Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
Nektar und Ambrosia warteten. Dort warteten
Nahrung und Ruhe und Euphorie. Hier, wo seine Lippen
waren, als er sich ein zweites Mal über sie beugte … und
er brauchte es nur zu kosten – zu trinken …
Damon pral te zurück und versuchte, sich zum Schlucken zu
zwingen, entschlossen, das Blut nicht auszuspucken. Es
war nicht … es war nicht vollkommen abstoßend. Er
konnte verstehen, wieso Menschen mit ihren
minderwertigen Sinnen die tierischen Varianten des Bluts
nutzten. Aber dieses gerinnende, nach Mineralien
schmeckende Zeug war kein Blut … es hatte nichts von
dem duftenden Bouquet, der berauschenden, reichen Fül e,
der süßen, samtenen, provozierenden, lebenspendenden,
unbeschreiblichen Eigenschaften von Blut.
Es musste eine Art schlechter Scherz sein. Er war versucht,
Elena zu beißen, nur um einen Eckzahn über die
Halsschlagader zu ziehen, einen winzigen Kratzer zu
machen, damit er die kleine Fontäne kosten konnte, die auf
seinem Gaumen explodieren würde – um zu vergleichen,
um sich davon zu überzeugen, dass nicht irgendwo dort
drin das richtige Blut war. Er fühlte sich nicht nur versucht;
er tat es. Aber es kam kein Blut.
Er hielt inne. Da – er hatte tatsächlich einen Kratzer
gemacht. Aber auch nicht mehr. Er hatte nicht einmal die
äußere Schicht von Elenas Haut durchdrungen.
Stumpfe Zähne.
Unwil kürlich presste Damon die Zunge auf einen Eckzahn,
wol te ihn zwingen, sich auszufahren, wol te ihn mit seiner
ganzen beengten, frustrierten Seele zwingen, sich zu
schärfen.
Und … nichts. Nichts. Aber im Grunde hatte er schon den
ganzen Tag damit verbracht, genau das zu tun. Damon
fühlte sich elend. Er erlaubte Elena, den Kopf wieder zu
drehen.
»Das war es?«, fragte sie zittrig. Sie bemühte sich so sehr,
ihm gegenüber tapfer zu sein! Die arme, dem Untergang
geweihte weiße Seele mit ihrem dämonischen Geliebten.
»Damon, du kannst es noch einmal versuchen«, sagte sie.
»Du kannst fester zubeißen.«
»Es hat keinen Sinn«, blaffte er. »Du bist nutzlos …«
Elena glitt beinahe zu Boden. Er hielt sie aufrecht, während
er ihr ins Ohr knurrte: »Du weißt, was ich damit gemeint
habe. Oder möchtest du lieber mein Abendessen sein als
meine Prinzessin?«
Elena schüttelte nur stumm den Kopf. Sie ruhte in seinen
Armen, den Kopf an seine Schulter gebettet. Kein Wunder,
dass sie nach al em, was sie seinetwegen durchgemacht
hatte, Ruhe brauchte. Aber was die Frage betraf, wie sie
an seiner Schulter Trost finden konnte … nun, das
überstieg seinen Verstand.
Sage! Damon sandte den zornigen Gedanken auf al en
Frequenzen aus, zu denen er Zugang fand, wie er es schon
den ganzen Tag ?ber getan hatte. Wenn er nur Sage finden
den ganzen Tag ?ber getan hatte. Wenn er nur Sage finden
konnte, w?rden al seine Probleme gel?st sein. Sage,
fragte er scharf, wo bist du?
Keine Antwort. Nach al em, was Damon wusste, war es
Sage gelungen, durch die Pforte zur Dunklen Dimension in
Mrs Flowers’ Garten zu entkommen, die für ihn jetzt ebenso
macht- wie nutzlos war. Er hatte Damon hier einfach
zurückgelassen, ausgesetzt. Sage war immer so irrsinnig
schnel , wenn er sich davonmachte.
Aber warum hatte er sich davongemacht?
Eine Vorladung bei Hof? Manchmal bekam Sage eine
solche Vorladung. Von dem Gefal enen, der am Hof der
Höl e residierte, in der tiefsten der Dunklen Dimensionen.
Und wenn Sage tatsächlich eine solche Vorladung bekam,
erwartete man von ihm, dass er sich auf der Stel e in dieser
Dimension einfand, mitten im Wort, dass er gerade
sprechen mochte, mitten in einer Zärtlichkeit, die er gerade
austauschte, mitten in – was auch immer. Bisher war Sage
das immer gelungen, das wusste Damon. Er wusste es,
weil Sage noch lebte.
An jenem Nachmittag, nachdem Damon
katastrophalerweise den Strauß untersucht hatte, hatte
Sage auf dem Kaminsims einen höflichen Brief
hinterlassen, in dem er sich bei Mrs Flowers für ihre
Gastfreundschaft bedankte, und er hatte sogar seinen
riesigen Hund, Saber, und seinen Falken, Talon, zum
Schutz des Haushalts zurückgelassen – den Brief hatte er
zweifel os schon vorbereitet gehabt. Er war gegangen, wie
er immer ging, so unberechenbar wie der Wind und ohne
Auf Wiedersehen zu sagen. Gewiss hatte er gedacht, dass
Damon mühelos einen Ausweg finden würde. Es gab
schlie?lich eine ganze Reihe von Vampiren in Fel ?s
Church. Die hatte es hier schon immer gegeben. Die
Linien purer Macht zogen sie
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