Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
weiteten sich vor Überraschung; er packte sie und versuchte, sie still zu halten.
»B onnie«, wiederholte Meredith, »e s ist alles gut. Sag mir, was du siehst.«
Bonnie schnappte nach Luft, dann riss sie ihre großen braunen Augen auf und begann zu schreien. Alaric zuckte überrascht zusammen und stieß sich den Ellbogen am Lenkrad.
Der ohrenbetäubende Schrei hielt an.
»B onnie, hör auf damit!« Zander zog Bonnie an die Brust und versuchte zu verhindern, dass sie vom Sitz rutschte, während sie sich wehrte.
Endlich beruhigte sie sich und der Schrei erstarb zu einem Wimmern. Dann schlug sie die Augen auf und sah die anderen an. »W as ist los?«, fragte sie mit belegter Stimme.
»D u hattest eine Vision, Bonnie«, antwortete Meredith. »E s ist alles gut.«
Bonnie schüttelte den Kopf. »N ein«, wisperte sie heiser. »E s war keine Vision.«
»W ie meinst du das?«, hakte Alaric nach.
»E s war ein Traum.« Bonnie war jetzt sichtlich ruhiger und Zander lockerte zaghaft seinen festen Griff um ihre Arme und nahm stattdessen ihre Hand.
»N ur ein Traum?«, fragte Meredith zweifelnd.
Bonnie schüttelte erneut langsam den Kopf. »N icht direkt«, erwiderte sie. »E rinnerst du dich an die Träume, die ich hatte, als Nicolaus Elena gefangen hielt? Nachdem…« Sie zögerte. »N achdem Elena gestorben war. Die Träume, die sie mir geschickt hat? Ich denke, Nicolaus hat mir diesen Traum geschickt.«
Meredith tauschte einen Blick mit Alaric. »W enn er in der Lage ist, auf diese Weise in ihren Geist zu gelangen, wie sollen wir sie dann beschützen?«, fragte sie leise, und Alaric schüttelte den Kopf.
»W as ist in dem Traum passiert?« Zander streichelte Bonnies Arm.
»E s war… es war ein Feldlager oder so etwas.« Bonnie runzelte die Stirn und versuchte sichtlich angestrengt, sich zu erinnern. »D a waren überall Bäume. Nicolaus hatte eine ganze Gruppe von Leuten um sich herum versammelt. Er stand vor ihnen und erzählte ihnen, wie stark sie wären und dass sie jetzt bereit seien.«
»B ereit wofür?«, fragte Meredith schnell.
Bonnie verzog das Gesicht. »D as hat er nicht direkt gesagt, aber ich bin mir sicher, es war nichts Gutes«, gab sie zurück. »I ch konnte nicht sehen, wie viele Leute da waren oder wie sie genau aussahen. Aber es kam mir so vor, als seien es sehr viele gewesen. Es war alles irgendwie verschwommen, aber Nicolaus konnte ich ganz deutlich sehen.«
»E r stellt eine Armee auf«, erklärte Meredith, und ihr wurde flau im Magen. Sie hatten kein Eschenholz, keine Waffe gegen Nicolaus. Und er war nicht allein.
»D a ist noch mehr«, fuhr Bonnie fort. Sie zog den Kopf ein, rollte sich schutzsuchend zusammen und drückte sich enger an Zander. Sie sah unglücklich und verängstigt aus, das Gesicht kränklich weiß, die Augen rot gerändert. »N achdem er seine Ansprache beendet hatte, sah er mich direkt an, und da wusste ich, dass er mich an diesen Ort gebracht hatte. Er machte Anstalten, meine Hand zu ergreifen, und streifte sie dann doch nur mit den Fingern.« Sie streckte ihre Hand vor sich aus und starrte sie an. Ihre Lippen zitterten. »S eine Hand war so kalt. Und er sagte: ›Ich komme, Kleine. Ich komme dich holen.‹«
Kapitel Achtzehn
Stefano schob Elena schützend hinter sich, bevor er sich auf einen Vampir stürzte und ihm mit seinen scharfen Eckzähnen die Kehle aufriss. Neben ihm prallte Spencer in Wolfsgestalt gegen einen der anderen Vitale-Vampire und warf ihn auf den Rücken. Als der Vampir, ein Mädchen, wieder auf die Beine kam, schleuderte sie Spencer mit voller Wucht in eine Reihe von Bücherregalen. Die Regale schwankten und brachen über dem Werwolf zusammen, sodass Elena ihn nicht mehr sehen konnte.
Elena umklammerte den Pflock mit festem Griff und biss die Zähne zusammen. Überall um sich herum spürte sie das Böse, das sie zum Widerstand antrieb. Sie hatte nicht die übernatürliche Stärke Stefanos, des Werwolfs oder der Vampire, gegen die sie kämpften, aber wenn sie schnell war und Glück hatte, konnte sie vielleicht einen oder zwei von ihnen ausschalten.
Sie hatten nicht wirklich damit gerechnet, in der Bibliothek auf irgendwelche Vampire zu stoßen. Sonst wären sie besser vorbereitet gewesen, hätten sich bewaffnet und mehr Mitglieder des Rudels mitgenommen. Sie hatten eigentlich nur sicherstellen wollen, dass der Versammlungsraum der Vitale Society immer noch mit einer Kette versperrt war. Doch hier, nur zwei Stockwerke über dem Eingang zu
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