Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Eltern waren doch keine Wächter, oder?«, fragte sie Elena. Elena schüttelte den Kopf; ihre Augen trübten sich und ihre Lider flatterten. Sie brauchte Ruhe und die richtige medizinische Versorgung.
»W ir werden später darüber reden«, sagte Stefano abrupt und stand auf, dann hob er Elena vorsichtig und sanft auf die Arme. »S ie muss hier raus.«
»N un, egal ob sie die Eine ist oder nicht«, bemerkte Meredith und betrachtete das tote Ungeheuer zu ihren Füßen, »E lena hat Nicolaus getötet .« Und damit atmeten alle auf und lächelten. Sie hatten nichts mehr zu befürchten.
Kapitel Achtunddreissig
»C hloe?«, rief Matt vorsichtig und streckte den Kopf in einen der leeren Schuppen etwas abseits des ausgebrannten Stalls. Im Osten wurde der Himmel bereits heller. Einige Helfer der Feuerwehr und des Rettungsdienstes stocherten immer noch in der Asche herum, also musste er leise sein. Er holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Chloe muss hier irgendwo sein, sagte er sich. Er hatte sie nach dem Kampf noch gesehen, erschöpft, aber nicht ernsthaft verletzt. Sie hatte sich wahrscheinlich einfach nur zurückgezogen, überwältigt von all dem Blut und dem Adrenalin. Sie würde bald wieder auftauchen.
Im Schuppen war es still und dunkel. Matt hob seine Taschenlampe und beleuchtete die leeren Wände des kleinen Raums: Hier gab es kein Versteck. Gerade als er weiterziehen wollte, erregte ein schwaches Kratzen seine Aufmerksamkeit. Der Schuppen war also doch nicht ganz leer.
Er richtete die Taschenlampe auf den Boden und erhaschte einen Blick auf die leuchtenden Augen und den langen Schwanz einer Maus, bevor sie außer Sicht huschte. Sonst nichts.
»C hloe!«, zischte er und machte sich auf den Weg zu der alten Scheune, dem letzten Nebengebäude, das er noch nicht durchsucht hatte.
Drei Werwölfe, die es im Kampf am schlimmsten erwischt hatte, waren zurückgeblieben, nachdem die Übrigen sich auf die Suche nach Nicolaus und Elena gemacht hatten. Aber jetzt waren sie fort. Sie hatten angeboten, Matt bei der Suche nach Chloe zu helfen, aber er hatte abgewehrt: Zu diesem Zeitpunkt war er sich noch sicher gewesen, sie jeden Moment zu finden.
»I ch werde schon zurechtkommen«, hatte Matt zu Spencer gesagt. »G eh und versorge deine Verletzungen. Ich werde sie finden. Es ist wahrscheinlich völlig unnötig, dass ich mir solche Sorgen mache.«
Spencer war Matt immer ein bisschen so vorgekommen, als hätte er mehr Haargel auf dem Kopf als Gehirn im Kopf, aber er hatte ihm einen überraschend scharfsichtigen Blick zugeworfen. »H ör zu, Mann«, hatte ihm der Prototyp eines Surfers erklärt und es geschafft, trotz seiner Panik noch cool zu klingen. »I ch wünsche dir wirklich das Beste, aber Vampire…«
»I ch weiß«, hatte Matt erwidert und war zusammengezuckt. Er wusste es tatsächlich. Er hätte ein Buch darüber schreiben können, warum man sich nicht mit Vampiren einlassen sollte. Aber jetzt lagen die Dinge anders. »I ch werde sie finden.« Er war seltsam gerührt von Spencers Anteilnahme. »A ber danke. Wirklich.«
Seitdem hatte er Spencer und seine Freunde nicht mehr gesehen und jetzt fühlte er sich wie die letzte verbliebene Person auf dieser Welt.
Wo konnte Chloe nur sein? Sie waren gemeinsam aus dem Stall geflohen, nachdem die Hälfte eingestürzt war. Chloe hatte gezittert, ihre Pupillen waren vergrößert gewesen und ihre Hände voller Blut, aber sie war bei ihm gewesen.
Und dann, irgendwann während der allgemeinen Panik, als sie begriffen hatten, dass sich Elena unter den brennenden Trümmern befand, war Chloe einfach verschwunden.
Bei dem Gedanken, dass Elena in Nicolaus’ Fängen war, überkam Matt das schlechte Gewissen. Immerhin hatte sich sein Leben eine gefühlte Ewigkeit um dieses Mädchen gedreht. Er wollte auch nach ihr suchen. Aber zuerst musste er Chloe finden.
Die alte Scheune war ziemlich heruntergekommen und eine ihrer breiten Doppeltüren hing schief in den Angeln. Vorsichtig kam Matt näher– es würde Chloe auch nichts nutzen, wenn er unter einer Scheunentür begraben wurde.
Die halb herabgebrochene Tür wackelte und knarrte, aber sie löste sich nicht, als er sich durch die Lücke zwischen Tür und Scheunenwand schob und mit seiner Taschenlampe hineinleuchtete. Dichte Staubflocken schwebten in der Luft und wurden von dem Lichtstrahl eingefangen.
Im Innern bewegte sich etwas. Matt ging weiter und schwenkte seine Taschenlampe hin und her. Ganz hinten sah er etwas
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