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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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Tisch, um meine geplante Schreibarbeit aufzunehmen. Aber wo ich auch suchte, mein Füller war nirgends zu entdecken. Ich suchte noch einmal, Margot suchte, Mutter suchte, Vater suchte, Dussel suchte, aber das Ding war spurlos verschwunden.
    »Vielleicht ist er in den Ofen gefallen, zusammen mit den Bohnen!«, meinte Margot.
    »Aber nein!«, antwortete ich.
    Als jedoch mein Füllhalter auch abends noch nicht zum Vorschein kommen wollte, nahmen wir alle an, dass er verbrannt war, umso mehr, da Zelluloid so gut brennt. Und wirklich, diese traurige Annahme bestätigte sich, als Vater am nächsten Morgen beim Ofen-Saubermachen den Klip, mit dem man den Füller feststeckt, mitten in einem Aschehaufen fand. Von der goldenen Feder war nichts mehr zu entdecken. »Sicher festgebacken an irgendeinem Stein«, meinte Vater.
    Ein Trost ist mir geblieben, wenn auch ein magerer. Mein Füllhalter ist eingeäschert worden, genau, was ich später auch will.
    Deine Anne

Mittwoch, 17. November 1943
    Liebe Kitty!
    Hauserschütternde Ereignisse sind im Gang. Bei Bep daheim herrscht Diphtherie, deshalb darf sie sechs Wochen lang nicht mit uns in Berührung kommen. Das ist sehr unangenehm, sowohl wegen des Essens als auch wegen der Einkäufe, ganz zu schweigen von der mangelnden Geselligkeit. Kleiman liegt noch immer und hat schon drei Wochen lang nichts anderes als Milch und dünnen Brei gegessen. Kugler hat unheimlich viel zu tun.
    Margots lateinische Übungen werden eingeschickt und von einem Lehrer korrigiert zurückgeschickt. Margot schreibt unter Beps Namen. Der Lehrer ist sehr nett und obendrein witzig. Sicher ist er froh, dass er eine so gescheite Schülerin bekommen hat.
    Dussel ist ganz durcheinander. Keiner von uns weiß, warum. Es hat damit angefangen, dass er oben den Mund zusammenkniff und weder mit Herrn van Daan noch mit Frau van Daan ein Wort sprach. Das fiel jedem auf, und als es ein paar Tage anhielt, nutzte Mutter eine Gelegenheit und warnte ihn vor Frau van Daan, die ihm tatsächlich viele Unannehmlichkeiten bereiten könnte. Dussel sagte, Herr van Daan habe mit dem Schweigen angefangen, deshalb habe er auch nicht vor, das seine zu brechen. Nun musst du wissen, dass gestern der 16. November war, der Tag, an dem er ein Jahr im Hinterhaus ist. Mutter bekam aus diesem Anlass einen Blumentopf geschenkt, aber Frau van Daan, die schon Wochen zuvor mehrmals auf dieses Datum angespielt und gemeint hatte, dass Dussel etwas spendieren müsste, bekam nichts. Statt seine Dankbarkeit für die uneigennützige Aufnahme zu äußern, sprach er überhaupt nicht. Und als ich ihn am Morgen des Sechzehnten fragte, ob ich ihm gratulieren oder kondolieren solle, antwortete er, dass ihm alles recht sei. Mutter, die in der schönen Rolle als Friedensstifterin fungieren wollte, kam auch keinen Schritt weiter mit ihm, und der Zustand änderte sich nicht.
    Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass in Dussels Gehirn ein Bindeglied fehlt. Wir machen uns oft insgeheim lustig, dass er kein Gedächtnis hat, keine Meinung und kein Urteil, und so manches Mal lachen wir darüber, wenn er Berichte, die er eben gehört hat, völlig verkehrt weitererzählt und alles durcheinander stottert.
    Für jeden Vorwurf und für jede Beschuldigung hat er viele schöne Versprechungen, von denen aber nicht eine ausgeführt wird.
    »Der Mann hat einen großen Geist und ist so klein von Taten!«
    Deine Anne

Samstag, 27. November 1943
    Liebe Kitty!
    Gestern vor dem Einschlafen stand mir plötzlich Hanneli vor den Augen.
    Ich sah sie vor mir, in Lumpen gekleidet, mit einem eingefallenen und abgemagerten Gesicht. Ihre Augen waren sehr groß, und sie sah mich so traurig und vorwurfsvoll an, dass ich in ihren Augen lesen konnte:
    »O Anne, warum hast du mich verlassen? Hilf, o hilf mir, rette mich aus dieser Hölle!«
    Und ich kann ihr nicht helfen. Ich kann nur zuschauen, wie andere Menschen leiden und sterben. Ich muss untätig dasitzen und kann Gott nur bitten, sie zu uns zurückzuführen. Ausgerechnet Hanneli sah ich, niemand anderen, und ich verstand es. Ich habe sie falsch beurteilt, war noch zu sehr Kind, um ihre Schwierigkeiten zu begreifen. Sie hing an ihrer Freundin, und für sie sah es aus, als wollte ich sie ihr wegnehmen. Wie muss sich die Ärmste gefühlt haben! Ich weiß es, ich kenne dieses Gefühl selbst so gut!
    Manchmal, wie ein Blitz, erkannte ich etwas von ihrem Leben und ging dann, egoistisch, sofort wieder in meinen eigenen Vergnügungen und

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