Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
gesprächig war Elke heute nicht.
„Warum haben alle vorhin so gelacht? War doch eine ganz berechtigte Frage, oder?“
Elke nahm eine Schachtel Marlboro. „Schätzchen“, sagte sie, „Alice hat gute Verbindungen. Sie kriegt alles raus, glauben Sie mir.“
Judith räumte die Spülmaschine ein. Mist, sie hätte so gern mehr gewusst. Über Lady Kaa und ihre eigenartige Beziehung zu Elke. Und was war mit Fantomas Kaldenberg?
Exer Nr. 1 – Konstantin von Kalendenberg
„Ich brauche dich, Nucki“, sagte Alice.
„Mir geht es auch gut, Alice, danke der Nachfrage“, sagte Konstantin Ludwig Alexander von Kaldenberg. „Du brauchst also wieder mal eine Auskunft von mir“, stellte er fest. Alice war nicht zum Plaudern aufgelegt.
„Kannst du vorbeikommen, Konny?“, fragte sie, „morgen Abend?“
„Warum nicht gleich, jetzt sofort, Platz, Konny, sitz?“ Alice lachte. „Häschen, ich habe mir schon lange abgewöhnt, die Menschen zu fragen, wie es ihnen geht. Man kriegt entweder eine Lüge als Antwort oder darf sich stundenlang die Anamnese des Befragten anhören. Beides interessiert mich einfach nicht. Aber wenn du darauf bestehst, bitte, wie geht es dir?“
„Ich habe dich bereits eingangs belogen, also komm zur Sache. Worum geht’s?“, fragte Konstantin.
„Ich brauche eine Info über zwei Personen, von denen ich Fotos habe. Wann kommst du?“
Konstantin lachte leise. „Du bist die widerlichste, unwiderstehlichste Person, die mir je begegnet ist“, sagte er.
„Genau deshalb hast du mich mal geheiratet, schon vergessen?“
„Wie könnte man dich vergessen. Obwohl das fast vierzig Jahre her ist. Also heute Abend nach acht könnte ich es einrichten. Aber nur, wenn Elke mir ein Abendessen mit Stern zubereitet.“
„Du kriegst ein Drei-Sterne-Essen, versprochen.“
Alice lächelte in sich hinein, als sie auflegte. Sie erhob sich und humpelte in die Küche, wo Elke dabei war, Gläser in die Maschine zu räumen.
„Der Konstantin kommt zum Abendessen“, sagte sie. „Ich habe ihm ein Drei-Sterne-Essen versprochen.“
Elke steckte sich eine Zigarette an. „Also Kohlrouladen, wenn ich richtig verstanden habe“, sagte sie und legte ihr Gesicht wie ein Shar-Pei-Hund in tiefe Falten.
„Genau. Kohlrouladen“, sagte Alice lächelnd. Deshalb liebte sie ihre Freundin Elke über alles: Elke musste man nichts mehr erklären. Alice hatte ganz bewusst Konstantin am Abend zu sich gebeten. Sie achtete peinlich darauf, dass ihre Mitarbeiter ihn nie persönlich trafen. Außer Elke natürlich, aber die gehörte zur Familie.
Als sie am Abend an ihrem Küchentisch saßen, war Konstantin begeistert. „Kohlrouladen, ich liebe dich, Elke!“, rief er, als sie den Teller mit dem dampfenden Krautwickel vor ihn stellte.
„In Schmalz angebraten, mit einer Sauce aus püriertem Speck, Zwiebeln, Steinpilzen, Kümmel, Möhren, Tomaten und Kohl. Und dazu den fluffigsten Kartoffelbrei, den du je gegessen hast! Mit knusprigen Speckwürfelchen.“
In der nächsten Viertelstunde war mit Konstantin nicht zu reden. Alice, die sich nur eine Miniportion von der Kohlroulade gönnte, tauschte mit Elke amüsierte Blicke.
Konstantin ließ sich noch zwei Kohlrouladen nachlegen, man sah, dass er am liebsten den Teller abgeleckt hätte.
„Köstlich“, stöhnte er, während Elke ihm eine Flasche Korn auf den Tisch stellte. „Den brauchst du wohl zur Verdauung. Und nachher kriegst du noch einen Grießflammerie aus dem Kühlschrank, ich habe eine Sauce aus frischen Beeren dazu gemacht“, sagte Elke, gab ihm einen Kuss auf seine spiegelblanke Glatze und verschwand.
„Ich hätte dich heiraten sollen“, rief er hinter ihr her. Konstantin bevorzugte einfache, deftige Hausmannskost, man konnte ihn eher als Gourmand denn als Gourmet bezeichnen. Was dazu beitrug, dass er so aussah, wie er aussah: mehr wie ein Buddha als wie ein menschliches Wesen. Er goss sich einen doppelten Korn ein.
„So, nun sprich, Weib“, forderte er sie auf, während er sich in seinem Spezialstuhl zurücklehnte, den Elke vorher an den Tisch gestellt hatte. Die normalen Essstühle waren zwar robust, für Konnys Statur allerdings nicht stabil genug.
„Siehst übrigens besser aus als das letzte Mal“, lobte er und prostete Alice zu.
„Das letzte Mal lag ich im Krankenhaus und hatte gerade ein neues Kniegelenk bekommen. Ist also kein Wunder“, sagte sie. Alice hatte neben sich einen Hängeregisterordner auf der Bank liegen.
„Guck mal, ich habe hier ein
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