Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
fiel; die perfekten,
wie gemeißelten Züge; der arrogante, sinnliche Mund – im
Augenblick zu einer nachdenklichen Linie
zusammengepresst …
»Wo ist sie, Elena?«, fragte er knapp. Sie. Nicht: die
Sternenkugel . Er wusste, dass sie nicht dumm war, und
natürlich wusste er, dass al e in der Pension die
Sternenkugel bewusst vor ihm versteckten.
»Ist das al es, was du von mir wissen wil st?«, flüsterte
Elena.
Sie sah, wie ein Ausdruck der Hilflosigkeit in seine Augen
trat, und er machte einen Schritt auf sie zu, als könne er
sich nicht bezähmen. Aber schon im nächsten Moment
erbitterte sich sein Gesicht wieder. »Sag es mir, dann
sehen wir weiter.«
»Ich … verstehe. Nun, wir haben ein System beschlossen,
vor zwei Tagen«, antwortete Elena leise. »Jeder zieht ein
Los. Wer das Los mit dem X darauf zieht, nimmt die Kugel
vom Küchentisch und al e anderen gehen dann in ihre
Zimmer und bleiben dort, bis er die Sternenkugel versteckt
hat. Ich habe heute nicht das Los gezogen, also wei? ich
nicht, wo sie ist. Aber du kannst mich auf die Probe stel en
? pr?fe mich.? Elena sp?rte, wie sie sich innerlich wand,
als sie die letzten Worte sagte. Sie f?hlte sich weich und
hilflos und verletzlich.
Damon beugte sich vor und schob langsam eine Hand in
ihr Haar. Er konnte ihren Kopf gegen eine Wand
schmettern oder sie quer durch den Raum schleudern. Er
konnte ihr einfach mit dem Messer die Kehle
durchschneiden. Elena wusste, dass er in der Stimmung
war, seine Gefühle an einem Menschen auszulassen. Aber
sie tat nichts. Sagte nichts. Stand nur da und sah ihm in die
Augen.
Langsam beugte Damon sich noch weiter zu ihr vor und
strich mit seinen Lippen – ganz sachte – über ihre. Elena
fielen die Augen zu. Aber im nächsten Moment zuckte
Damon zusammen und zog die Hand aus ihrem Haar.
Das war der Augenblick, in dem Elena noch einmal
darüber nachdachte, was aus dem Essen geworden sein
musste, das sie mitgebracht hatte. Brühheißer Kaffee
schien ihr über Hand und Arm gespritzt zu sein und ihr die
Jeans an einem Oberschenkel durchweicht zu haben.
Tasse und Untertel er lagen in Scherben auf dem Boden.
Das Tablett und die Kekse waren hinter einen Stuhl
geflogen. Der Tel er mit dem rohen Hackfleisch war jedoch
seltsamerweise richtig herum auf dem Sofa gelandet. Das
Besteck lag in al e Richtungen verstreut.
Elena ließ vor Angst und Schmerz Kopf und Schultern
hängen. Dies war im Augenblick ihre Welt – Angst und
Schmerz. Die sie überwältigten. Sie war normalerweise
keine Heulsuse, aber sie konnte die Tr?nen nicht aufhalten,
die ihre Augen f?l ten.
Verdammt!, dachte Damon.
Es war ie. Elena. Er war hundertprozentig sicher gewesen,
dass ein Gegner ihn ausspionierte, dass einer seiner
vielen Feinde ihn aufgespürt hatte und ihm eine Fal e stel te
… jemand, der entdeckt hatte, dass er jetzt so schwach war
wie ein Kind.
Ihm war nicht einmal der Gedanke gekommen, dass sie es
sein könnte, bis er mit einem Arm ihren weichen Körper
umfangen hatte und den Duft ihres Haares roch, während
er ihr mit der anderen Hand eine Klinge, so glatt wie Eis,
an die Kehle presste.
Und dann hatte er das Licht angeknipst und gesehen, was
er bereits erraten hatte. Unglaublich! Er hatte sie nicht
erkannt. Er war draußen im Garten gewesen, als er
gesehen hatte, dass die Tür zum Lagerraum offen stand,
und er hatte sofort gewusst, dass dort ein Eindringling war.
Aber so geschwächt, wie seine Sinne waren, hatte er ihn
nicht erkennen können.
Es gab keine Rechtfertigung für diese Tatsachen: Er hatte
Elena wehgetan und ihr Angst gemacht. Er hatte ihr
wehgetan. Und statt sich zu entschuldigen, hatte er
versucht, für seine eigenen selbstsüchtigen Zwecke die
Wahrheit mit Gewalt aus ihr herauszuholen.
Und jetzt, ihre Kehle …
Sein Blick wanderte zu der dünnen Linie roter Tröpfchen an
Elenas Hals, wo das Messer ihre Haut aufgeritzt hatte, als
sie aufgrund des Gef?hls der Klinge auf ihrer Haut
zusammengezuckt war. War sie ohnm?chtig geworden?
Sie h?tte in diesem Moment sterben k?nnen, in seinen
Armen, wenn er nicht schnel genug gewesen w?re, das
Messer wegzurei?en.
Er sagte sich immer wieder, dass er keine Angst vor ihr
hatte. Dass er das Messer lediglich geistesabwesend
weiter in der Hand behielt. Aber er konnte sich selbst nicht
davon überzeugen.
»Ich war draußen. Weißt du, dass wir Menschen nicht
sehen können?«, fragte er, wohl wissend, dass
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