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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Deputierten hinzu und gelangte dahin, einundzwanzig Angeklagte zusammenzubringen, welche mit dem vor einigen Tagen guillotinierten Gorsas dem Volke die vollständige Zahl der Köpfe, welche dasselbe beanspruchte, liefern sollten.
    Am 3. Brumaire erschienen sie vor dem Gerichtshof. Der Gerichtsschreiber Fabricius verlas das Meisterwerk von Amar, einen wortreichen Tatbericht, der sich zur Aufgabe gestellt hatte, zu beweisen, daß die Angeklagten gegen die Einheit und Unteilbarkeit der Republik und gegen die Freiheit und Sicherheit des französischen Volkes konspiriert hätten. Dieser Bericht erreichte aber seinen Zweck keineswegs, obgleich er sich angelegen sein ließ, die patriotische Gesinnung der Angeklagten zu verdächtigen, und, um belastende Tatsachen aufzufinden, sogar die widersprechendsten Aussagen nicht scheute. Die Ereignisse jener schmachvollen Tage, des 31. Mai und des 2. Juni, sollten, von Amars Feder dargestellt, das Ansehen erhalten, als ob das Recht und die Tugend über den Aufstand gesiegt hätten.
    Ein wenig weiter wird Brissot, und zwar im Namen der Freiheit, vorgeworfen, daß er an dem Dekret der Befreiung der Farbigen teilgenommen habe!
    Die Mehrzahl der vernommenen Zeugen bestand gerade aus denjenigen, welche die Bewegung vom 31. Mai geleitet und deren Feindschaft gegen die Männer, zu deren Verhaftung sie selber beigetragen hatten, zu jeder anderen Zeit ihr Zeugnis ungültig gemacht hätte.
    Hébert erzählte mit Nachdruck, wie er auf Befehl des Zwölferkomitees verhaftet worden; er behauptete, Roland hätte alles aufgeboten, um ihn zu bestechen; er sprach von den Schritten, welche Gonchon im Namen der Madame Roland versucht, um sein Blatt zu kaufen. Bei der Darstellung der Ereignisse vom 31. Mai ging er noch weiter, als seine Vorredner, indem er behauptete, daß es die Angeklagten selbst wären, welche die Verbrecher besoldet hatten, um von der Kommune die Köpfe der Verschworenen zu verlangen.
    Nach Héberts Aussage ergriff Bergniaud das Wort; bis dahin hatte sich seine Verteidigung auf Rechtfertigungen beschränkt, deren einige seines edlen Charakters und seines großen Rufes nicht würdig waren; dem Elenden aber gegenüber, der ihn als Gründer und Retter der Republik angriff, fand er die Beredsamkeit seiner glorreichsten Tage wieder.
    »Die erste Tatsache, welche der Zeuge mir zur Last legt,« rief er, »ist, ich hätte in der gesetzgebenden Versammlung eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit gebildet. Heißt es eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn man die konstitutionelle Garde des Königs einen Eid schwören und sie nachher als konterrevolutionär aufheben läßt? Dann habe ich es getan. Heißt es eine Fraktion zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn man die Treulosigkeit des Ministeriums und namentlich die Delessarts enthüllt? Das habe ich getan. Heißt es eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn man, als der König sich der Gerichte zur Bestrafung der Patrioten bediente, den ersten dieser pflichtvergessenen Richter anzeigt? Ich habe es getan. Heißt es eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn man bei dem ersten Schlage der Sturmglocke in der Nacht vom 9. zum 10. August sich einfindet, um der gesetzgebenden Versammlung vorzusitzen? Dann habe ich es getan. Heißt es eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn man Lafayette anklagt? Ich habe es getan. Heißt es eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn man Narbonne angreift, wie ich Lafayette angegriffen hatte? Das tat ich. Heißt es eine Partei zur Unterdrückung der Freiheit bilden, wenn ich mich gegen die sogenannten Petitionäre der Acht- und der Zwanzigtausend erhob und Einspruch dagegen machte, daß man ihnen die Ehre einer Sitzung bewilligte? Dann habe ich es getan.«
    Unglücklicherweise haben die Tagesblätter den Schluß von Bergniauds Rede, welche einen großen Eindruck auf die Zuhörerschaft hervorbrachte, verstümmelt.
    Die gehässigsten Aussagen waren die des Exkapuziners Chabot. Durch seine Verbindungen mit den Geldmännern in Verlegenheit geraten und stark des Wuchers verdächtig, fühlte Chabot den Boden unter den Füßen weichen. Bei der Verhandlung über die Verfassung hatte er außerdem Widerspruch gegen Robespierre erhoben und so hatte er zu gleicher Zeit viele Fehler und ein Verbrechen wieder gutzumachen; er glaubte zum Ziele zu kommen, wenn er die Schwierigkeiten der Anklage mindern half. Er hatte Falsches, Unwahrscheinliches

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