Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
würde,
die überfloss wie pures Licht und al es verwandelte, was
sie berührte.
Bonnie erwachte und begriff, dass sie nur wenige Minuten
bewusstlos gewesen war. Sie begann zu zittern, und
sobald sie damit angefangen hatte, konnte sie nicht mehr
aufhören. Eine Wel e der Hitze umschlang sie, und sie
wusste, dass Damon versuchte, sie zu wärmen, aber das
Zittern wol te trotzdem nicht weggehen.
»Was ist los?«, fragte Damon, und seine Stimme klang
anders als gewöhnlich.
»Ich weiß es nicht«, sagte Bonnie. Sie wusste es
tatsächlich nicht. »Viel eicht liegt es daran, dass sie immer
Anstalten gemacht haben, mich aus dem Fenster zu
werfen. Ich wol te nicht schreien«, fügte sie hastig hinzu, für
den Fal , dass er etwas anderes vermutete. ?Aber dann
haben sie davon gesprochen, mich zu foltern ??
Sie spürte, wie eine Art Krampf Damon durchlief. Er hielt
sie zu fest an sich gedrückt. »Dich zu foltern! Damit haben
sie dir gedroht?«
»Ja, wegen Misaos Sternenkugel. Sie wussten, dass
jemand sie ausgeschüttet hatte; ich habe ihnen das nicht
erzählt. Aber ich musste ihnen erzählen, dass es meine
Schuld war, wie die letzte Hälfte ausgegossen wurde, und
dann wurden sie wütend auf mich. Oh! Damon, du tust mir
weh!«
»Es war also deine Schuld, dass die Sternenkugel geleert
wurde, ja?«
»Nun, ich schätze, das war es. Du hättest es nicht tun
können, wenn ich mich nicht betrunken hätte und – w-was
ist los, Damon? Bist du auch wütend?« Er hielt sie wirklich
so fest, dass sie kaum noch atmen konnte.
Dann spürte sie, dass seine Arme sich langsam ein wenig
lockerten. »Ein Wort des Rates, kleines Rotkäppchen.
Wenn Menschen damit drohen, dich zu foltern und zu töten,
könnte es … zweckdienlicher sein, ihnen zu sagen, es sei
jemand anderes Schuld an der Sache. Vor al em, wenn das
zufäl ig die Wahrheit ist.«
»Das weiß ich!«, sagte Bonnie entrüstet. »Aber sie wol ten
mich trotzdem töten. Wenn ich ihnen von dir erzählt hätte,
hätten sie auch noch dich verletzt.«
Damon zog sie jetzt grob zurück, sodass sie ihm ins
Gesicht schauen musste. Bonnie konnte außerdem eine
zarte Berührung spüren, die telepathische Erkundung ihres
Geistes. Sie leistete keinen Widerstand; sie war zu
beschäftigt damit, sich zu fragen, warum er
pflaumenfarbene Schatten unter den Augen hatte. Dann
sch?ttelte er sie ein wenig, und sie h?rte auf, dar?ber
nachzudenken.
»Verstehst du auch nur die einfachsten Grundsätze der
Selbsterhaltung?«, fragte er, und sie dachte, dass er
wieder sehr wütend wirkte. Er benahm sich gewiss ganz
anders als zu jeder anderen Zeit, da sie ihn gesehen hatte
– bis auf diese eine Gelegenheit, dachte sie. Und das war
der Tag, an dem Elena »diszipliniert« worden war, weil sie
Lady Ulma das Leben gerettet hatte, damals, als Ulma eine
Sklavin gewesen war. An dem Tag hatte er den gleichen
Gesichtsausdruck gehabt, so bedrohlich, dass selbst
Meredith Angst vor ihm gehabt hatte, und doch so vol er
Schuldgefühle, dass Bonnie sich danach gesehnt hatte, ihn
zu trösten.
Aber es musste noch irgendeinen anderen Grund geben,
sagte Bonnies Verstand. Denn du bist nicht Elena, und er
wird dich niemals so behandeln, wie er Elena behandelt.
Eine Vision des braunen Raums stieg vor ihr auf, und sie
war davon überzeugt, dass er Elena niemals dort
einquartiert hätte. Zumal Elena es ihm nicht erlaubt hätte.
»Muss ich zurückkehren?«, fragte sie und begriff, dass sie
kleinlich und dumm war und dass ihr der braune Raum vor
gar nicht langer Zeit wie ein Paradies erschienen war.
»Zurückkehren?«, wiederholte Damon, ein wenig zu
schnel . Sie hatte das Gefühl, dass auch er den braunen
Raum gerade gesehen hatte, mit ihren Augen. »Warum?
Die Wirtin hat mir al es gegeben, was sich in dem Raum
befand. Also habe ich da unten deine richtigen Kleider und
einen Haufen Sternenkugeln, fal s du mit einer davon noch
nicht fertig warst. Aber warum kommst du auf den
Gedanken, du m?sstest viel eicht dorthin zur?ckkehren??
»Nun, ich weiß, dass du nach einer Dame von höchster
Qualität gesucht hast, und ich bin keine«, sagte Bonnie
schlicht.
»Das habe ich nur getan, damit ich mich wieder in einen
Vampir verwandeln konnte«, erwiderte Damon. »Und was
denkst du, was dich in diesem Augenblick hoch oben in der
Luft festhält?« Plötzlich wusste Bonnie irgendwie, dass ihre
ängstlichen Gefühle, hervorgerufen von den Nie-und-
Nimmer
Weitere Kostenlose Bücher