomsprengkopf nichts hätte anhaben können. Sie krachte mit der Geschwindigkeit eines Rennwagens und der Masse eines mittelgroßen Flugzeugs dagegen.
Das Biest zerschmetterte mit dem Schnabel voran an Elenas Flügeln. Diese waren oben von einem klaren Grün, gesprenkelt mit blitzenden Smaragden, auf der Unterseite von zartem Rosa mit kristallklarem Glanz. Die Flügel umfassten alle sechs Menschen und die beiden Tiere– und sie bewegten sich nicht um einen einzigen Millimeter, als Blodwedd dagegen krachte.
Blodwedd war sich selbst zum Verhängnis geworden.
Elena schloss die Augen und versuchte, nicht an das Mädchen zu denken, das aus Blumen gemacht worden war (und das seinen Ehemann bis zu seinem Tod betrogen hatte!, sagte Elena sich verzweifelt), und doch spürte sie, wie ihre Wangen feucht wurden. Dann wandte sie sich wieder der Tür zu. Drückte den Ring hinein. Sorgte dafür, dass er richtig saß.
Und sagte: » Fell’s Church, Virginia, USA, Erde. In die Nähe der Pension, bitte.«
Es war weit nach Mitternacht. Matt schlief auf dem Klappbett im Bunker und Mrs Flowers auf der Couch, als sie plötzlich von einem dumpfen Aufprall geweckt wurden.
» Was um alles in der Welt…?« Mrs Flowers stand auf und starrte aus dem Fenster, wo es hätte dunkel sein sollen.
» Seien Sie vorsichtig, Ma’am«, sagte Matt automatisch, konnte sich aber nicht verkneifen hinzuzufügen: » Was ist los?« Wie immer erwartete er das Schlimmste und überzeugte sich davon, dass der Revolver mit den gesegneten Kugeln einsatzbereit war.
» Es ist… Licht«, antwortete Mrs Flowers hilflos. » Ich weiß nicht, was ich sonst darüber sagen soll. Es ist Licht.«
Matt konnte das Licht sehen, das Schatten auf den Boden ihres Bunkers warf. Es war kein dumpfes Donnern zu hören, und es hatte auch kein anderes Geräusch mehr gegeben, seit er aufgewacht war. Eilig lief er zu Mrs Flowers ans Fenster.
» Hast du jemals…?«, rief Mrs Flowers, hob die Hände und ließ sie wieder sinken. » Was könnte das bedeuten?«
» Ich weiß es nicht, aber ich erinnere mich daran, dass alle von Machtlinien gesprochen haben. Linien von purer Macht unter der Erde.«
» Ja, aber die verlaufen entlang der Oberfläche der Erde und ragen nicht nach oben, wie– wie ein Springbrunnen!«, wandte Mrs Flowers ein.
» Aber ich habe gehört, dass, wo immer drei Machtlinien zusammenlaufen– ich denke, Damon hat das gesagt–, sie ein Tor bilden können, ein Tor zu dem Ort, zu dem die anderen gegangen sind.«
» Meine Güte«, erwiderte Mrs Flowers. » Du meinst… du denkst, eines dieser Dinger, dieser Tore, sei dort draußen? Vielleicht sind sie es ja, die zurückkommen.«
» Das kann nicht sein.« Nach der Zeit, die Matt mit dieser ganz besonderen alten Dame verbracht hatte, respektierte er sie nicht nur, er liebte sie auch. » Und ich denke, wir sollten auf keinen Fall nach draußen gehen.«
» Mein lieber Matt. Du bist ein solcher Trost für mich«, murmelte Mrs Flowers.
Matt konnte nicht erkennen, inwiefern er ein Trost sein sollte. Es waren ihre Essensvorräte und ihr Wasser, die sie nutzten. Selbst das Klappbett gehörte ihr.
Wenn er allein gewesen wäre, hätte er diese… ungewöhnlichen Dinge dort draußen vielleicht näher untersucht. Es sah aus wie drei Scheinwerfer, die aus dem Boden leuchteten, sodass ihre Strahlen sich etwa auf der Höhe eines menschlichen Wesens trafen. Helle Lichter. Und sie wurden von Minute zu Minute noch heller.
Matt sog den Atem ein. Drei Machtlinien, hm? Gott, es war wahrscheinlich eine Invasion von Monstern.
Er wagte nicht einmal mehr zu hoffen.
Elena wusste nicht, ob sie nur USA oder Erde hätte sagen müssen, oder auch, ob die Tür sie überhaupt nach Fell’s
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