Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
erwiderte er. »I ch bin nicht interessiert.«
»W as?« Stefano hatte das Gefühl, als hätte man ihm in den Magen getreten. Mit Damons Abwehrhaltung und Sarkasmus hatte er gerechnet. Nicht aber mit dieser Gleichgültigkeit, nicht, nachdem sein Bruder ihn vor Ethan gerettet hatte.
Damon zuckte die Achseln, richtete sich auf, zupfte seine Kleidung zurecht und klopfte ein imaginäres Staubflöckchen von seinem schwarzen Hemd. »I ch habe genug«, sagte er in beiläufigem Tonfall. »I ch finde es mittlerweile ziemlich langweilig, mich in die Angelegenheiten deiner Lieblingsmenschen einzumischen. Wenn Ethan Nicolaus zurückholt, dann soll er selbst sehen, wie er mit ihm fertig wird. Ich bezweifle, dass es gut für ihn ausgeht.«
»N icolaus wird sich daran erinnern, dass du ihn angegriffen hast«, sagte Stefano. »E r wird hinter dir her sein.«
Damon zog eine Augenbraue hoch und lächelte wieder, ein schnelles, wildes Fletschen seiner weißen Zähne. »I ch bezweifle auch, dass ausgerechnet das Priorität für ihn haben wird, kleiner Bruder«, gab er zurück.
Er hat recht, erinnerte Stefano sich. In diesem schrecklichen letzten Kampf mit Nicolaus hatte Damon den Alten mit weißem Eschenholz erdolcht und ihn daran gehindert, den letzten Schlag gegen Stefano zu führen. Aber er war nicht für Nicolaus’ Tod verantwortlich gewesen. Stefano hatte den Kampf gegen den Uralten eingefädelt, hatte sein Bestes getan, um ihn zu töten. Aber am Ende war auch er gescheitert. Es war Elena, die eine Armee der Toten gegen den Urvampir aufgebracht und ihn tatsächlich getötet hatte.
»E lena«, sagte Stefano verzweifelt. » E lena braucht dich.« Er war überzeugt, damit Damons Panzer knacken zu können. Für Elena sprang Damon immer ein. Aber diesmal verzog Damon nur die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »I ch bin mir sicher, du schaffst das allein«, erklärte er leichthin, doch seine Stimme war brüchig. »E lenas Wohlergehen fällt jetzt in deine Verantwortung, nicht in meine.«
»D amon…«
»N ein.« Damon hob warnend die Hand. »I ch habe es dir bereits gesagt. Ich habe genug.« Und mit einer einzigen schnellen Bewegung schlug er Stefano die Tür vor der Nase zu.
Stefano lehnte entmutigt die Stirn an die Tür.
»D amon«, rief er noch einmal eindringlich. Er wusste, dass Damon ihn hören konnte, aber aus der Wohnung kam nichts als Schweigen. Langsam zog er sich von der Tür zurück. Es war das Beste, Damon nicht zu drängen, nicht in dieser Stimmung.
In dieser Stimmung war Damon zu allem fähig.
»I ch bin sehr froh, dass Sie zu mir gekommen sind, Elena«, sagte Professor Campbell. »I ch habe mir Sorgen gemacht um Sie nach…« Er brach ab und sah sich verstohlen um, obwohl sie allein in seinem Büro waren. »N ach unserem letzten Gespräch«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort. Er musterte sie unsicher und sein für gewöhnlich etwas selbstgefälliges Gesicht schien umwölkt.
»E s tut mir leid, dass ich einfach so davongelaufen bin, James«, erwiderte Elena und starrte in die Tasse süßen, milchigen Kaffees, die er ihr gegeben hatte. »E s ist nur … als Sie mir die Wahrheit über meine Eltern erzählt haben, brauchte ich ein wenig Zeit zum Nachdenken. Denn ich bin bereits einigen Wächterinnen begegnet, in einer anderen Dimension, am Himmlischen Hof . Sie waren mächtig, aber furchtbar unmenschlich.«
Elena konnte immer noch nicht akzeptieren, dass sie eine von ihnen werden sollte. Die Vorstellung war so abschreckend, dass sie versuchte, sie zu verdrängen und sich stattdessen auf die unmittelbaren Sorgen wie die Vampire auf dem Campus zu konzentrieren.
Elenas Hände zitterten ein wenig, sodass der Kaffee beinah aus der Tasse schwappte.
James tätschelte sanft ihre Schulter. »N un, ich habe einige Nachforschungen angestellt, und ich denke, ich habe gute Neuigkeiten«, erklärte er.
»G ute Neuigkeiten könnte ich gebrauchen«, murmelte Elena beinahe flehend. »I ch kann mir gar nicht vorstellen, wie ich als irdische Wächterin sein soll. Anders als eine dieser himmlischen Wächterinnen, oder?«
James lächelte zum ersten Mal, seit sie sein Büro betreten hatte. »N ach unserer Unterhaltung«, erzählte er, »h abe ich begonnen, mich mit all meinen alten Kollegen in Verbindung zu setzen, die Mythologie oder Magie studiert haben. Ich habe mit jedem Einzelnen gesprochen, von dem ich dachte, er könnte etwas über diese Wächter wissen.«
Jetzt, da er Informationen weitergeben konnte, war James in
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