Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
Sie fragt, ob sie nach Berlin zurückkommen oder die Männer weiter beschatten soll. Ihr Bruder sagt, die hätten das Haus bisher nicht mehr verlassen.“
Lady Kaa machte Maria ein Zeichen, dass sie das Telefon haben wollte.
„Schätzchen“, sagte sie, „machen Sie das bloß nie wieder mit uns, ich war drauf und dran, Ihre Eltern zu alarmieren. Sie haben uns eine schlaflose Nacht bereitet. Das mit Ihrem Bruder war eine gute Idee. Wir scheinen wohl den Wohnort zu haben. Die Namen müssten sich ermitteln lassen. Haben Sie etwas von der Unterhaltung mitgekriegt, die die Männer in der Gaststätte hatten?“ Lady Kaa hörte schweigend zu und gab Maria ein Zeichen, dass sie Papier und Kugelschreiber haben wollte. „Können Sie das buchstabieren? Ja. Okay, habe ich. Prima, Oliwia, große Klasse. Lassen Sie sich von Ihrem Freund noch ein bisschen verwöhnen und dann kommen Sie her.“
Als sie aufgelegt hatte, starrten Lady Kaa vier Augenpaare gespannt an.
„Was guckt ihr so? Ihr Lover hat sie dumm und dusselig gevögelt, wir haben uns ganz umsonst Sorgen gemacht.“ Elke lachte, Maria und Judith schauten sich betreten an.
„Wir haben Namen. Die haben sich in der Kneipe laut genug unterhalten, dass Oliwia mithören konnte. Es ging um …“ Lady Kaa setzte eine Schildpatt-Lesebrille auf, „… einen Jurek. Sie sagten, dass sie Ärger mit Zmuda kriegen würden. Jureks Auftrag sei nicht erfüllt worden. Jurek Zmuda. Und die Namen von den Männern, die sie verfolgt hat, kriegen wir über das Autonummernschild und über die Adresse.“
Judith fragte sich, wo Lady Kaa die Namen herbekommen wollte. „Die schienen sich ziemlich sicher gefühlt zu haben, dass die Sprengler später nicht die Polizei informieren würde“, sagte sie.
„Ja“, sagte Alice, „der eine hat gesagt, dass ein Teil des Auftrages erfüllt sei. Sie hätten ihr genug Angst gemacht, dass sie nicht auf dumme Gedanken kommen würde.“
„Das war also eine Auftragsarbeit. Und wenn der Auftrag nicht erfüllt ist, werden die wiederkommen. Richtig?“, fragte Judith noch mal.
„Vollkommen richtig. Sie werden wiederkommen. Die Frage ist, was sie suchen. Und diese Frage kann uns nur Linda Sprengler beantworten. Sie hat gelogen, was die Männer betrifft. Also hat sie etwas zu verbergen. Judith, Sie müssen so schnell wie möglich das Interview mit Linda führen.“
Das Telefon klingelte erneut. Maria sagte ihr Verslein auf. Betont sagte sie: „Frau Sprengler, ich verbinde Sie mit Frau von Kaldenberg“, und übergab Lady Kaa breit grinsend den Hörer. Alle hielten den Atem an. Maria schrieb quer über ein Blatt Papier: SABINE.
Lady Kaa machte ihnen allerdings einen Strich durch die Rechnung. Sie zog sich von ihrem Stuhl hoch und humpelte mit dem Telefon aus der Küche.
„Das ist ja ein Hammer“, sagte Maria.
„Die Ehefrau von Sprengler“, stellte Hüsy fest.
„Die Witwe, Schätzchen“, verbesserte Elke, setzte sich und zündete eine Zigarette an.
„Kennst du sie?“, fragte Maria.
„Nein, die Freundschaft zwischen Alice und den Sprenglers stammt aus einer Zeit, in der zwischen Alice und mir Funkstille war.“
„Sie waren befreundet?“, fragte Judith verblüfft.
„Siggi und Bernie waren befreundet und da Bernie damals in Berlin lebte, verkehrten auch die Damen miteinander.“
„Wie will Lady Kaa die Namen der Männer rauskriegen?“, fragte Judith, den Augenblick nutzend.
Hüsy, Maria und Elke lachten gleichzeitig. Judith musste ausgesehen haben wie eine Katze, die unter einen Rasensprenger geraten war, als Lady Kaa in die Küche zurückgehumpelt kam.
„Maria, tragen Sie bitte ein: Mittwochvormittag, zehn Uhr, Termin mit Sabine Sprengler in meinem Büro. Und Sie, Judith, haben natürlich am Mittwoch frei. Helfen Sie Elke noch beim Abräumen und dann ab mit Ihnen nach Hause. Ruhen Sie Ihren Kopf aus!“
Judith nickte mit ihrem Bumsschädel. Klar, sie musste unerkannt bleiben. Gern hätte sie gefragt, warum die Mannschaft sie ausgelacht hatte. Aber diese Frage musste sie sich wohl noch eine Weile verkneifen.
„Also ran an die Arbeit“, sagte Lady Kaa. „Maria, versuchen Sie Kaldenberg aufzutreiben, ich bin in meinem Büro.“
Judith stand auf und räumte die leeren Teller zusammen. Als alle die Küche verlassen hatte, fragte sie Elke: „Kaldenberg? Ich dachte, den gibt es hier nicht mehr seit über dreißig Jahren.“
„Stimmt“, sagte Elke und fegte ungerührt die Brötchenkrümel auf dem Tisch zusammen. Sehr
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