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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Even, Gaston Troche, Pierre Troche, Monnier und seine Frau, Verder, Spin, Dubuisson und seine Frau, Caron, Gallais und seine Frau, Denand und seine Frau wurden freigesprochen. Der Gerichtshof stellte jedoch diejenigen von ihnen, welche den Verschwörern Quartier gegeben hatten, vor die fünfte Abteilung des Gerichtshofes der ersten Instanz.
    Die Verurteilten vernahmen den Spruch, ohne die geringste Erschütterung zu zeigen. Als Georges Cadoudal in die Conciergerie zurückgekehrt war, traf er den Staatsrat Réal, mit welchem er eine lange Unterredung hatte. Réal versicherte dem Vendéer, der Kaiser sei geneigt, ihn zu begnadigen, wenn er seine Barmherzigkeit anflehe. Cadoudal lehnte dieses Ansinnen ab und zeigte sich entschieden, das Schicksal seiner Kameraden zu teilen. Herr von Rivière, welcher ebenfalls eine Unterredung mit Réal hatte, weigerte sich wie Georges, ein Gnadengesuch an den Kaiser zu richten.
    In den Familien der Verurteilten fanden sich jedoch Herzen, welche weniger stolz waren und sich nicht zu erniedrigen glaubten, wenn sie den Herrscher um das Leben geliebter Personen anflehten. Die Schwester des Herrn von Rivière fand in der Kaiserin eine allmächtige Vermittlerin, andere Gesuche wurden für die Herren de Polignac, Rochelle de Bercy, Bouvet de Lozier und Charles d'Hozier gestellt. Fräulein Lajolais warf sich dem Kaiser zu Füßen und bat ihn um Gnade für ihren Vater; Fräulein Gaillard bat für ihren Bruder, und der Bankier Scherer für seinen Schwager Russillion. Der Kaiser wies keines dieser Gesuche zurück, und am 6. Messidor des Jahres XII erhielt der Kriminalgerichtshof das kaiserliche Schreiben, welches für die Verurteilten Bouvet de Lozier, Russillion, Rochelle, Armand de Polignac, d'Hozier, de Rivière, Lajolais und Gaillard die Todesstrafe in die Strafe der Deportation verwandelte.
    Georges und seinen Chouans stand allein das Schafott in Aussicht.
    Nicht etwa, daß ihnen Fürsprecher fehlten, um ihre Sache bei Napoleon zu führen; es war am Hofe ein ritterlicher Mann, welchem der unbezwingliche Mut, die Tatkraft und Strenge des Vendéers Teilnahme einflößen mußte, dieser Mann war Murat. Der künftige König von Neapel verwendete sich beim Kaiser für die Verurteilten, und dieser war nicht abgeneigt, seinen Bitten zu willfahren; in der Tiefe seines Kerkers führte aber Georges noch dieselbe Sprache wie in dem Augenblick, als er sich mit seinem Säbel zum König der Heiden des Morbihan gemacht hatte; er verlangte, die Gnade sollte sich auf alle seine Mitschuldigen erstrecken, und die kaiserliche Barmherzigkeit wich vor dieser Anforderung zurück. Er hatte, um das Leben seiner Genossen noch um einige Tage zu verlängern, die Appellation eingelegt. Am 4. Messidor verwarf der Gerichtshof diese Appellation, und am 5. führte man die Verurteilten, welche vorläufig nach Bicètre gebracht worden waren, in die Conciergerie zurück. Die Hinrichtung war auf den 6. festgesetzt.
    Die Hinrichtungen waren zu dieser Zeit ziemlich selten, so daß mein Vater nur vier Gehilfen hielt. In Rücksicht auf die Zahl der Verurteilten war er genötigt, noch andere Gehilfen zum Ersatz anzustellen. Man hatte bereits die Gewohnheit wieder angenommen, den Verurteilten zu gestatten, daß sie bis zum Richtplatz von einem Priester begleitet wurden; infolgedessen belief sich die Zahl der Karren, welche diesen traurigen Zug bildeten, auf drei. Um vier Uhr morgens erschienen die Wagen und die Scharfrichter vor dem Tore der Conciergerie. Die Zurüstungen fanden in dem Vorzimmer der Kanzlei statt. Die Verurteilten wurden zusammen eingeführt; sie beteten mit großer Sammlung. Einige Augenblicke vorher war man noch einmal in Cadoudal gedrungen, daß er um Gnade bitte. Er weigerte sich mit noch größerer Lebhaftigkeit und murmelte, als er die Kanzlei verließ:
    »Dieser Schelm ist nicht zufrieden, mir den Kopf abzuschneiden, er möchte mich auch noch ehrlos machen!«
    Als Georges in den Saal trat, sagte er einige Worte zu einem Schließer namens Eberle, welcher ihn begleitete, und wendete sich dann, nachdem dieser geantwortet hatte, an meinen Vater.
    Seine Haltung war stolz, sein Blick sicher, seine Gesichtsfarbe wie gewöhnlich, es zeigte sich weder in seinen Zügen noch in seinem Tone eine Aufregung.
    »Sind Sie der Scharfrichter von Paris?« fragte er.
    Mein Vater bejahte es.
    »In diesem Falle«, fuhr Georges fort, »werden Sie wissen, daß ich zuerst hingerichtet sein will; mir steht es zu, meinen Gefährten mit

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