Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
bettelte Caroline. Meredith sah, wie Tränen über Carolines Gesicht rannen und Spuren auf den rußigen Wangen hinterließen.
Was noch vom Stamm des Baumes übrig war, krachte jetzt zu Boden. Weitere Funken stoben und dicker schwarzer Rauch stieg empor. Meredith spürte, wie Caroline bei dem Geräusch zusammenzuckte. Langsam ließ sie Caroline los und nahm den Stab von ihrer Kehle, sodass sie ihr in die Augen sehen konnte. Caroline holte tief schluchzend Atem und drehte sich ganz zu Meredith um. Ihre katzenförmigen grünen Augen waren vor Entsetzen geweitet.
Meredith funkelte sie an. »W ie konntest du ihm helfen, Caroline?«, fragte sie aufgebracht. »E rinnerst du dich nicht daran, wie Nicolaus dich entführt hat?«
Caroline schüttelte den Kopf. »D u bist verrückt«, erwiderte sie, und Meredith staunte darüber, wie herablassend die zerzauste, in Tränen aufgelöste Caroline immer noch klingen konnte. »I ch helfe niemandem.«
»D ann hast du also einfach so beschlossen, heute einen Baum zu verbrennen?« Meredith’ Stimme troff von Sarkasmus.
»I ch… schätze, ja«, antwortete Caroline stirnrunzelnd. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust. »I ch denke, es war ein Unfall.«
Irgendetwas stimmt hier nicht, begriff Meredith. Caroline wirkte nicht schuldbewusst oder trotzig, eher völlig durchgeknallt, aber es schien, als sage sie die Wahrheit. Meredith seufzte. Es wäre schön gewesen, jemanden in die Finger zu bekommen, der für die Zerstörung ihrer einzigen Waffe verantwortlich war, aber in ihr keimte der Verdacht, dass dieser jemand nicht Caroline war.
Neben ihnen knurrte Zander und rang mit Tyler.
»L ass ihn los, Zander«, befahl Meredith. »D u musst herausfinden, ob Caroline die Wahrheit sagt.«
Doch Zander knurrte nur, rammte Tyler ein Knie in die Brust und warf ihn zu Boden. Meredith starrte ihn an. So hatte sie den umgänglichen Zander noch nie gesehen: Mit vor Zorn gebleckten weißen Zähnen und wild zerzaustem Haar wirkte er sogar noch größer als sonst.
Zander hatte ihr einmal erzählt, erinnerte Meredith sich, dass jene, die in Werwölfe verwandelt worden waren, nicht richtig für ihn rochen, nicht wie die ursprünglichen Werwölfe.
Hinter ihr, in der Nähe des Feuers, hörte Meredith Bonnies Stimme, rau vom Rauch. »Z ander«, sagte sie. »Z ander, lass ihn los.«
Auf Meredith hatte er nicht reagiert, doch auf Bonnie hörte Zander schließlich. Widerstrebend ließ er Tyler los und stand auf. Voller Anspannung und auf einen neuerlichen Angriff gefasst, beobachtete er Tyler, der sich langsam hochrappelte und sich den Schmutz von den Kleidern klopfte.
»I n Ordnung.« Zander wich langsam von Tyler zurück, die Lippen immer noch zu einem Knurren verzogen, und musterte Caroline. Er näherte sich ihr so weit, dass er an ihrem Hals schnuppern konnte. »S ag mir, was ihr hier tut«, verlangte er.
Caroline zog sich entrüstet zurück, aber Meredith hielt sie am Arm fest und drängte sie zu Zander hin. »W arum bist du hier, Caroline?«, fragte sie streng.
Das Mädchen funkelte sie an. »I ch bin dir keinerlei Erklärung schuldig«, gab sie zurück. »W ir campen nur. Das Feuer war ein Unfall.«
»A lso hat Nicolaus euch nicht hierhergeschickt?«, fragte Bonnie skeptisch. »D u warst noch nie der Camping-Typ, Caroline.«
»D as hier hat nichts mit Nicolaus zu tun«, widersprach Caroline gelassen.
»U nd was ist mit dir, Tyler?«, fragte Meredith. »W urdest du von deinem alten Meister geschickt?«
Tyler schüttelte hastig den Kopf. »I ch will nichts mit diesem Burschen zu tun haben«, erklärte er.
»N un, Zander?«, fragte Meredith leise.
»S ie sagen die Wahrheit, soweit ich das erkennen kann«, erwiderte Zander. »A ber irgendetwas stimmt nicht. Sie riechen… falsch.«
»N icolaus hat sie mit einem Bann belegt«, sagte Meredith entschieden. »S ie wissen nur, was Nicolaus ihnen gesagt hat. Er muss ihnen aufgetragen haben, hier zu campen. Wir können sie nicht für die Verbrennung des Baums verantwortlich machen. Es war nicht ihre Schuld.«
»D as ist doch lächerlich«, unterbrach Caroline sie. »N iemand hat uns gezwungen, irgendetwas zu tun.« Aber ihre Stimme klang nervös und unsicher und Tyler schlang schützend den Arm um sie.
»E s ist wirklich keine große Sache«, versicherte er ihr beruhigend. »S elbst wenn wir diesen Baum verbrannt haben sollten– es ist nur ein Baum. Warum sollte ausgerechnet Nicolaus sich dafür interessieren?«
Meredith ließ ihren
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