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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Branntwein zu.
    Duracier unternahm Haussuchungen und forderte Kontributionen ein. Den Bürger Lemoine ließ er 2500 Livres bezahlen, um der Verhaftung zu entgehen.
    Die entschiedensten Verschwörer, die grausamsten Feinde der Republik können die Freiheit nicht schändlicher gemordet haben. Haben sie wohl mit größerer Kühnheit die Volkssouveränität angetastet? Raub, Diebstahl, Räuberei, Unsittlichkeit, Mißbrauch des Ansehens und der Macht, Mord und Totschlag, dies sind die Verbrechen, mit denen sich die Angeklagten bedeckten, dies sind die Verbrechen, welche das Tribunal zu strafen haben wird.«
    Der Bürger Leblois hatte viel gesagt, aber bei weitem nicht alles. Da er den Repräsentanten Carrier, der für die Metzeleien eigentlich verantwortlich war, nicht unmittelbar anklagen konnte, so stellte er nur die Tatsachen fest, ohne jedoch das Schreckliche derselben zu verhehlen; er schrieb sie der Unwürdigkeit derjenigen zu, auf welche der Prokonsul sein Vertrauen gesetzt hatte; er legte besonderen Nachdruck auf die Erpressungen und Betäubungen, welche seine Mitschuld ausschlossen. Die Aussagen der Zeugen beobachteten nicht diese Schonung gegen den Tyrannen von Nantes, und die Angeklagten selber beschuldigten ihn beim Versuch ihrer Rechtfertigung ganz unmittelbar. Einer der ersteren, ein gewisser Peter Wolf, legte den Befehl zur Vollstreckung der Ertränkungen vor, und dieser Befehl war von Carrier unterzeichnet. Derselbe lautete folgendermaßen:
    »Carrier, Volksvertreter bei der Westarmee, fordert die Zahl der Bürger auf, welche Wilhelm Lambertyc auswählen wird, allen seinen Befehlen bei der Expedition, mit welcher wir ihn betraut, zu gehorchen. Auch wird der Kommandant der Tore von Nantes aufgefordert, den gedachten Lambertyc und die Bürger, die er mit sich führt, sei es bei Tag oder Nacht, frei passieren zu lassen. Jedermann ist es verboten, den Handlungen, welche ihre Expedition nötig machen könnte, das geringste Hindernis in den Weg zu setzen.
    Gezeichnet: Carrier.«
    Einer der freigesprochenen Bürger von Nantes, Philippe Tronjolly, sagte seinerseits aus:
    »Carrier kam am 15. Frimaire zu mir zum Abendessen. Auf meine Bemerkung, daß er die Verhafteten viel zu schnell abfertigen lassen wollte, sagte er:
    ›Aber braucht es denn so vieler Beweise? Es ist viel kürzer, sie ins Wasser werfen zu lassen. Du wirst bald die Frauen sanskulottieren sehen.‹
    Er meinte damit, die Frauen würden ebenfalls bald eine Rolle bei den Ertränkungen spielen. Er sprach von jener scheußlichen Hinrichtungsart, welche Carriers Trabanten die republikanische Hochzeit nannten und welche darin bestand, daß man einen Mann und eine Frau nackt zusammenband und sie dann in den Fluß warf.«
    Man vernahm später einen Zeugen, der bei den Ertränkungen eine Rolle gespielt hatte und dem es nur durch ein Wunder gelungen war, sich zu retten. Folgendes ist seine Aussage:
    »Seit zwei Jahren in dem Hause Bouffay verhaftet, weil ich ein Pferd gekauft hatte, das ohne mein Wissen gestohlen worden sein sollte, sah ich zu einer Zeit, die ich nicht genau bestimmen kann, um elf Uhr abends bewaffnete Leute bei uns eintreten, welche uns nach unseren Namen fragten, uns befahlen, unsere Sachen zusammenzupacken, uns zwei und zwei mit Tauen zusammenbanden und unsere Hände auf den Rücken knüpften. Ich sah diesen Augenblick als meinen letzten an; ich beteuerte, daß ich, von jedem Vorwurfe frei, stürbe. Diese Offenheit meinerseits veranlaßte Ducour und Grandmaison, über mich zu witzeln.
    ›Verdammter Schafskopf,‹ sagten sie zu mir, ›wir wollen nicht eure Person, sondern eure Güter; was dich betrifft, so stirbst du in diesem Hause vor Hunger, wir wollen dich nun an einen Ort führen, wo es dir besser gehen wird.‹
    Wir befürchteten alle, erschossen zu werden, und verlangten, dem Vaterlande Dienste zu leisten. Man antwortete uns, wir würden beim Bau eines Forts verwandt werden; einer der Angeklagten hatte eine Axt auf der Schulter.
    Wir wurden in das Gehölz von Lamorette, dann in das Wachthaus La Machine geführt; einem von uns, einem gewissen Garnier, gelang es, zu entfliehen; man wendete Schimpfreden, Drohungen und alles mögliche an, uns zu zwingen, daß wir seinen Zufluchtsort verrieten. Grandmaison schlug uns unter anderem mit dem Pistolenkolben gegen den Kopf; Grandmaison schiffte die Gefangenen ein und ließ uns mittels Leitern in das Lichterschiff hinuntersteigen; unsere Taue wurden zerschnitten, damit wir leichter

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