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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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der Arbeit gerne einen Spaziergang mit ihm machte, nach einem kurzen Überredungsversuch in das Gras am Flußufer und nahm sie, die vor Schrecken ohnmächtig dalag, in Besitz. Später mußte er in den hohlen Händen Wasser aus dem Fluß holen und über das Gesicht des Mädchens schütten, um sie nur zum Leben zu bringen. "Julchen, aber Julchen" sagte er, über sie gebeugt, unzähligemale. Er war bereit, jede Verantwortung für sein Vergehn auf sich zu nehmen und strengte sich nur an, sich begreiflich zu machen, wie ernst seine Lage war. Ohne Überlegung hätte er es nicht einsehn können. Das einfache Mädchen, das vor ihm lag, schon wieder regelmäßig atmete und nur aus Angst und Befangenheit die Augen noch geschlo ssen hielt, konnte ihm keine Sorge machen; mit einer Fußspitze konnte er der große starke Mensch das Mädchen beiseite schieben. Sie war schwach und unansehnlich, konnte das was ihr geschah eine auch nur bis morgen wirkende Bedeutung haben?
    Mußte nicht jeder so entscheiden der sie zwei verglich? Der Fluß dehnte sich ruhig zwischen den Wiesen und Feldern zu den entfernteren Bergen hin. Sonnenschein war nur noch an der Böschung des andern Ufers. Die letzten Wolken zogen unter dem reinen Abendhimmel fort.
    Nichts, nichts. Auf diese Weise mache ich mir Gespenster.
    Beteiligt war ich, wenn auch nur schwach, bloß bei der Stelle
    "Später mußte..." vor allem beim "schütten". In der Beschreibung der Landschaft glaubte ich einen Augenblick etwas richtiges zu sehn.
    So verlassen von mir, von allem. Lärm im Nebenzimmer.
    -253-

    11 III 12 Gestern nicht zum aushalten. Warum nehmen an der Abendtafel nicht alle Anteil. Es wäre doch so schön.
    Der Recitator Reichmann ist den Tag nach unserem Gespräch ins Irrenhaus gekommen.
    Heute viele alte widerliche Papiere verbrannt.
    W. Freiherr von Biedermann Gespräche mit Goethe
    wie ihn die Töchter des Leipziger Kupferstechers Stock kämmen 1767
    Wie ihn Kestner 1772 in Garbenheim im Grase liegend fand und wie er sich "mit einigen Umstehenden, einem epikuräischen Philosophen (v. Goué, großes Genie) einem stoischen Philosophen (v. Kielmansegg) und einem Mitteldinge von beiden (Dr. König) unterhielt und ihm recht wohl war. "
    mit Seidel 1783 5 – 7 II "Einst klingelte er mitten in der Nacht und als ich zu ihm in die Kammer trete, hat er sein eisernes Rollbette vom untersten Ende der Kammer herauf bis ans Fenster gerollt und beobachtet den Himmel. "Hast Du nichts am Himmel gesehen?" fragte er mich und als ich dies verneinte "so laufe einmal nach der Wache und frage den Posten, ob der nichts gesehn. " Ich lief hin; der Posten aber hatte nichts gesehn, welches ich meinem Herrn meldete, der noch ebenso lag und den Himmel unverwandt beobachtete. Höre sagte er dann zu mir
    "wir sind in einem bedeutenden Moment: entweder wir haben in diesem Augenblick ein Erdbeben oder wir bekommen eins."
    Und nun mußte ich mich zu ihm aufs Bett setzen und er demonstrierte mir, aus welchen Merkmalen er das abnehme. "
    (Erdbeben von Messina)
    mit von Trebra (1783 Sept.) ein geologischer Spaziergang durch Gestrüpp und Felsen. Goethe voran
    Zur Herder 1788. Unter anderem sagte er auch, daß er 14
    Tage vor der Abreise aus Rom täglich wie ein Kind geweint habe
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    Wie ihn die Herder beobachtet, um alles ihrem Mann nach Italien zu schreiben.
    Goethe nimmt sich der Herder gegenüber sehr Herders an Besuch bei Kagliostros Familie
    1794 14 Sept. von 1/2 12, wo Schiller angezogen war bis 11
    Uhr ununterbrochen mit Schiller im Zimmer mit litterarischen Beratungen verbracht und so öfters
    David Veit 19 Okt. 1794 immer jüdische Beobachtung daher so leicht aufzunehmen, wie wenn es gestern geschehen wäre.
    "Den Abend wurde in Weimar "Der Diener zweier Herrn" zu meiner Verwunderung recht hübsch gespielt. Goethe war auch im Teater undzwar wie immer auf dem Platz des Adels. Mitten im Spiel geht er von diesem Platz weg – was er sehr selten tun soll – setzt sich solange er mich nicht anreden konnte, hinter mir
    – wie mir meine Nachbarinnen erzählt haben – und sowie der Akt zuende ist, kommt er vor, macht ein äußerst verbindliches Kompliment und fängt in einem recht vertraulichen Ton an – – –
    kurze Rede und Gegenrede über das Stück – – Hierauf fängt er an einen Augenblick zu schweigen; indem vergesse ich, daß er Teaterdirektor ist und sage: "Sie spielen es auch recht hübsch."
    Er sieht noch immer gerade aus, und so sage ich in der Dummheit – aber wirklich in

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