Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
ihr und quetschte schmerzhaft ihren Kiefer mit seiner Hand. Er drückte ihr den Kopf in den Nacken und drehte ihr Gesicht zu sich um, sodass sie in seine eisigen Augen schauen musste.
»I ch schulde dir den Tod, meine Hübsche.« Nicolaus lächelte. Elena konnte spüren, dass Chloe neben ihr vor Angst schlotterte, und sie fühlte Matts Hand, kalt und fest, auf ihrem Arm.
»L ass sie in Ruhe«, sagte Matt, und Elena kannte ihn gut genug, um zu wissen, wie stark er sich bemühte, seine Stimme nicht zittern zu lassen.
Nicolaus ignorierte ihn, den Blick starr auf Elenas Augen gerichtet. Sie sahen einander an, und Elena versuchte, so trotzig wie möglich dreinzublicken. Wenn Nicolaus sie jetzt tötete, würde sie nicht weinend untergehen und um Gnade winseln. Sie würde es nicht tun. Sie biss sich kräftig in die Innenseite ihrer Wange und versuchte, sich durch den körperlichen Schmerz von ihrer Angst abzulenken.
Und dann war plötzlich Stefano da und riss mit all seiner Kraft an Nicolaus’ Arm– aber es passierte nichts. Nicolaus’ Hand verharrte auf ihrem Kiefer und er sah sie weiterhin starr an. Der Augenblick schien sich zu einer Ewigkeit auszudehnen.
In Nicolaus’ Augen erblühte ein neuer Wahnsinn, noch hitziger als der, den Elena zuvor wahrgenommen hatte. »I ch werde dich töten«, sagte er beinahe liebevoll und quetschte ihr Gesicht zwischen den Fingern, dass Elena unwillkürlich vor Schmerz aufstöhnte. »A ber noch nicht jetzt. Ich will, dass du auf mich wartest, dass du immer daran denkst, dass ich dich holen kommen werde. Du weißt nicht, wann, aber es wird bald sein.«
Mit einer schnellen Bewegung zog er sie an sich und drückte ihr schockierenderweise einen sanften, kalten Kuss auf den Mund. Sein Atem war ranzig und der Geschmack von Ethans Blut auf seinen Lippen ließ Elena würgen.
Schließlich lockerte er den Griff und ließ sie los. Elena taumelte mehrere Schritte rückwärts und wischte sich zornig die Lippen ab.
»W ir sehen uns, Kleine«, sagte Nicolaus, und dann war er verschwunden, schneller, als Elena es mit bloßem Auge beobachten konnte.
Matt fing Elena auf, als sie fiel. Einen Moment später umfingen sie Stefanos starke Arme und Matt ließ sie los.
Alle blinzelten benommen, als hätte Nicolaus’ Verschwinden ein Vakuum hinterlassen. Die Vitale-Vampire sahen einander unsicher an, und noch bevor Meredith und die anderen sich wieder sammeln konnten, rannten die Vampire panisch davon. Meredith griff nach dem Pflock in ihrem Gürtel, aber es war zu spät. Mit gerunzelter Stirn überquerte sie die Lichtung, um ihren Stab aufzuheben und ihn auf Schäden zu untersuchen.
Zander, dessen Fell blutig und zottelig vom Kampf war, senkte den Kopf, und der Rest des Rudels scharte sich ängstlich um ihn.
Chloe war nicht mit den anderen Vampiren verschwunden. Sie stand neben Matt, biss sich mit stumpfen Zähnen auf die Unterlippe und starrte zu Boden. Nach einem Moment legte Matt vorsichtig den Arm um sie und Chloe schmiegte sich dicht an ihn.
Elena seufzte erschöpft und ließ den Kopf an Stefanos Schulter sinken. Sie hatte noch immer den abscheulichen Geschmack von Nicolaus’ Kuss auf den Lippen und Tränen brannten ihr in den Augen.
Ethan war tot, aber damit war noch lange nichts gewonnen. Der Kampf hatte gerade erst angefangen.
In einem Baum hoch über der Lichtung spreizte eine große schwarze Krähe das Gefieder und beäugte das Schlachtfeld unter sich. Damon hatte den Kampf kritisch verfolgt und war zu dem Schluss gekommen, dass er einiges anders, aggressiver gemacht hätte. Aber das hier war schließlich nicht länger seine Aufgabe. Er wollte sich nicht länger mit Elena und Stefano und all ihren Problemen beschäftigen. Aber der Geruch von Blut und Feuer hatte ihn hierhergeführt.
Und trotzdem– er wollte Elena und Stefano immer noch retten, nicht wahr? Das war es, was ihn eigentlich zu dem Kampf gezogen hatte, und das Verlangen, das zu tun, wozu er gemacht war: töten. Als er sah, wie Nicolaus seinen Bruder beiseiteschleuderte, war alles in ihm in Angriffsstellung gegangen. Und als der arrogante Alte es gewagt hatte, Elena zu berühren– Damons Elena, darauf bestand sein Herz noch immer–, war Damon an den Rand der Lichtung geflogen, und sein normalerweise ruhiger Puls war vor Zorn in die Höhe geschossen.
Aber sie brauchten ihn nicht, sie wollten ihn nicht; er war fertig mit ihnen. Er hatte es versucht– er hatte sein Bestes gegeben, er hatte sich verändert –, hatte
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