Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
hatte immer lange, perfekt lackierte Nägel gehabt, seit sie dem Sandkasten entwachsen waren und sich stattdessen für Jungs interessierten.
»O h.« Caroline betrachtete ihre Hände. »J a, ich musste sie kurz schneiden, um die Zwillinge nicht zu kratzen. Sie saugen gern an meinen Fingern.« Zögernd fügte sie hinzu: »W ollt ihr Bilder sehen?«
Bonnie nickte neugierig, und Meredith trat neben sie, um auf Carolines Handy Fotos von zwei winzigen Babys zu betrachten. »B rianna und Luke«, erklärte sie. »S eht ihr, wie blau ihre Augen sind?«
In diesem Moment beschloss Meredith, Caroline und Tyler zu verzeihen. Wenn Caroline sich so sehr verändert hatte, dass ihr ihre Babys wichtiger waren als ihr Aussehen, und Tyler nicht versuchte, sich wichtig zu machen, stellten sie wahrscheinlich keine Bedrohung mehr dar. Okay, mit der Zerstörung der weißen Esche hatten sie alles ruiniert, aber es war nicht aus Bosheit geschehen.
Sie wechselten noch ein paar Worte, dann trennten sie sich. Caroline und Tyler gingen den Pfad hinunter und Carolines langes Haar wippte um die gebräunten Schultern. Seltsam, dachte Meredith, während sie ihnen nachschaute. Caroline war eine enge Freundin gewesen und dann eine verachtete Feindin und jetzt empfand sie gar nichts mehr für sie.
»D as hier war unsere einzige Chance, Nicolaus zu besiegen. Zumindest habe ich keine weiteren Hinweise mehr gefunden«, sagte Alaric klagend und betrachtete den Haufen Asche.
»K önnten wir die Asche sammeln und sie für irgendetwas nutzen?«, fragte Bonnie hoffnungsvoll. »V ielleicht könnten wir eine Salbe daraus machen und sie auf einen gewöhnlichen Pflock geben?«
»E s würde nicht funktionieren.« Alaric schüttelte den Kopf. »N ach allem, was ich gelesen habe, muss es eindeutig unbeschädigtes Eschenholz sein.«
»W ir werden etwas anderes finden.« Meredith knirschte mit den Zähnen. »E s muss etwas geben, das ihn verletzbar macht. Aber zumindest ein Gutes hatte die Sache.«
»U nd was?«, fragte Bonnie. »I ch hoffe, du sprichst nicht von Caroline, denn ein paar Fotos können nicht auslöschen, was sie angerichtet hat. Diese Babys kommen übrigens eindeutig eher nach Tyler als nach ihr.«
»N un«, bemerkte Meredith, »d u erinnerst dich doch daran, dass wir dir von deiner Vision erzählt haben, in der Nicolaus einen alten Freund zu Hilfe gerufen hat?« Sie wedelte mit der Hand in Richtung der kleiner werdenden Gestalten auf dem Pfad. »W enn es Tyler gewesen sein sollte, stellt er schon mal keine Bedrohung dar.«
»J a«, erwiderte Bonnie nachdenklich und schlang die Arme um sich. » F alls in der Vision die Rede von Tyler war.«
Kapitel Siebzehn
Meredith kratzte verdrossen den Schlamm aus den Rillen ihrer Wanderstiefel und schnippte die kleinen Bröckchen achtlos in den Wagen.
Alaric saß neben ihr am Steuer und fuhr sie alle zum Campus zurück. Auf seiner Stirn stand eine Sorgenfalte, und Meredith wusste, dass er versuchte, das Problem Nicolaus aus allen Blickwinkeln zu betrachten, um eine Lösung zu finden. Eine Welle der Zuneigung durchflutete sie, und sie beugte sich vor, um sein Knie zu berühren. Alaric sah sie an und lächelte.
Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass Bonnie tief und fest schlief, den Kopf auf Zanders Schulter gebettet. Zander hatte sie dicht an sich gedrückt und die Wange auf ihr Haar gelegt.
Aber noch während Meredith sie beobachtete, zeigte Bonnies friedliches Gesicht eine plötzliche, starke Gefühlsregung. Sie kniff ihre Lippen zusammen und runzelte besorgt die Stirn. Dann drehte sie sich auf ihrem Sitz, zog die Beine unter sich und begrub das Gesicht an Zanders Brust.
»N ein«, murmelte sie gedämpft.
Zander grinste und zog sie noch fester an sich. »S ie träumt«, erklärte er Meredith. »E s ist so niedlich, wie sie im Schlaf redet.«
»A laric, halt an«, befahl Meredith scharf. Alaric befolgte ihre Anweisung sofort und Meredith stöberte schnell im Handschuhfach. Gott sei Dank hatte Alaric Papier und Stifte im Auto.
»W as ist denn los?«, fragte Zander alarmiert. Bonnie, die sich weiterhin an ihn presste, schüttelte heftig den Kopf; ihre Locken breiteten sich auf seiner Brust aus, und sie gab beunruhigende Laute von sich.
»S ie träumt nicht einfach, sie hat eine Vision«, sagte Meredith. »B onnie«, fragte sie mit leiser und besänftigender Stimme, »B onnie, was passiert?«
Bonnie stöhnte und schlug mit den Armen um sich und ihr Körper entwand sich Zander. Zanders Augen
Weitere Kostenlose Bücher