Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
sondern das reiche, machtvol e Blut
starker, abenteuerlicher und in mehreren Fäl en paranormal
veranlagter Individuen – der Crème de la Crème. Wie hatte
er sich nur so schnel daran gewöhnen können?
Jetzt beschämte ihn der Gedanke daran, was er
genommen hatte. Elenas Blut genügte natürlich, um jeden
Vampir wild zu machen. Aber da war auch noch Meredith,
deren Blut den dunkelroten Geschmack eines urzeitlichen
Ozeans hatte, und Bonnie, die wie das Dessert eines
Telepathen schmeckte. Und zu guter Letzt Matt, ein
reinblütiger Amerikaner wie er im Buche stand.
Sie hatten ihm zu trinken gegeben, und zwar jede Stunde,
weit mehr, als er brauchte, um zu überleben. Sie hatten ihm
zu trinken gegeben, bis er zu genesen begann, und als sie
sahen, dass er auf dem Wege der Besserung war, hatten
sie ihm noch mehr zu trinken gegeben. Und so war es
weiter und weiter gegangen und hatte geendet mit Elena in
der vergangenen Nacht – Elena, deren Haar einen
silbrigen Schein annahm und deren blaue Augen beinahe
strahlend schienen. In der Dunklen Dimension hatte Damon
nicht die geringste Zurückhaltung geübt. Und Elena hatte
keinerlei Zurückhaltung um ihrer selbst wil en bewiesen.
Dieser silbrige Schimmer … Stefanos Magen krampfte
sich zusammen, als er daran dachte; als er an das letzte
Mal dachte, dass er ihr Haar so gesehen hatte. Damals
war sie tot gewesen. Sie hatte zwar auf ihren Beinen
gestanden, aber trotzdem war sie tot gewesen.
Stefano ließ das Kaninchen davonhuschen. Er legte ein
weiteres Gelübde ab. Er durfte Elena nicht noch einmal zu
einem Vampir machen. Das bedeutete, dass es zwischen
ihnen beiden mindestens eine Woche lang keinen
beträchtlichen Austausch von Blut geben durfte – sowohl
Geben wie Nehmen konnten zu viel sein.
Er musste sich wieder an den Geschmack von tierischem
Blut gewöhnen.
Stefano schloss für einen Moment die Augen und erinnerte
sich an das Grauen des ersten Mahls. Die Krämpfe. Das
Zittern. Die Qual, die seinem ganzen Körper zu sagen
schien, dass er keine Nahrung bekam. Das Gefühl, dass
seine Adern jeden Moment in Flammen aufgehen konnten,
und der Schmerz in seinen Kiefern.
Er stand auf. Er konnte sich glücklich schätzen, am Leben
zu sein. Glücklicher, als er es sich jemals hätte erträumen
können, weil er Elena an seiner Seite hatte. Er würde sich
durch die Gewöhnungsphase kämpfen, ohne ihr etwas
davon zu sagen, beschloss er.
Nur zwei Stunden später war Stefano wieder in der
Pension; er humpelte leicht. Matt, der ihn an der schweren
Vordertür begrüßte, bemerkte das Humpeln. »Al es in
Ordnung mit dir? Du kommst besser rein und legst etwas
Eis darauf.«
»Nur ein Krampf«, sagte Stefano knapp. »Ich bin keine
körperliche Anstrengung mehr gewohnt. Ich hatte keine
Gelegenheit dazu, im – du weißt schon.« Errötend wandte
er den Blick ab. Matt tat das Gleiche, ihm war heiß und kalt
zugleich und er war wütend auf die Leute, die Stefano in
diesen Zustand gebracht hatten. Vampire waren ziemlich
robust, aber er hatte das Gefühl – nein, er wusste –, dass
Stefano in seiner Gefängniszel e beinahe gestorben wäre.
Ein einziger Tag hinter Schloss und Riegel hatte Matt
davon überzeugt, dass er nie wieder eingesperrt werden
wol te.
Er folgte Stefano in die Küche, wo Elena, Meredith und Mrs
Flowers saßen und – was auch sonst? – Tee tranken.
Ein Stich durchzuckte Matt, als Elena sofort das Humpeln
bemerkte, aufstand und zu Stefano ging und Stefano sie
fest an sich drückte und ihr beruhigend mit den Fingern
durchs Haar fuhr. Und Matt konnte nicht umhin, sich zu
fragen – wurde dieses herrliche goldene Haar hel er? Hatte
es etwas von dem silbrigen Gold, wie damals, als Elena
das erste Mal mit Stefano gegangen und im Begriff war,
sich in einen Vampir zu verwandeln? Stefano schien es
jedenfal s genau zu untersuchen, denn er drehte jede
Strähne in der Hand, während er mit den Fingern
hindurchfuhr.
»Hattest du Glück?«, fragte sie ihn mit angespannter
Stimme, während sie sich setzten.
Erschöpft schüttelte Stefano den Kopf. »Ich bin durch die
Straßen gegangen, und wo immer ich ein – ein kleines
Mädchen fand, das verkrampft schien oder sich pausenlos
im Kreis drehte oder irgendeins der anderen Dinge tat, die
in den Zeitungen standen, habe ich versucht, es zu
beeinflussen. Nun, viel eicht hätte ich mir bei den
Mädchen, die sich gedreht haben, die Mühe sparen sol en.
Ich konnte
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