Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
lang war Elena sprachlos. Sie? Sie? War
abgesehen von Misao noch eine andere Sie in diese
Geschichte verwickelt?
Damon hatte inzwischen eine Armbrust hervorgeholt und
einen Bolzen eingelegt, aber Shinichi faselte einfach
weiter.
»Misao konnte sich nicht mehr bewegen. Sie hatte al ihre
Macht in ihre Sternenkugel gegeben, müsst ihr wissen. Sie
hat nie mehr gelacht oder gesungen ? nie mehr mit mir R?
nke geschmiedet. Sie hat einfach nur ? dagesessen.
Schlie?lich bat sie mich, sie in mich selbst hineinzuziehen.
Sie dachte, wir w?rden auf diese Weise eins werden. Also
l?ste sie sich auf und verschmolz mit mir. Aber es half
nichts. Jetzt ? kann ich sie kaum noch h?ren. Ich bin
gekommen, um meine Sternenkugel zu holen. Ich habe die
Energie der Kugel benutzt, um durch die Dimensionen zu
reisen. Wenn ich Misao in meine Sternenkugel gebe, wird
sie sich erholen. Dann werde ich die Kugel wieder
verstecken ? aber nicht dort, wo ich sie beim letzten Mal
gelassen habe. Ich werde sie weiter oben verstecken, wo
niemand sonst sie jemals finden wird.« Er schien sich auf
seine Zuhörer zu konzentrieren. »Also schätze ich, ihr
sprecht in diesem Moment mit Misao und mir. Nur dass ich
so einsam bin – ich kann sie überhaupt nicht fühlen.«
»Du wirst Elena nicht anrühren«, sagte Stefano leise.
Bei Shinichis Worten »… Ich werde sie weiter oben
verstecken …«, sah Damon den Rest der Gruppe grimmig
an.
»Geh weiter, Bonnie, bleib nicht stehen«, fügte Stefano
hinzu. »Das gilt auch für dich, Elena. Wir werden euch
folgen. «
Elena ließ Bonnie einige Schritte am See entlanggehen,
bevor sie telepathisch sagte: Wir dürfen uns nicht trennen,
Stefano; wir haben nur einen einzigen Kompass.
Sei vorsichtig, Elena! Er könnte dich hören!, kam
Stefanos Stimme, und Damon fügte energisch hinzu: Halt
den Mund!
»Macht euch nicht die Mühe, ihr zu sagen, sie sol e den
Mund halten«, bemerkte Shinichi. »Ihr seid närrisch, wenn
ihr denkt, ich k?nnte eure Gedanken nicht direkt aus euren
K?pfen ziehen. Ich h?tte nicht gedacht, dass ihr o dumm
seid.«
»Wir sind nicht dumm«, entrüstete sich Bonnie.
»Nein? Habt ihr dann meine Rätsel gelöst?«
»Dafür hatten wir kaum die Zeit«, blaffte Elena. Ein Fehler,
denn es brachte Shinichi dazu, sich wieder auf sie zu
konzentrieren.
»Hast du ihnen erzählt, was du über die Tragödie von
Camelot denkst, Elena? Nein, ich habe nicht erwartet, dass
du den Mut dazu aufbringen würdest. Dann werde ich es
ihnen erzählen, ja? Ich werde es so vorlesen, wie du es in
dein Tagebuch geschrieben hast.«
»Nein! Du kannst mein Tagebuch nicht gelesen haben!
Wie dem auch sei – es hat keine Gültigkeit mehr!«,
brauste Elena auf.
»Mal sehen … dies sind jetzt deine eigenen Worte.« Er
schlug einen Tonfal an, als lese er vor. »›Liebes Tagebuch,
eines von Shinichis Rätseln war die Frage, was ich über
Camelot denke. Du weißt schon, die Legende von König
Artus, Königin Guinevere und dem Ritter, den sie liebte,
Lancelot. Und ich denke Folgendes: Eine Menge
unschuldiger Menschen sind gestorben und waren
unglücklich, weil drei selbstsüchtige Personen – ein König,
eine Königin und ein Ritter – sich nicht auf zivilisierte
Weise benehmen konnten. Sie konnten nicht verstehen,
dass man, je mehr man liebt, umso mehr zu lieben findet.
Diese drei konnten der Liebe nicht nachgeben und einfach
teilen – sie al e drei …‹«
»Halt den Mund!«, schrie Elena. »Halt den Mund!«
Mein Gott, sagte Damon, mein Leben hat sich gerade in
den Schwanz gebissen.
Genau wie meins. Stefano klang, als sei ihm schwindelig.
Vergesst das alles einfach, meldete Elena sich wieder zu
Wort. Es ist nicht länger wahr. Stefano, ich gehöre für
immer dir, und ich habe immer dir gehört. Und gerade
jetzt müssen wir versuchen, diesen Bastard loszuwerden,
um zu dem Baumstamm zu rennen.
»Misao und ich haben das früher auch getan«, erklärte
Shinichi. »Wir haben unsere Gedanken geteilt, ohne dass
uns jemand belauschen konnte. Du bist gewiss gut darin,
andere zu manipulieren, Elena, und sie daran zu hindern,
einander deinetwegen zu töten.«
»Ja, es ist eine besondere Methode, die ich die Wahrheit
nenne«, sagte Elena. »Aber ich bin im Manipulieren nicht
halb so gut wie Damon. Jetzt greif uns an oder lass uns
gehen. Wir haben es eilig!«
»Euch angreifen?« Shinichi schien über die Idee
nachzudenken. Und dann stürzte er sich, schnel er
Weitere Kostenlose Bücher