Tagebuch (German Edition)
eine Schürze vor! Morgen muss ich auch wieder die Flecken an deinem Anzug sauber machen.«
»Ich mache mich nicht schmutzig.«
Wieder einen Moment Stille, dann: »Putti, warum setzt du dich nicht hin?«
»Ich stehe gut so, ich stehe lieber.« Pause.
»Putti, schau, du spritzt schon.«
»Ja, Mami, ich passe schon auf.«
Frau van Daan sucht ein anderes Thema. »Sag, Putti, warum bombardieren die Engländer jetzt nicht?«
»Weil das Wetter zu schlecht ist, Kerli.«
»Aber gestern war das Wetter doch schön, und sie sind auch nicht geflogen.«
»Reden wir nicht darüber.«
»Warum? Darüber kann man doch reden und seine Meinung sagen.«
»Nein!«
»Warum denn nicht?«
»Sei jetzt mal still, Mamichen.«
»Herr Frank gibt seiner Frau doch auch immer Antwort.«
Herr van Daan kämpft, das ist seine empfindliche Stelle, das kann er nicht aushalten, und Frau van Daan fängt wieder an: »Die Invasion kommt doch nie!«
Herr van Daan wird weiß. Als Frau van Daan das merkt, wird sie rot, fährt aber trotzdem fort: »Die Engländer leisten nichts!«
Die Bombe platzt. »Jetzt halt mal deinen Mund, zum Donnerwetter noch mal!«
Mutter kann sich das Lachen kaum verbeißen, ich schaue stur vor mich hin.
So etwas wiederholt sich fast jeden Tag, wenn sie nicht gerade einen schlimmen Streit gehabt haben. Dann halten sowohl Herr van Daan als auch seine Frau den Mund.
Ich muss noch ein paar Kartoffeln holen und gehe zum Dachboden. Dort ist Peter damit beschäftigt, die Katze zu entflöhen. Er schaut hoch, die Katze merkt es, wupp … weg ist sie, durch das offene Fenster in die Dachrinne.
Peter flucht, ich lache und verschwinde.
Die Freiheit im Hinterhaus
Halb sechs: Bep kommt herauf, um uns die Abendfreiheit zu schenken. Jetzt kommt sofort Schwung in den Betrieb. Ich gehe erst mit Bep nach oben, wo sie meistens unseren Nachtisch vom Abendessen im Voraus bekommt.
Bep sitzt noch nicht richtig, da fängt Frau van Daan schon an, ihre Wünsche aufzuzählen. »Ach, Bep, ich habe noch einen Wunsch …«
Bep zwinkert mir zu. Frau van Daan lässt keine Gelegenheit aus, um jedem, der nach oben kommt, ihre Wünsche mitzuteilen. Das ist sicher einer der Gründe, dass sie alle nicht gern hinaufgehen.
Viertel vor sechs: Bep geht. Ich gehe zwei Stockwerke tiefer. Erst in die Küche, dann ins Privatbüro, dann in den Kohlenverschlag, um für Mouschi das Mäusetürchen aufzumachen.
Nachdem ich mich überall umgeschaut habe, lande ich in Kuglers Zimmer. Dort sucht van Daan in allen Schubladen und Mappen nach der Tagespost. Peter holt die Lagerschlüssel und Moffi, Pim schleppt die Schreibmaschinen nach oben, Margot sucht sich einen ruhigen Platz für ihre Büroarbeit, Frau van Daan setzt einen Kessel Wasser auf den Gasherd, und Mutter kommt mit einem Topf Kartoffeln die Treppe herunter. Jeder weiß, welche Arbeit er zu tun hat.
Schon bald kommt Peter vom Lager zurück. Die erste Frage gilt dem Brot: Es ist vergessen worden. Er macht sich so klein wie möglich, kriecht auf allen vieren durch das vordere Büro zum Stahlschrank, nimmt das Brot und verschwindet. Das heißt, er will verschwinden, denn bevor er kapiert, was geschieht, ist Mouschi über ihn hinweggesprungen und hat sich unter dem Schreibtisch verkrochen.
Peter sucht in allen Ecken. Hach, dort ist die Katze! Wieder kriecht er in das Büro hinein und zieht das Tier am Schwanz. Mouschi faucht. Peter seufzt. Was hat er erreicht? Mouschi sitzt nun direkt am Fenster und leckt sich, sehr zufrieden damit, dass sie Peter entkommen ist. Jetzt hält er als letztes Lockmittel der Katze ein Stück Brot hin. Jawohl, sie folgt ihm, und die Tür schließt sich.
Ich habe alles durch den Türspalt beobachtet.
Herr van Daan ist böse, schmeißt mit der Tür. Margot und ich schauen uns an und denken das Gleiche: Er hat sich bestimmt wieder über irgendeine Dummheit von Kugler aufgeregt und denkt jetzt nicht an unsere Nachbarn.
Da hört man wieder Schritte im Flur. Dussel kommt herein, geht in Besitzerhaltung zum Fenster, atmet tief – und hustet, niest, keucht! Er hat Pech gehabt, das war Pfeffer. Nun setzt er seinen Weg zum vorderen Büro fort. Die Vorhänge sind offen, das bedeutet, dass er sich kein Briefpapier holen kann. Mit mürrischem Gesicht verschwindet er.
Margot und ich werfen uns einen Blick zu. »Morgen bekommt seine Liebste ein Blatt weniger«, sagt sie. Ich nicke zustimmend.
Auf der Treppe hört man noch Elefantengetrampel. Das ist Dussel, der auf seinem
Weitere Kostenlose Bücher