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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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Melonen 1,50 Gulden. Und dann steht jeden Tag mit Riesenbuchstaben in der Zeitung: »Preistreiberei ist Wucher!«

Montag, 26. Juli 1943
    Beste Kitty!
    Gestern war ein stürmischer Tag, und wir sind noch immer aufgeregt. Eigentlich kannst du fragen, welcher Tag bei uns ohne Aufregung vorbeigeht.
    Morgens beim Frühstück gab es zum ersten Mal Voralarm, aber das stört uns nicht, weil es bedeutet, dass die Flugzeuge an der Küste sind. Nach dem Frühstück habe ich mich eine Stunde hingelegt, denn ich hatte starke Kopfschmerzen, und dann ging ich hinunter ins Büro. Es war ungefähr zwei Uhr. Um halb drei war Margot mit ihrer Büroarbeit fertig. Sie hatte ihren Kram noch nicht wieder weggeräumt, als die Sirenen heulten, daher ging ich mit ihr hinauf. Es war höchste Zeit, denn fünf Minuten später fing die Schießerei an, so laut, dass wir uns in den Flur stellten. Das Haus dröhnte, und die Bomben fielen. Ich drückte meine Fluchttasche an mich, mehr, um mich an etwas festzuhalten, als um zu flüchten, denn wir können ja doch nicht weg. Im Notfall ist für uns die Straße genauso lebensgefährlich wie eine Bombardierung. Nach einer halben Stunde kamen weniger Flugzeuge, aber die Geschäftigkeit im Haus nahm zu. Peter kam von seinem Beobachtungsposten auf dem vorderen Dachboden herunter, Dussel war im vorderen Büro, Frau van Daan fühlte sich im Privatbüro sicher, Herr van Daan hatte vom Oberboden aus zugeschaut, und wir in der Diele zerstreuten uns auch, um die Rauchsäulen zu sehen, die über dem IJ [9]   aufstiegen. Bald roch es überall nach Brand, und draußen sah es aus, als ob ein dicker Nebel über der Stadt hinge.
     

    Ein so großer Brand ist kein schöner Anblick, aber wir waren froh, dass wir es mal wieder glücklich hinter uns hatten, und begaben uns an unsere jeweiligen Tätigkeiten.
    Abends beim Essen: Luftalarm! Wir hatten ein leckeres Essen, aber der Appetit verging mir schon allein bei dem Geräusch. Es passierte jedoch nichts, und eine Dreiviertelstunde später war die Gefahr vorbei. Als der Abwasch an die Reihe kam: Luftalarm, Schießen, fürchterlich viele Flugzeuge. Oje, zweimal an einem Tag, das ist sehr viel, dachten wir. Aber es half nichts, wieder regnete es Bomben, diesmal auf der anderen Seite, auf Schiphol, laut Bericht der Engländer. Die Flugzeuge tauchten, stiegen, es sauste in der Luft, und es war sehr unheimlich. Jeden Augenblick dachte ich, jetzt stürzt er ab, das war’s dann.
    Ich versichere dir, dass ich meine Beine noch nicht gerade halten konnte, als ich um neun Uhr ins Bett ging. Punkt zwölf wurde ich wach: Flugzeuge! Dussel zog sich gerade aus. Ich kümmerte mich nicht darum, ich sprang beim ersten Schuss hellwach aus dem Bett. Bis ein Uhr war ich drüben, um halb zwei im Bett, um zwei wieder bei Vater, und sie flogen immer und immer noch. Dann wurde kein Schuss mehr abgegeben, und ich konnte zurück. Um halb drei bin ich eingeschlafen.
    Sieben Uhr. Mit einem Schlag saß ich aufrecht im Bett. Van Daan war bei Vater. Einbrecher, war mein erster Gedanke. »Alles«, hörte ich van Daan sagen und dachte, dass alles gestohlen worden sei. Aber nein, es war ein herrlicher Bericht, so schön, wie wir ihn seit Monaten, vielleicht noch nie in all den Kriegsjahren, gehört haben. Mussolini ist abgetreten, der Kaiserkönig von Italien hat die Regierung übernommen.
    Wir jubelten. Nach all dem Schrecklichen von gestern endlich wieder was Gutes, und … Hoffnung! Hoffnung auf das Ende! Hoffnung auf den Frieden!
    Kugler ist eben vorbeigekommen und hat erzählt, dass Fokker schwer heimgesucht worden ist. Auch heute Morgen hatten wir wieder Luftalarm, mit Flugzeugen, die über uns hinwegflogen, und noch einmal Voralarm. Ich ersticke in Alarmen, bin nicht ausgeschlafen und habe keine Lust zu arbeiten. Aber jetzt hält uns die Spannung um Italien wach, und die Hoffnung auf das Ende des Jahres …
    Deine Anne

Donnerstag, 29. Juli 1943
    Liebe Kitty!
    Frau van Daan, Dussel und ich waren mit dem Abwasch beschäftigt, und ich war, was selten vorkommt und ihnen auffallen musste, außergewöhnlich still. Um Fragen vorzubeugen, suchte ich also schnell nach einem ziemlich neutralen Thema und hielt das Buch »Henri van de Overkant« für geeignet. Aber ich hatte mich verrechnet. Wenn ich von Frau van Daan nichts aufs Dach kriege, dann ist es Herr Dussel. Es lief auf Folgendes hinaus: Herr Dussel hatte uns dieses Buch als etwas ganz Besonderes empfohlen, Margot und ich fanden es jedoch alles

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