Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
er
gleichgültig klang, als bereue er nichts. »Es ist, als sei man
die ganze Zeit in Baumwol e eingewickelt, Elena: Wir
können nicht sehen, wir können nicht riechen, können nicht
hören. Meine Reflexe sind wie die einer Schildkröte und ich
bin halb verhungert. «
»Warum probierst du dann nicht mein Blut?«, fragte Elena
und klang dabei unerwartet ruhig.
»Ich kann nicht«, antwortete Damon und versuchte, nicht
die zierliche rubinrote Halskette anzustarren, aus der
einzelne Rinnsale von Blut Elenas schlanke weiße Kehle
hinabflossen.
»Ich habe mich bereits geschnitten«, sagte Elena, und
Damon dachte: Du hast dich geschnitten? Bei al en
Göttern, das Mädchen ist unbezahlbar. Als hätte es einen
kleinen Küchenunfal gehabt.
»Also können wir jetzt ganz einfach feststel en, ob dir
menschliches Blut noch schmeckt«, fuhr Elena fort.
»Nein.«
»Du weißt, dass du es probieren wirst. Ich weiß, dass du
es wei?t. Aber wir haben nicht viel Zeit. Mein Blut wird nicht
ewig flie?en. Oh, Damon ? nach al em ? erst letzte Woche
??
Er sah zu lange hin, das wusste er. Aber er sah nicht nur
das Blut. Er betrachtete ihre herrliche goldene Schönheit,
als sei das Kind eines Sonnenstrahls und eines
Mondstrahls in seinen Raum getreten und bade ihn in
seinem unschuldigen Licht.
Mit einem Zischen kniff Damon die Augen zusammen und
packte Elena an den Armen. Er erwartete, dass sie
automatisch zurückzuckte, wie vorhin, als er sie von hinten
gepackt hatte. Aber sie bewegte sich keinen Schritt
rückwärts. Stattdessen loderte so etwas wie eine eifrige
Flamme in diesen großen lapislazulifarbenen Augen auf.
Elena öffnete unwil kürlich die Lippen.
Er wusste, dass sie es unwil kürlich tat. Er hatte viele Jahre
Zeit gehabt, um die Reaktionen junger Frauen zu studieren.
Er wusste, was es bedeutete, als ihr Blick zuerst auf seine
Lippen fiel, bevor sie ihn zu seinen Augen hob.
Ich darf sie nicht noch einmal küssen. Ich darf nicht. Es ist
eine menschliche Schwäche, ihre Wirkung auf mich. Sie
begreift nicht, was es heißt, so jung und so verboten schön
zu sein. Sie wird es eines Tages noch lernen …
Tatsächlich könnte sie es aber auch jetzt lernen, von mir …
Als könne sie ihn hören, schloss Elena die Augen. Sie ließ
den Kopf in den Nacken fal en, und plötzlich stel te Damon
fest, dass er die Hälfte ihres Gewichts stützte. Sie gab
jeden Gedanken an sich selbst auf und zeigte ihm, dass sie
ihm trotz al em immer noch vertraute, ihn immer noch …
… immer noch liebte. Damon wusste selbst nicht, was er
tun würde, als er sich zu ihr vorbeugte. Er hatte wirklich
Hunger. Der Hunger zerriss ihn wie die Klauen eines Wolfs.
Er machte ihn benommen, schwindelig, unbeherrscht. Über
ein halbes Jahrtausend hatte ihn zu dem Glauben geführt,
dass nur eins diesen Hunger linderte: die dunkelrote
Fontäne einer aufgerissenen Arterie. Eine dunkle Stimme,
die vom Hof der Höl e selbst hätte kommen können,
flüsterte ihm zu, dass er tun könne, was Vampire taten,
dass er eine Kehle aufreißen könne wie ein Werwolf.
Warmes Fleisch würde den Hunger eines Menschen
viel eicht lindern. Was würde er tun, so nah an Elenas
Lippen, so nah ihrer blutenden Kehle?
Zwei Tränen glitten unter ihren dunklen Wimpern hervor und
rol ten ein kleines Stück über ihr Gesicht, bevor sie in
goldenes Haar fielen. Noch bevor er darüber nachdenken
konnte, kostete Damon eine.
Immer noch Jungfrau. Nun, das war zu erwarten; Stefano
war immer noch ziemlich schwach. Aber ein Bild
überlagerte den zynischen Gedanken, zusammen mit
einigen wenigen Worten: ein Geist, so rein wie verwehter
Schnee.
Plötzlich erkannte er einen anderen Hunger, einen anderen
Durst. Die einzige Quel e, um dieses Verlangen zu stil en,
war ganz in der Nähe. Verzweifelt und drängend suchte und
fand er Elenas Lippen. Und dann verlor er jede Kontrol e.
Was er am dringendsten brauchte, war hier. Und Elena
mochte zittern, aber sie stieß ihn nicht weg.
Er tauchte ein in eine Aura, die so golden war wie das
Haar, dessen Spitzen er sachte berührte. Es bereitete ihm
Freude, dass sie vor Wonne schauderte, und er begriff,
dass er ihre Gedanken sp?ren konnte. Seine
telepathischen F?higkeiten waren die einzige Macht, die
ihm geblieben war. Er hatte keine Ahnung, warum er sie
noch besa?, aber er besa? sie. Und im Moment wol te er
sich ganz auf Elena einstel en.
Aber … Dieses verfixte Mädchen! Sie dachte
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