Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Blut einer Oberwächterin konnte einen Alten so töten, dass er nie mehr wiedererwachen würde. Meine besondere Situation – eine Oberwächterin, die desertiert war, um ein menschliches Leben zu leben, die sich verliebt hatte – machte mich zur einzigen Chance der Wächter.
Thomas wusste alles über meine Vergangenheit. Er vertraute darauf, dass ich die richtige Entscheidung treffen würde, und ich beschloss, Ja zu sagen, unter gewissen Bedingungen. Ich würde ein Kind gebären, das die Alten vernichten konnte, aber es durfte mir nicht weggenommen werden. Es würde nicht als eine Waffe großgezogen werden, sondern als Mensch. Und wenn es alt genug war, würde es die Wahl haben: die Macht zu erhalten oder nicht.
Die Wächter stimmten zu. Elenas Blut – und schließlich auch Margarets Blut – war so kostbar, dass sie allem zugestimmt hätten.
Aber jetzt wollen sie diese Übereinkunft brechen. Jetzt wollen sie mir meine geliebte Elena wegnehmen, obwohl sie erst zwölf Jahre alt ist.
Ich werde Elena und Margaret retten, wie ich Catarina nicht retten konnte. Ich werde es tun.
Elena ist bereits überaus fürsorglich gegenüber ihren Freundinnen und ihrer jüngeren Schwester. Ich denke, sie wird sich dafür entscheiden, eine Wächterin zu werden, wenn sie ihre Wahl treffen muss, sie wird sich dafür entscheiden, die weite Welt zu schützen, so gut sie nur kann. Aber es muss ihre Entscheidung sein, nicht die Entscheidung der Wächterschaft. Margaret ist noch zu jung, als dass ich schon erkennen könnte, ob sie das Zeug zur Wächterin haben wird. Vielleicht wird sie einen anderen Weg wählen. Aber ganz gleich, was ich denke, ganz gleich, was sie am Ende wollen, sie müssen Zeit haben, um heranzuwachsen, bevor sie diese Entscheidung treffen können.
Ich habe Angst. Die Wächterschaft ist unbarmherzig und wird nicht erfreut sein, wenn ich mich weigere, ihnen Elena zu übergeben.
Sollte mir und Thomas etwas zustoßen, bevor die Mädchen erwachsen sind, habe ich Vorkehrungen getroffen, um meine Töchter zu schützen. Judith, meine engste Freundin, wird sich als meine Schwester ausgeben und Elena und Margaret großziehen. Und ich habe bereits gewisse Zauber gewoben: Solange die Mädchen darin geborgen sind, werden die Wächter sie nicht aufspüren können. Die Wächter werden sie niemals finden, nicht bis sie erwachsene Frauen sind und ihre Wahl selbst treffen können.
Ich würde glücklich sterben, wenn ich ihre Unschuld verteidigen könnte. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Ich weiß ebenso wenig, was mit meinen Töchtern geschehen wird, wie jede andere Mutter das weiß, aber ich habe mein Bestes getan, um Elena und Margaret zu beschützen – im Gegensatz zu Catarina, bei der ich nicht weise genug war. Ich bete, dass das ausreichen wird. Und ich bete, dass eines Tages auch Catarina zurück ins Licht finden wird. Dass all meine drei Mädchen vor Unglück verschont werden.
Tränen rannen Elena über die Wangen. Sie hatte das Gefühl, als sei eine Last, die sie wochenlang mit sich herumgetragen hatte, plötzlich von ihren Schultern gefallen. Ihre Eltern hatten keinen Pakt geschlossen, sie den Wächtern zu übergeben, sie hatten kein Kind bekommen, nur um es im Stich zu lassen. Ihre Mutter hatte sie von Anfang an genauso sehr geliebt, wie Elena es immer vermutet hatte.
Sie musste jetzt genau überlegen. Mit schmalen Augen schob sie ihre Kissen an die Wand und richtete sich auf. Margaret war im Augenblick bei Tante Judith in Sicherheit. Sehr gut. Mit den Konsequenzen, dass Catarina ihre Schwester war, konnte sie sich jetzt nicht befassen, noch nicht.
Aber die Tatsache, dass sie, Elena, für die Wächter etwas Besonderes war, dass sie kostbar für sie war, dass ihr Blut einzigartige Kräfte besaß, auf die die Wächter angewiesen waren… konnte das letzte Puzzleteil sein, das sie brauchte, um ihren Plan zu Damons Rettung in Gang zu setzen.
Kapitel Vierzig
Die Eiswürfel klirrten sachte in seinem Glas, als Damon Catarina zuprostete. »A uf dich, meine Liebe«, sagte er. »D ie letzte Überlebende von Nicolaus’ Vampirarmee. Ein Glück, dass du die Schlacht verpasst hast, nicht wahr?«
Mit einem verschlagenen Lächeln klimperte Catarina mit den Wimpern, nippte an ihrem Getränk und klopfte auf das weiche Sofakissen neben ihr, damit Damon sich zu ihr setzte.
»D anke, dass du mich gewarnt hast«, erklärte sie. »I ch mag in Nicolaus’ Schuld gestanden haben, weil er mich wiedererweckt hat, aber ich dachte
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