Tagebücher der Henker von Paris
geben.«
»Sie taten das wirklich, denn der Hochmut fehlt Ihnen ebensowenig als die Tapferkeit; aber Ihre Berufung hatte keinen anderen Erfolg, als daß Sie in die Bastille kamen, wodurch Sie die Aussicht verloren, die Kompagnie zu erhalten, die Ihnen Herr von Montigny in seinem Regiments versprochen hatte. Ist das nicht Ihre Geschichte, und bin ich nicht gut über das, was Sie betrifft, unterrichtet, Herr Chevalier von Blignac?«
»Teufel, Teufel!« sagte Paul Bertaut, »es scheint mir, daß Sie sich weniger amüsieren, als Sie erwartet hatten, Herr von Blignac.«
Dieser machte in der Tat ein jämmerliches Gesicht; er trat dem Fremden näher.
»Wer sind Sie?« fragte er ihn. »Ich kann in meinem Gehirne hin und her suchen, ich finde darin keine Erinnerung, die mir Ihre Züge und Ihre Person zurückruft.«
»Das ist ziemlich natürlich, Herr Chevalier; ein Edelmann wie Sie geht an dem Insekt vorbei, das zu seinen Füßen kriecht, aber er hält es nicht der Mühe wert, seinen Blick zu senken, um es anzusehen.«
»Das alles sagt mir nicht Ihren Namen, und Ihr Name ist es, den ich wissen will.«
»Sie haben mich nicht darnach gefragt, als Sie mir die Ehre antaten, mich an Ihre Tafel zu ziehen; jetzt bin ich im Recht, wenn ich mich weigere, ihn zu nennen.«
»Ich werde ihn doch wissen, Gottes Tod!« rief der Chevalier, hob seinen Degen vom Boden auf, legte aus und schrie, während er mit dem Fuße zweimal gewaltig Appell schlug: »Ziehe dein Rappier, Schurke, und verteidige dich!« Der junge Kamerad Herrn von Blignacs warf sich zwischen ihn und den Fremden, der die Arme gekreuzt und sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
»Zu meinem großen Bedauern«, sagte er mit seiner festen und ernsten Stimme, »bin ich genötigt, für den Herrn Partei zu nehmen und gegen Sie, mein lieber von Blignac. Ihre Absichten auf ihn waren gerade nicht christlich, und Ihre jetzige Empfindlichkeit verrät wenig guten Geschmack.«
»Partie zu vieren, Gottes Tod!« schrie der Gaskogner. »Zu mir, zu mir, lieber Herr Bertaut – ein schönes Duell! Das ist wahrhaftig noch mehr wert als das Landsknechtspielen.«
Der Jüngling lachte laut auf.
»Den Degen gegen meinen Cousin ziehen? – Daran dachten Sie nicht, Chevalier. Diese Nacht haben Sie gewiß kein Glück, und es ist gut für Ihre Taler, daß wir auf das Kartenspiel verzichtet haben. Stecken Sie den Degen ein! Zum Teufel! Sie können sich doch nicht mit einem Menschen schlagen, der sich nicht verteidigt.«
»Ich werde dich wiederfinden, Schurke!«
»Gott behüte Sie davor, Herr Chevalier,« sagte der Fremde, »und jetzt erlauben Sie mir, mich zu erklären. Wenn ich Ihnen eine Vergangenheit in das Gedächtnis rief, die Ihnen nicht angenehm zu sein scheint, so geschah dies nicht in der Absicht, Sie zu beleidigen; ich wollte Sie bloß vermögen, meinen Worten einige Aufmerksamkeit zu schenken, als ich von der Zukunft sprach.«
»Von der Zukunft?« wiederholten gleichzeitig die drei Gefährten.
»Ja, meine Herren, von der Zukunft«, antwortete der Unbekannte einfach, aber im Tone sehr fester Überzeugung.
In einer Sekunde war jede Spur von Zorn auf dem Gesicht Herrn von Blignacs geschwunden. »Bei dem Leben Gottes!« rief er. »Seid Ihr der Astrologe dieses nichtswürdigen Concini, der letzte, den man in Frankreich gesehen hat? Ich glaubte, man habe ihn auf dem Grèveplatze gehangen, nachdem man seine Geliebte verbrannt hatte.«
»Ich bin kein Astrologe, Herr Chevalier; ich bin ein Mann, der beobachtet, vergleicht und sich erinnert; nichts mehr.«
»Und was wird mir geschehen, wenn ich Euren Rat vernachlässige?«
»Es wird Ihnen noch Schlimmeres geschehen, als Sie bis jetzt erlebt haben.«
»Das ist wenig gesagt, mein Herr, und Eure Höflichkeit sollte so weit gehen, mir den Stein zu bezeichnen, an dem mein Gaul stolpern wird.«
»Ihre Leidenschaft, die Ihren Ruin herbeigeführt, Ihr Glück als Soldat gefährdet hat, wird Sie das Leben kosten, Herr Chevalier von Blignac.«
»Ich werde vielleicht vor Freude darüber ersticken, daß ich von Herrn von Mazarin hunderttausend Pistolen gewonnen habe, und die Erstarrung wird darnach kommen.«
»Nein, mein Herr, Sie werden eines gewaltsamen Todes sterben.«
»Das ist der Tod eines Soldaten, mein Teurer.«
»Danken Sie mir nicht zu sehr. Herr Chevalier,« erwiderte der Fremde, »denn ich muß noch hinzufügen, daß Sie durch den Strick umkommen werden.«
»Gehangen?«
»Gehangen.«
»Das ist weniger wahrscheinlich, lieber
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