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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Hände zu Gott zu erheben, sie glaubten an die Rechtmäßigkeit ihrer ungeheuerlichen Tat.
    Am 16. Germinal, nachdem die Verteidiger ihre Reden gehalten hatten, fällte der Gerichtshof den Urteilsspruch. Limoëlan de Beaumont, Lahaye de Saint-Hilaire, Coster de Saint-Victor, Sangé, Bourgeois und Soyau, alle sechs, gegen die in
contumacianm
verhandelt worden, wurden zur Todesstrafe verurteilt. Pierre Robinault, genannt Saint-Régent oder Pierrot oder Pierre Martin, der ehemalige Marineoffizier und Divisionschef in der Armee von Georges Cadoudal, Carbon, genannt Petit François oder Constant, als anwesende Angeklagte, wurden gleichfalls zum Tode verurteilt. Leguilloux und seine Frau, die Frau Ballon, Carbons Schwester, die Witwe Goyon de Beaufort und Fräulein Duquesne wurden zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie der Behörde ihres Bezirks nicht angezeigt, daß sie Saint-Régent und Carbon Quartier gegeben hatten. Collin, der Wundarzt, wurde zu drei Monaten Gefängnis und fünfhundert Franken Geldstrafe verurteilt, weil er dem Polizeikommissar seines Bezirks nicht gemeldet, daß er dem Saint-Régent ärztliche Hilfe geleistet hatte. Baudet, die Eheleute Lavieuville, die Fräulein Goyon de Beaufort und Champion de Cicé und die Töchter Vallons wurden freigesprochen.
    Carbon und Saint-Régent legten Appellation ein; ihre Nichtigkeitsbeschwerde wurde am 19. April (30. Germinal) verworfen, und am folgenden Tage, am 20. April (1. Floreal), wurden sie zum Tode geführt.
    Sie hatten einen Beichtvater verlangt, und man erfüllte ihren letzten Wunsch. Am vorhergehenden Abend erfuhren sie durch den Besuch des Priesters, daß sie nur noch eine Nacht zu leben hätten. Als der Scharfrichter in ihren Kerker trat, fand er sie im Gebet. Carbon schien in sein Schicksal ergeben; Saint-Régent war dagegen bleich und sehr niedergeschlagen; als ihm jedoch sein Urteilsspruch vorgelesen worden war, suchte er seine Fassung wiederzugewinnen und versicherte den anwesenden Personen, sie würden ihn mit dem Mute eines Soldaten sterben sehen. Dieses Versprechen sollte er indes nicht halten. Der gehässige Charakter des Verbrechens der beiden Verurteilten hatte eine ungeheure Menge zu ihrer Hinrichtung gelockt, und auf dem ganzen Wege wurden sie von den Verwünschungen dieser Menge verfolgt. Saint-Régent suchte anfänglich der Erbitterung des Volkes die Spitze zu bieten; allmählich aber verbündete sich sein Gewissen mit den Stimmen, die ihn verfolgten, er neigte das Haupt und antwortete den Beleidigungen nur stammelnd. Der Anblick des Schafotts schlug ihn völlig nieder; kaum vermochte er sich auf den Beinen zu erhalten; seine Brust keuchte, sein Blick war stier; man mußte ihn unterstützen, als er die Stufen zum Schafott hinaufstieg, wohin Carbon ihm voraufgegangen war. Auf der Plattform versuchte er das Volk anzurufen, aber die Stimme versagte ihm; er ließ nur einen rauhen und halberstickten Laut hören, der auf seinen Lippen erstarb.

Die Generäle gegen Napoleon
Pichegru, Moreau; Cadoudal, Querette, Vouvet de Lozier.
    Nicht allein gegen die feindlichen Parteien hatte Bonaparte zu kämpfen; der wunderbare Aufschwung seiner Größe verfeindete ihm die ehemaligen Nebenbuhler seines Ruhmes; nicht ohne Zorn sahen die Generäle die nahe Thronbesteigung ihres Kollegen in der italienischen Armee.
    Unter diesen Generälen war einer, der schon unter dem Direktorium die Vorschläge des Prätendenten nicht zurückgewiesen, sondern sich bereit gezeigt hatte, ihm zur Wiedererwerbung der Krone seiner Väter behilflich zu sein; dieser General war Pichegru.
    Im Monat April 1795 befehligte er die Rheinarmee; der Graf von Entraigues, ein Agent des Prinzen von Condé, hatte eine Unterredung mit dem republikanischen General gehabt; infolge dieser Unterredung war ein Briefwechsel zwischen diesem letzteren und dem Prinzen von Condé entstanden.
    Man hatte Pichegru angeboten, ihn zum Marschall von Frankreich und Gouverneur des Elsaß zu ernennen, ihm das rote Band, Schloß und Park Chambord, zwölf den Österreichern genommene Geschütze, eine Million baren Silbers und zweihunderttausend Livres Rente zu geben; er hatte diese Anerbieten nicht zurückgewiesen, sondern geschrieben:
    »Ich will nichts Unvollständiges tun,: ich will nicht dem Beispiele eines Lafayette und Dumouriez folgen; ich kenne meine Mittel und weiß, daß sie ebenso sicher wie weitgreifend sind; sie fußen nicht nur in meinem Heere, sondern auch in Paris, im Konvent, in den

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