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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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diejenigen, welche den Auftrag angenommen hatten, Danton und seine Freunde zu töten, eine beunruhigende Wendung. In der Sitzung vom 14. gerieten sie vollends in Bestürzung. Danton hatte wieder das Wort mit einem Nachdruck ergriffen, der sich in dem Maße, wie die Debatten sich verlängerten, steigerte; sein Ruhm, der seltsame Umstand, daß ein Angeklagter vor Gericht stand, der die Welt zittern machte, hatten eine ungeheure Menge herbeigezogen, und bei jedem Ausbruch dieser mächtigen Stimme hörte man, wie beim Sturmeswehen, jenes Erschauern unter den gedrängten Massen, jenes sichere Anzeichen der Rührung in der Volksmenge, jene Vorläufer des donnernden Beifalls, der jeden Augenblick den Prozeß ersticken und die Verurteilung unmöglich machen konnte. Die Geschworenen, selbst die soliden, waren erschüttert; Naudin, einer derselben, sagte:
    »Es ist indes unmöglich, ihnen die Zeugen zu verweigern.«
    Die Sitzung wurde in aller Eile aufgehoben.
    Fouquier lief in die Komitees, Herman begab sich zu Robespierre; dieser aber, klug wie immer, hatte seine Tür geschlossen; die Heftigen, welche allein in den Tuilerien waren, bedrohten Fouquier, der vorzuschlagen wagte, er wolle auf die Berufung der Angeklagten eingehen.
    Um einen Ausweg zu finden, verfaßten Herman und Fouquier einen Brief, worin beim geringsten Murren Dantons oder seiner Anhänger die Einmischung des Konvents erbeten wurde. Während dieser Nacht faßte man den Plan, die dumpfe Aufregung, welche sich aus der Stadt bis in die Gefängnisse verbreitet hatte, in eine Verschwörung umzuwandeln.
    Ihrerseits sahen die Angeklagten deutlich, daß ihnen die öffentliche Stimmung günstig sei, und ihre Füße gewannen wieder festeren Boden; der Mut kehrte auch den Schwächeren zurück, die Kühnheit der Ungestümen steigerte sich bei der Aussicht auf einen Sieg. Beim Beginn der Sitzung vom 15. wurde ihre Forderung, die Zeugen vor Gericht zu berufen, gebietend, fast heftig.
    Dieses Geschrei, diese Verwünschungen und den daraus folgenden Lärm erwartete gerade Fouquier-Tinville. Er zog den vorbereiteten Brief aus seinen Akten, las ihn mit lauter Stimme und fertigte ihn auf der Stelle den Komitees zu. Derselbe lautete wie folgt:
    »Ein schreckliches Gewitter grollt, seitdem die Sitzung eröffnet ist. Die Angeklagten, die sich wie Wahnsinnige gebärden, verlangen die Vernehmung der Entlastungszeugen, der Bürger-Abgeordneten: Simon, Courtois Laignelot, Panis, Fréron, Lindet, Calon, Merlin (von Douai), Gossuin, Legendre, Robin, Goupilleau von Montaigu, Robert Lindet, Lecointre (von Versailles), Brival und Merlin (von Thionville); sie berufen sich auf das Volk, wegen der, wie sie behaupten, ungerechten Verweigerung. Ungeachtet der Festigkeit des Vorsitzenden und des ganzen Gerichtshofes wird dennoch die Sitzung durch ihre wiederholten Anträge gestört, und sie verkünden laut, daß sie nicht schweigen würden und daß ihre Zeugen auch ohne Dekret vernommen werden sollten. Wir ersuchen euch, uns genau vorzuschreiben,wie wir uns auf diese Reklamation zu verhalten haben, da die Gerichtsordnung uns kein Mittel vorschreibt, einen abschlägigen Bescheid zu begründen.«
    Gleichzeitig mit diesem Briefe erhielt das Komitee Nachrichten aus den Gefängnissen.
    Es gibt darüber zwei verschiedene Berichte: Die einen behaupten, die Verschwörung im Luxembourg sei allein das Werk der Aufwiegler gewesen, welche die Polizei in den Gefängnissen unterhielt. Andere behaupten, der Plan zu einer Erhebung sei wirklich vorhanden und die edelmütige Lucile sei die Anstifterin gewesen. Die arme Frau, von Robespierre zurückgewiesen, hatte im Wahnsinn des Schmerzes den Plan gefaßt, sich mitten unter das Volk zu werfen und von ihm die Rettung der ersten Apostel der Freiheit zu fordern. In ihrer Angst, in dem Eifer, Verteidiger für ihren Camille zu finden, teilte sie ihren Plan Dillon, einem im Luxembourg verhafteten Freunde ihres Gemahls mit; sie beschwor ihn, ihr zu helfen, sie erfüllte ihn mit der Besorgnis eines neuen September; sie stachelte seinen Mut an, indem sie ihn fragte, ob er weniger Kraft besäße als ein Weib. Dillon soll einen Elenden, namens Laflotte, in sein Vertrauen gezogen und dieser ihn am folgenden Tage angezeigt haben.
    Die Anzeige, welche von dem Portier des Luxembourg der Polizeiverwaltung überbracht wurde, gelangte durch Withcherich in die Hände des Sicherheitskomitees.
    Mit diesen beiden Schriftstücken in der Hand bestieg Saint Just die Tribüne; und um die

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