Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Axt
aus seinem Rucksack benutzen, um Kerben einzuschlagen,
damit ihre Füße Halt fanden.
Elena hatte das dunkelgrüne Halblicht mehr als al es
andere zu hassen gelernt. Es spielte ihren Augen Streiche,
genau wie die gedämpften Geräusche ihrer Füße auf dem
von Blättern übersäten Boden ihren Ohren Streiche
spielten. Mehrmals blieb sie stehen, und einmal blieb auch
Stefano stehen ? um zu sagen: ?Hier ist noch jemand!
Jemand folgt uns!?
Jedes Mal waren sie al e stehen geblieben und hatten
aufmerksam gelauscht. Stefano und Damon erkundeten
die Umgebung telepathisch, soweit sie konnten, um nach
einem anderen Geist zu suchen. Aber entweder war er so
gut getarnt, dass er unsichtbar war, oder er existierte
überhaupt nicht.
Und dann, nachdem Elena das Gefühl hatte, als sei sie ihr
ganzes Leben gelaufen und würde bis zum Ende der
Ewigkeit weiterlaufen, war es Damon, der abrupt anhielt.
Bonnie, die direkt hinter ihm ging, schnappte nach Luft.
Elena und Stefano eilten herbei, um zu sehen, was los war.
Was Elena sah, ließ sie unsicher bemerken: »Ich denke,
wir haben den Baumstamm viel eicht verfehlt und … sind
am Rand … dieser Welt …«
Auf dem Boden vor ihr und soweit sie sehen konnte
erstreckte sich die sternenübersäte Dunkelheit des
Weltraums. Aber ein riesiger Planet und zwei riesige
Monde überstrahlten das Licht der Sterne. Einer der
Monde leuchtete blau und weiß, der andere silbern.
Stefano hielt ihre Hand und teilte dieses Wunder mit ihr und
ein Prickeln überlief ihre Arme und schoss in ihre plötzlich
schwach gewordenen Knie. Der Grund dafür war einzig die
federleichte Berührung seiner Finger auf ihren.
Dann sagte Damon schneidend: »Schaut nach oben.«
Elena tat es – und keuchte auf. Für nur eine Sekunde war
ihr Körper vol kommen losgelöst. Sie und Stefano
schlangen automatisch die Arme umeinander. Und dann
begriff Elena, was sie sahen, sowohl oben wie unten.
»Es ist Wasser«, sagte sie und starrte auf die Fläche, die
sich vor ihnen ausbreitete. »Einer dieser Süßwasserseen,
von denen Sage uns erzählt hat, über dem der Baum den
Blick nach oben freigibt.«
»Und es sieht so aus, als befänden wir uns tatsächlich auf
dem kleinsten Mond«, bemerkte Stefano milde, und seine
Augen waren trügerisch unschuldig, als er Damon ansah.
»Ja, hm, dann muss sich im Zentrum dieses Möndchens
etwas überaus Schweres befinden, das dafür sorgt, dass
die Gravitation hier acht Zehntel dessen entspricht, was wir
gewohnt sind, und dass der Mond eine für uns
gewohnt sind, und dass der Mond eine für uns
ausreichende Atmosphäre festhält. Aber wen schert schon
Logik? Dies ist eine Welt, die wir durch die Unterwelt
erreicht haben. Warum sol ten hier logische Gesetze
gelten?« Er musterte Elena mit leicht
zusammengekniffenen, überschatteten Augen.
»Wo ist der dritte? Der schwere?«
Die Stimme war hinter ihnen – dachte Elena. Elena – sie
al e – wandten sich von dem strahlenden Licht ab und der
Halbdunkelheit zu. Al es schimmerte und tanzte vor ihren
Augen.
Die ernste Meredith, die lachende Bonnie
Und Elena mit dem goldenen Haar.
Sie flüstern und schweigen dann stille …
Sie spinnen Ränke, doch mich kümmert’s nicht mehr …
Denn ich muss Elena haben,
Elena mit dem goldenen Haar …
»Nun, du wirst mich nicht bekommen!«, rief Elena. »Und
dieses Gedicht ist ohnehin ein vol kommen falsches Zitat.
Ich erinnere mich aus dem ersten Jahr meines
Englischkurses daran. Und du bist verrückt!« Selbst in
ihrer Angst und Wut dachte sie an Fel ’s Church. Wenn
Shinichi hier war, konnte er dann dort die letzte Mitternacht
bringen? Oder konnte Misao sie einfach mit einem
lässigen Wink auslösen?
»Aber ich werde dich bekommen, goldene Elena«, sagte
der Kitsune.
Sowohl Stefano als auch Damon hatten Messer gezückt.
»In diesem Punkt irrst du dich, Shinichi«, erklärte Stefano.
»Du wirst Elena nie, niemals wieder berühren.«
»Ich muss es versuchen. Ihr habt mir al es andere
genommen. «
Elenas Herz hämmerte jetzt. Wenn er überhaupt vernünftig
mit einem von uns reden wird, dann am ehesten mit mir,
dachte sie. »Sol test du dich nicht für die letzte Mitternacht
bereitmachen, Shinichi?«, fragte sie in einem freundlichen
Tonfal und zitterte innerlich vor Angst, er könnte sagen:
»Sie ist bereits vorüber.«
»Sie braucht mich nicht. Sie wol te Misao nicht beschützen.
Warum sol te ich ihr helfen?«
Einen Moment
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