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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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vierzig und weiter unten wie eine vertrocknete Tomate? Mit ihrem flotten Bienchen, meinst du diese beiden Oberlesben?“
    Judith hatte Mühe, die Mundlade zu schließen. Hatte sie richtig gehört? „Ich meine Frau Professor Dr. Sprengler, die mit der Klinik für Plastische Chirurgie, die Schwester von dem Kunstsammler, der in New York ermordet wurde.“
    „Und was hast du mit denen zu tun?“, fragte ihre Mutter.
    „Ich recherchiere im Auftrag meiner neuen Arbeitgeberin. Alice Berger“.
    „Die Krimiautorin?“, fragte Gabi.
    Konnte die Braut nicht einfach ihre Klappe halten? „Ja, die Krimiautorin. Bei der arbeite ich jetzt.“
    „Cool“, meinte Gabi. Wie lächerlich ist das denn, wenn man mit Ende vierzig die Dinge cool findet.
    „Du kennst die Sprenglers?“, fragte Judith spitz.
    „Jeder kennt die Sprenglers in unseren Kreisen.“ Was sie mit ihren Kreisen meinte, war klar.
    „Aber Sabine Sprengler ist die Ehefrau … äh … war die Ehefrau von Sigurd Sprengler und ist Mutter von zwei Kindern, die kann doch nicht lesbisch sein!“
    Mist, in dem Moment, in dem sie das ausgesprochen hatte, merkte sie, was sie für einen Blödsinn redete.
    „Wenn man als ‚Container für unser Kind‘ geheiratet wird, könnte es sein, dass man sich umorientiert“, sagte Gabi und zu Judiths Mutter gewandt: „Ich hatte mal ein kurzes Verhältnis mit ihr, lange vor deiner Zeit. Sabinchen war ein Frauenzimmer, nur weder hold noch tugendhaft.“ Judith griff zur Proseccoflasche und schenkte sich nach.
    „Also noch mal von vorn“, sagte sie. „Habe ich das richtig verstanden: Sabine Sprengler ist lesbisch geworden, nachdem ihr Ehemann sie missachtet hat. Richtig?“
    „Fast“, sagte Gabi. „Willst du zum Abendessen bleiben?“ Judith hatte nicht mal im Ansatz Lust, bei Gabi zum Abendessen zu bleiben. Nicht einen Bissen würde sie hier runter bringen. Sie schüttelte also den Kopf.
    „Was heißt fast?“, fragte sie.
    „Fast heißt fast.“
    Ich knalle ihr gleich eine, dachte Judith. Also schwieg sie, laut und durchdringend.
    „Was heißt es dann, Gabi?“, wollte jetzt ihre Mutter wissen. Kunstpausen wirken immer. Gabi lachte leise in sich hinein. Judith sah etwas Triumphierendes in Gabis Augen aufblitzen. Gabi wusste, dass sie die Tochter ihrer Geliebten an der Angel hatte und genoss es. Aber Judith stand auf.
    „Danke für den Prosecco“, sagte sie und wandte sich zur Tür.
    „Sabine ist nicht dumm, auch wenn sie immer so verhuscht tut. Sie hat ihrem Mann das Liebste genommen, was er hatte. Eiskalt und berechnend.“
    Und was sollte das jetzt für eine Bemerkung sein?
    „Lebt wohl“, sagte Judith und knallte die Haustür hinter sich zu. Das hätte Gabi wohl gern gehabt, dass ich jetzt bettelnd und geifernd vor ihr stehe, um rauszukriegen, was sie gemeint hat, dachte sie.

Neues vom Exer
    Alice saß an ihrem Schreibtisch und grübelte. Sie hatte noch nicht einmal eine Idee für einen neuen Krimi. So langsam beschlich sie das Gefühl, dass sie alle guten Plots bereits verwurstet hatte. Aber es musste bald eine Idee her, sie musste ihre Verträge erfüllen. Natürlich war die Sache mit den Sprenglers auch spannend. Alice war sehr wohl bewusst, dass sie sich häufig um echte Kriminalfälle kümmerte, weil es eine gute Ausrede war, um nicht schreiben zu müssen. Prokrastination nannte man das, was für ein schreckliches Wort!
    Es war nicht so, dass sie nicht gerne schrieb, sie liebte es sogar, Personen, Orte und Zusammenhänge zum Leben zu erwecken. Aber zunächst musste ein guter Plot her und das Problem mit den guten Plots war, dass jeder Plot, den sie sich ausdachte, nicht nur mit den Plots aller anderen Krimiautoren konkurrieren musste, sie musste sogar gegen sich selbst anschreiben. Ihre Fans erwarteten von ihr, dass der jeweils nächste Kriminalroman noch besser, noch spannender, noch hinterhältiger sein würde als der letzte. Und wenn sie sich dann einen Plot ausgedacht hatte und sich dem Inhalt diktierend näherte, dann gab es zwei Möglichkeiten: Entweder, es flutschte – oder sie hatte Schwierigkeiten mit dem Handlungsablauf oder den Perspektiven oder den Protagonisten.
    Auch wenn es flutschte, saß sie garantiert bei Seite 150 fest und war jedes Mal kurz davor, alles in die Tonne zu treten, weil sie dann den Plot bescheuert, die Protagonisten langweilig und die Story zähflüssig fand. Wenn sie sich schon langweilte, wie sollte sie dann ihre Leser fesseln? Das war die zweite Krise, Krise Nummer

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