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Tagebücher: Jahre 1982-2001 (German Edition)

Tagebücher: Jahre 1982-2001 (German Edition)

Titel: Tagebücher: Jahre 1982-2001 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz J. Raddatz
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translated by Paul Bowles) gibt: jammernd über seine Armut, zugleich erzählend von 4 USA-Reisen, 1jährigem New-York-Aufenthalt am Central Park (wie der Marokkaner, der André Gide auf dem Man-Ray-Foto bei der Vernissage erkennt): «Amerikaner gibt’s nicht, das ist ein Salade Niçoise – Amerikaner, das sind/waren Indianer.»
    Immer helle Stellen im Kiff-Gewölk, wie Paul Bowles, der sagt: «Ich kenne Amerika nicht, bin kein Teil von ihm, lebe seit 40 Jahren hier» und auf meinen Einwand «wie Baldwin, aber …» sagt: «Baldwin war Schwarzer, ein Schwarzer ist engaged , ob er will oder nicht – ein weißer James Baldwin wäre auch dé-tachiert gewesen.»
    In den Läden herrliche Korbwaren, aber «Katzenstreu»; Gewürze in irdenen Schüsseln, aber deutsche «Heringe in Senf-Sauce»; Datteln und Oliven – aber Kelloggs Cornflakes. Vormarsch der Plastik-Kultur, Plastikbügel über alter Keramik.
    El Minzah Hotel, Tanger, den 22. März
    Im Zug nach Fès, ein Stück den Atlantik entlang, jetzt durch sehr grün-fruchtbare hügelige Täler, mancher «Bahnhof» besteht aus einem Esel –.
    Hôtel Palais Jamai, Fès, den 23. März
    Inzwischen also in Fès gelandet. Hotel wunderschön, von unserer luxuriös-kitschigen Suite Blick über eine unentwirrbare Stadt – die sich hoffentlich durch den «Service» eines Coupé-Gefährten – angeblich Mathematiklehrer – entwirren wird.
    Diese Textur schwierig: Wer ist Gauner oder bloß hilfreich, Stricher oder nur freundlich. Gestern abend nach herrlichem «Sylt-Tag» am Strand und Fischgrill im Felsen-Restaurant «Le Mirage» zu satt zum Abendessen. Nur durch die Altstadt von Tanger gebummelt (dabei gemerkt, daß zu alt, müde und ängstlich für Abenteuer!) und für einen Night-Cup in den «English Pub», eine scheußlich-falsche englische Bar, wo man aber – im Gegensatz zu den kleinen Fischbrat-Ständen – Alkohol bekommt; ich wollte noch 1 Bier für die Bettschwere. Da setzte sich sehr rasch ein good-looking local talent an den Tisch, großspurig eine ganze Flasche Wein bestellend, in Spanisch, Französisch, Englisch parlierend, angeblich 4 Pässe (????), in Wien als Modefotograf lebend, bald gesellte sich eine – unsympathischere, angeberische – Variante dazu –, und man weiß nicht: Wollen sie sich wichtig machen, arabische Märchen erzählen, nur gesellig sein oder einen ausnehmen. Das «Gespräch» war nur prahlerisches Getue und Lügerei («kein Zwist zwischen Juden und Arabern») – die Schnecke und ich flüchteten bald unter großem Gelächter; alleine wäre mir unheimlich gewesen.
    Der Coupé- «Escort» wurde prompt das nächste Abenteuer: war pünktlich vor dem Hotel (daß er sich weigerte, ins Hotel zu kommen, machte mich bereits mißtrauisch), schleppte uns flugs und ohne zu fragen in eine Ledergerberei, einen Teppichbazar, zu einem «Juwelier». Auf mein «Wir sind nicht hier, um zu kaufen» kam ein noch freundlich-erstauntes: «Sie wollen garnichts kaufen?» Weg war er! Mitten im Gewimmel der uns fremden Medina – im unerforschlichen Gewirr der winzigen Gäßchen, vollgepfropft mit Eseln, Menschen, Waren, Geschrei, Gerüchen – standen wir in wachsender Panik alleine. Monsieur Mathematiklehrer war spurlos verschwunden. Man kann da stundenlang sich verlaufen. Lachen und steigende Angst mischten sich. Abendessen im langweilig falsch-französischen Hotel-Restaurant; denn die Altstadt alleine kann man nicht betreten. Dies ohnehin ein großer Abstrich bei der ganzen Reise: Man hat bald einen Krampf in der rechten Hand vom ewigen Trinkgeldgeben; und man kann keinen einzigen Schritt gehen, ohne daß sich ein «Guide» aufdrängt und einem vor einem Brotladen erklärt: «Dies ist ein Brotladen» – und jeder sagt: «Ich bin kein Guide, ich bin Ihr Freund – alles klar?» Sie lungern vorm Hotel wie hungrige Wölfe, die auf die dummen, aber leckeren Schafe warten.
    Hôtel Palais Jamai, Fès, den 24. März
    Volubilis. Tagesausflug per Tages-Taxi. Märchenhaft. Die Lage! Die Mosaiken. Das Schweigen zwischen den Mimosenbäumen. Die Duschen – 300 vor Chr.!! – eleganter als im Hause Henkel.
    Ohnehin leben ja, verglichen mit dieser wahrhaft orientalischen Pracht hier, unsere Industriewelt-Reichen kümmerlich im Bungalow. Der Palais Royal in Fès – wo der König allerhöchstens 8 Wochen im Jahr wohnt – groß wie eine Stadt mit 2 Moscheen, Golf, eigenem Krankenhaus etc. Und unsere «zivilisatorischen Errungenschaften», vom Bad über Infra-Grill bis

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