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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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geworden ist.
    Man wollte den Konvent zugrunderichten, verstümmeln, und diese Absicht stand so fest, daß man die Repräsentanten des Volks, die man erwürgen wollte, durch vollständig organisierte Spione beobachten ließ. Es ist schändlich, von Gerechtigkeit und Tugend zu sprechen, wenn man ihnen Trotz bietet und sich nur in breiten Redensarten ergeht, sobald man auf Widerstand stößt.«
    (Robespierre stürzt auf die Tribüne. – Eine große Zahl Stimmen: »Nieder! nieder mit dem Tyrannen!«)
    »Ich forderte soeben, daß der Schleier zerrissen werde; ich bemerke eben jetzt mit Vergnügen, daß er es völlig ist, daß die Verschwörer entlarvt sind, daß sie bald vernichtet sein werden, daß die Freiheit siegen wird. (Lebhafter Beifall.) Der Feind der Volksvertretung wird unter ihren Streichen fallen. Ich habe das Stillschweigen nur beobachtet, weil ich wußte, daß ein Mann, der den Tyrannen Frankreichs gleichkommt, eine Ächtungsliste entworfen hat. Ich habe gegen niemand Gegenbeschuldigungen erheben wollen; aber ich wohnte gestern der Sitzung der Jakobiner bei; ich sah, wie sich die Armee des neuen Cromwell bildete, und ich bewaffnete mich mit einem Dolche, um ihm das Herz zu durchstoßen, falls der Konvent nicht den Mut gehabt hätte, seine Verhaftung zu beschließen.« (Rauschender Beifall.)
    »Klagen wir ihn an mit der Loyalität des Muts und angesichts des französischen Volkes. Ich rufe alle alten Freunde der Freiheit, alle ehemaligen Jakobiner, alle Patrioten auf, daß sie uns die Freiheit retten helfen.«
    Tallien trug auf die Verhaftung Henriots und seines Generalstabes sowie auf Permanenz der Versammlung an.
    Beide Vorschläge wurden unter rauschendem Beifall und dem Rufe: »Es lebe die Republik!« angenommen. Billaud-Varennes verlangt die Verhaftung von Dumas, von Boulanger und von Dufraisse. Dieselbe wird beschlossen. Robespierre, welcher sieht, daß der Lauf der Proskription sich auf ihn richtet, besteht darauf, daß ihm das Wort erteilt werde, aber vergebens; seine Stimme wird übertönt durch den Ruf: »Nieder mit dem Tyrannen! Nieder mit dem Tyrannen!«
    Zwei Mitglieder der Komitees, Barère und Vadier, sprechen lange und in gemäßigter Weise; sie wollten Robespierre demütigen, sind aber ebensowenig wie in der Sitzung des vorigen Abends willens, ihn zu Boden zu werfen. Als Sieger durch den Beistand der Rechten, lassen sie sich die Macht doch ebenso entschlüpfen, als ob sie besiegt worden wären.
    Tallien sah ein, welche unheilvollen Folgen diese Taktik haben konnte, und rief daher:
    »Ich verlange das Wort, um die Diskussion wieder in ihren richtigen Gang zu bringen.«
    Robespierre: »Ich werde sie dahin zu bringen wissen.« (Gemurr.)
    Tallien: »Bürger, nicht auf besondere Tatsachen darf ich in diesem Augenblick die Aufmerksamkeit des Konvents lenken, sondern ich bringe nur die Rede in ihr Gedächtnis, welche gestern in diesen Räumen gehalten und bei den Jakobinern wiederholt wurde. Darin finde ich den Tyrannen, darin erkenne ich die ganze Verschwörung; in dieser Rede will ich mit Hilfe der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Konvents die Waffe finden, um diesen Mann niederzuschmettern, dessen Tugend und Vaterlandsliebe man so hoch gerühmt, den man aber in der denkwürdigen Epoche vom 10. August erst drei Tage nach der Revolution gesehen hat; diesen Mann, der, anstatt in dem Komitee der öffentlichen Wohlfahrt der Verteidiger der Unterdrückten zu sein, anstatt auf seinem Posten zu stehen, denselben seit vier Monaten verlassen hat, um endlich die Komitees zu verleumden, die das Vaterland retteten.« Von diesem Gegner, den er als unversöhnlich kennt, angegriffen, verliert Robespierre alle Ruhe; er unterbricht Tallien durch Geschrei, durch das Verlangen, daß man ihm das Wort erteile; die Versammlung antwortet ihm durch heftiges Murren, und ein Mitglied der Bergpartei, Louchet, beherrscht den Tumult, indem er den Satz ausspricht, den noch niemand auszusprechen wagte:
    »Ich verlange den Haftbefehl gegen Robespierre.«
    Loseau: »Es steht fest, daß Robespierre ein Beherrscher gewesen ist; aus diesem Grunde allein verlange ich den Haftbefehl.«
    Louchet: »Mein Antrag ist unterstützt.«
    Man schreitet zur Abstimmung über die Verhaftung.
    Robespierre der Jüngere: »Ich bin ebenso strafbar wie mein Bruder, ich teile seine Tugenden; ich verlange, daß der Haftbefehl ebenfalls gegen mich erlassen werde.
    Robespierre der Ältere: »Präsident der Räuber, gib mir das Wort oder dekretiere,

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