Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
und ihr Körper hob sich dunkel vor dem rosafarbenen und goldenen Licht ab.
Dann stand sie plötzlich in Flammen und zerfiel zu einem Häufchen Asche.
Matt schaute auf den kleinen, harten Gegenstand hinab, den sie ihm in die Hand gedrückt hatte. Es war eine winzige blaue Anstecknadel in Form eines V. Er hatte ebenfalls eine: Das Abzeichen der Vitale Society, das Ethan ihnen allen gegeben hatte, damals, als nicht nur Matt, sondern auch Chloe und alle anderen Anwärter menschlich gewesen waren. Und unschuldig. Der Lapislazuli-Talisman, der Chloe gegen das Sonnenlicht schützte.
Er schloss die Faust fest um das V und ignorierte den Schmerz, als sich dessen scharfe Kanten in seine Haut bohrten. Dann stieß er ein trockenes, bebendes Schluchzen aus.
Er würde gleich aufstehen. Tristan brauchte seine Hilfe. Aber für den Augenblick ließ Matt den Kopf sinken und seinen Tränen freien Lauf.
Kapitel Neununddreissig
Stefano und Elena konnten nicht voneinander lassen: kleine Berührungen, ineinander verschlungene Hände, ein leichter Kuss, ein Streicheln der Wange.
»D u lebst«, sagte Stefano zu ihr. »I ch dachte, ich hätte dich verloren.«
»N iemals«, erwiderte Elena und zog ihn neben sich auf die Bettkante. »O hne dich werde ich nirgendwohin gehen.«
Nicolaus war tot. Und sie hatte überlebt. Sie staunte immer noch darüber und jubelte innerlich vor Glück.
Stefano strich ihr liebevoll das Haar aus dem Gesicht, doch der sorgenvolle Ausdruck in seinen Augen dämpfte ihre überschäumende Freude.
»W as ist los?«, fragte sie plötzlich ängstlich.
Stefano schüttelte den Kopf. »D eine Aufgabe ist nicht gelöst«, bemerkte er. »D ie Wächter können dich immer noch holen.«
Elena hatte diesen Gedanken mit aller Kraft verdrängt, aber bei Stefanos Worten konnte sie nicht anders, als der Tatsache ins Auge zu sehen: Die Wächter erwarteten immer noch von ihr, dass sie Damon tötete. Und wenn sie es nicht tat, würde sie zur Strafe dafür die Erde verlassen. Stefano verlieren.
»I ch werde dich immer lieben, was auch geschieht«, sagte Stefano. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen, und Elena wusste, womit er zu kämpfen hatte: mit der Furcht, Elena doch noch zu verlieren, und der Furcht, Damon zu verlieren. »W ie auch immer du dich entscheidest, Elena, ich vertraue dir.« Er hob den Kopf und sein Blick war fest und voller Liebe. Seine Augen strahlten.
Elena strich mit den Fingern über Stefanos Stirn und versuchte, die Falten darauf zu glätten. »I ch denke…«, begann sie langsam, »i ch habe eine Idee, wie wir sowohl mich als auch Damon retten können. Hoffe ich jedenfalls.«
Genau in diesem Moment klopfte Andrés sacht an die halb geöffnete Tür zu Elenas Zimmer und sie begrüßte ihn mit einem Lächeln.
»W ie fühlst du dich?«, erkundigte er sich ernst. »I ch kann später noch einmal kommen, wenn du dich jetzt ausruhen willst.«
»N ein, bleib«, antwortete sie und klopfte auf den Stuhl neben ihrem Bett. »I ch will, dass du mich über alles informierst, was vorgeht.«
»W enn ihr über Angelegenheiten der Wächter reden wollt, könnte ich inzwischen vielleicht etwas zu essen für Elena besorgen«, schlug Stefano vor. »I ch wollte sie vorhin nicht allein lassen.«
Er küsste Elena noch einmal, und sie versuchte, ihre ganze Liebe in ihre Umarmung fließen zu lassen. Als er sich endlich zurückzog, wirkten die Linien in seinem Gesicht weicher und entspannter. Was immer sie plante, versicherte ihr sein Blick, er würde zu ihr stehen. Als er ging, setzte Andrés sich auf den Stuhl an ihrem Bett. »S tefano kümmert sich um dich?«, fragte er.
»O h ja, und wie«, antwortete Elena, räkelte sich genüsslich und versuchte, für einen Moment ihre ernsten Gedanken auszuschalten. Sie wäre beinahe gestorben– sie hatte doch bestimmt das Recht darauf, sich einen Tag lang verwöhnen zu lassen. »E r hat heute sogar versucht, heiße Schokolade mit Rum für mich zu machen. Angeblich befinde ich mich in einem heiklen Stadium der Genesung.« Sie begann zu lachen, aber das Lachen brach abrupt ab, als sie den Ausdruck in Andrés’ Augen bemerkte. »W as ist los?«, fragte sie in einem schärferen Ton und richtete sich auf. »W as ist passiert?«
Andrés wedelte abwehrend mit der Hand. »G ar nichts ist passiert«, antwortete er. »N ur sollten wir vielleicht reden, wenn du mehr Zeit hattest, dich zu erholen. Was ich zu sagen habe, ist keine schlechte Neuigkeit– jedenfalls glaube ich das nicht–
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