Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Bonnie heranzukommen –
stell fest, ob du sie von ihm losmachen kannst.
Er ließ sie genau in dem Moment los, in dem Shinichi
herumfuhr, um sich Stefano zu stel en und den schwarzen
Schmerz – der auf der Erde Matt und Elena von den Füßen
gerissen und in Krämpfe gestürzt hatte – direkt auf ihn zu
richten.
Elena sah, dass al e eine halbe Drehung machten, wie um
ihr einen Gefal en zu tun, und plötzlich erkannte sie eine
Chance. Sie griff nach Bonnies schlaffer Gestalt und
Shinichi warf ihr das Mädchen in die Arme.
Worte hal ten durch Elenas Kopf. Hol dir Bonnie. Sieh zu,
ob du ihr helfen kannst.
Nun, jetzt hatte sie Bonnie. Ihr Verstand kombinierte die
beiden Befehle Stefanos mit einem weiteren ? Bring sie
von Shinichi weg. Sie ist eine kostbare Geisel.
Doch Elena stel te fest, dass sie selbst jetzt beinahe vor
Zorn geschrien hätte. Sie musste Bonnie beschützen –
aber das bedeutete, dass sie Stefano, den sanften
Stefano, Shinichi auslieferte! Sie stolperte mit Bonnie weg
– so klein und leicht –, und warf gleichzeitig über die
Schulter einen Blick zurück zu Stefano. Er zeigte ein
leichtes, konzentriertes Stirnrunzeln, aber er war nicht nur
nicht überwältigt von Schmerz, er attackierte Shinichi
weiter.
Obwohl Shinichis Kopf brannte. Die strahlenden,
dunkelroten Spitzen seines schwarzen Haares waren in
Flammen aufgegangen, als könne nichts besser seine
Feindseligkeit ausdrücken – und seine Gewissheit, zu
siegen. Er krönte sich selbst mit einer flammenden
Girlande, einem höl ischen Heiligenschein.
Elenas Wut darüber verwandelte sich in ein Frösteln, das
ihr über den Rücken lief, während sie etwas beobachtete,
das die meisten Leute niemals überlebten, um es
analysieren zu können: Zwei Vampire, die in perfektem
Einklang gemeinsam angriffen. Das Ganze hatte die
elementare Wildheit von zwei Raubvögeln oder Wölfen,
aber es hatte auch die Ehrfurcht erregende Schönheit von
zwei Geschöpfen, die als ein einziger, geeinter Leib
zusammenarbeiteten. Der Gleichmut in Stefanos und
Damons Mienen sagte ihr, dass dies ein Kampf auf Leben
und Tod war. Das gelegentliche Stirnrunzeln Stefanos oder
das grimmige Lächeln Damons bedeuteten, dass Shinichi
seine dunkle, sengende Macht durch den einen oder
anderen von ihnen sandte. Aber dies waren keine
schwachen Menschen, mit denen Shinichi jetzt spielte. Sie
waren beide Vampire mit K?rpern, die beinahe sofort
heilten ? und Vampire, die beide in letzter Zeit Nahrung
aufgenommen hatten ? von ihr, Elena. Ihr außerordentliches
Blut war jetzt der Treibstoff der beiden.
Also bin ich bereits ein Teil davon, dachte Elena. Ich helfe
ihnen in ebendiesem Augenblick. Diese Gewissheit
musste reichen, um die Wildheit zu beschwichtigen, die
dieser bedingungslose Kampf in ihr hervorrief. Es wäre ein
Verbrechen gewesen, den perfekten Einklang, mit dem die
beiden Vampire Shinichi attackierten, zu ruinieren – vor
al em da Bonnie noch immer schlaff in ihren Armen lag.
Als Menschen sind wir beide eine Belastung, dachte sie.
Und Damon würde nicht zögern, mir das zu sagen, selbst
wenn ich nur einen einzigen Hieb landen wol te.
Bonnie, komm schon, Bonnie, dachte sie. Halt dich an
mir fest. Wir gehen weiter weg. Sie fasste das kleinere
Mädchen unter den Achselhöhlen und schleifte es fort.
Rückwärts stolperte sie in die olivfarbene Dunkelheit
hinein, die sich in al e Richtungen erstreckte. Als sie über
eine Wurzel fiel und auf dem Hintern landete, befand sie,
dass sie weit genug gegangen war, und zog sich Bonnie
auf den Schoß.
Dann legte sie die Hände um Bonnies kleines,
herzförmiges Gesicht und dachte an die am meisten
besänftigenden Dinge, die sie sich vorstel en konnte.
Daheim in die Quel en von Warm Springs eintauchen. Ein
heißes Bad bei Lady Ulma und dann eine vierhändige
Massage, während sie bequem auf einer Trockencouch lag
und um sie herum Blumendüfte ihre Sinne verwöhnten. Eine
Umarmung mit Saber in Mrs Flowers? gem?tlichem Salon.
Die Dekadenz auszuschlafen und in ihrem eigenen Bett
aufzuwachen ? w?hrend ihre eigenen Eltern und ihre
Schwester im Haus waren.
Bei diesem Gedanken konnte Elena ein leises Aufkeuchen
nicht unterdrücken und eine Träne fiel auf Bonnies Stirn.
Bonnies Lider flatterten.
»Sei du nicht traurig«, flüsterte sie. »Elena?«
»Ich hab dich und niemand wird dir noch einmal wehtun.
Fühlst du dich immer noch schlecht?«
»Ein wenig. Aber ich konnte
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