Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
erinnerte und was er über den geheimen Versammlungsraum der Vitale Society und das Netzwerk von Tunneln gehört hatte. Stefano nickte aufmunternd und half Matts Gedächtnis sanft auf die Sprünge; er ermutigte ihn, selbst die kleinste Einzelheit mitzuteilen. Matts Augen weiteten sich, und seine Stimme wurde kräftiger, während Stefano Frage um Frage stellte.
Stefano hatte sich verändert. Damals, als er nach Fell’s Church gekommen war, war er still und distanziert gewesen, bestrebt, möglichst keine Spuren, keine bleibenden Eindrücke bei den Menschen zu hinterlassen, die ihn umgaben. Elena wusste, dass er sich so gefühlt hatte, als hätte er eine Krankheit, als könnte er nicht unter Sterblichen sein, ohne Tod und Verzweiflung zu verbreiten.
Jetzt dagegen wies er die Eigenschaften eines geborenen Anführers auf. Als hätte er Elenas Blick gespürt, sah Stefano plötzlich zu ihr hin, und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, privaten Lächeln nur für sie. Sie wusste, dass sie diejenige war, die diese Veränderung bei Stefano herbeigeführt hatte. Sie und all die Geschehnisse des vergangenen Jahres. Was immer Damon getan hatte– selbst wenn er Elenas wegen wieder gewalttätig wurde–, auf Stefanos Veränderung konnte sie ohne Wenn und Aber stolz sein.
»K önnten wir mit diesem Eisenkraut nicht irgendetwas anfangen?«, fragte Bonnie plötzlich. »Z um Beispiel es verbrennen und die Tunnel mit seinem Rauch füllen? Wenn wir die anderen Ausgänge blockieren, müssten sich alle Vampire in dieses Haus zurückziehen. Und dann könnten wir das Haus niederbrennen oder zumindest alle auf einmal erwischen.«
»D as ist eine gute Idee, Bonnie«, erwiderte Stefano. Zander stimmte begeistert zu und Bonnies Gesicht leuchtete vor Freude. Es ist komisch, dachte Elena, dass wir alle Bonnie immer nur als das Küken in unserer Clique betrachtet haben, als diejenige, die beschützt werden muss. Aber in Wirklichkeit ist sie das gar nicht; schon lange nicht mehr.
»W elche Möglichkeiten haben wir noch?«, fragte Stefano nachdenklich, während er im Raum auf und ab ging.
»I ch könnte die Jungs überreden zu helfen«, schlug Zander vor. »W ir sind schon seit einiger Zeit hinter den Vitale-Vampiren her. Wir werden zwar nicht so stark sein wie in der richtigen Mondphase und nicht alle von uns können sich ohne Vollmond verwandeln. Aber wir arbeiten ziemlich gut zusammen…« Er verstummte. »F alls ihr uns dabeihaben wollt«, fügte er hinzu. »I ch weiß, dass ihr euch nicht unbedingt in Gegenwart von Werwölfen wohlfühlt, und um ehrlich zu sein, wir sind im Allgemeinen auch keine großen Vampir-Fans.« Er schaute von Stefano zu Meredith, die immer noch ein Messer in der Hand hielt.
Meredith war natürlich diejenige, die am ehesten Einwände dagegen erheben würde, ein Rudel Werwölfe in ihre Gruppe aufzunehmen. Bonnie hatte zwar versichert, dass Zanders Rudel anders war als die Werwölfe, die sie bisher kennengelernt hatten– dass diese Werwölfe gut waren, mehr wie Wachhunde als wilde Tiere. Aber Meredith war nun einmal dazu ausgebildet worden, Ungeheuer zu jagen.
Jetzt allerdings nickte sie bedächtig und sagte nur: »W ir können jede Hilfe gebrauchen, die wir bekommen können.« Bonnie und Meredith wechselten quer durch den Raum einen Blick und Bonnies Lippen wurden von einem winzigen, zufriedenen Lächeln umspielt.
»A propos ›jede Hilfe, die wir bekommen können‹«, sagte Meredith. »W o ist eigentlich Damon?« Sie blickte zwischen Elena und Stefano hin und her, als keiner von beiden sofort antwortete. »D ieses eine Mal können wir ihn wirklich gebrauchen. Ihr solltet ihn in unseren Plan einweihen.« Meredith sah sie ebenso entschlossen wie mitfühlend an, und Elena wurde klar, dass sie dachte, Stefano und Elena zögerten, weil Elena sich beinahe mit Damon eingelassen hätte, als sie getrennt gewesen waren. Wenn Meredith nur die Wahrheit wüsste, ging es ihr durch den Kopf, aber sie darf sie niemals erfahren. Stefano und ich müssen Damon beschützen.
»V ielleicht könntest du ihn anrufen, Elena?«, schlug Bonnie zaghaft vor.
Elena und Stefano sahen einander an. Stefanos Gesicht war völlig ausdruckslos und kontrolliert, und Elena konnte nicht den kleinsten Riss in seiner Maske erkennen, als er wie beiläufig an ihrer Stelle antwortete: »N ein, ich werde Damon anrufen. Ich muss ohnehin mit ihm sprechen.«
Elena biss sich auf die Unterlippe und nickte. Sie hätte Damon selbst zu gern erreicht–
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