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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Eisenman.
    „Sie kennen ihn bestimmt, aber er möchte gern anonym bleiben“, sagte Hüseyin. „Sie wissen doch, wie die Russen heute so sind.“
    „Ach so, Ihr Chef ist Russe. Ich verstehe.“ Hüseyin lächelte innerlich, er hatte gemerkt, wie der Kunsthändler sich gerade entspannte. Er war in den letzten Tagen immer wieder auf den Hinweis gestoßen, dass die Eisenmans ihr Geschäft mit Studiobossen und Schauspielern als Kunden aufgebaut hatten. Also mit Neureichen, die von Kunst so viel Ahnung hatten wie Hüseyin von der Reparatur einer Waschmaschine. Die Mein-Chef-ist-Russe-Nummer hatte er schon in mehreren Galerien ausprobiert und er war erstaunt, dass das Wort Russe auf amerikanische Galeristen ähnlich aphrodisierend wirkte wie früher in Deutschland der Onkel aus Amerika. Es erschien bei den Galeristen sofort ein Dollarzeichen in den Augen.
    „Wie gesagt, mein Auftraggeber sucht Impressionisten. Renoir, Monet, Degas, also die ganze Range.“
    Eisenman schüttelte den Kopf. „Da muss ich Sie leider enttäuschen, im Moment ist da wirklich nichts auf dem Markt“, sagte er. Hüseyin hatte das erwartet. Selbst wenn Eisenman eine Quelle gehabt hätte, würde er nicht sofort zusagen. Deshalb hatte Hüseyin sich eine Visitenkarte machen lassen mit der Adresse des Büros von Goldsmith. Bernies Sekretärin spielte gern mit, Hüseyin hatte bei ihr seinen Charme spielen lassen. Er zog aus seiner Jackentasche jetzt eine Visitenkarte und überreichte diese dem Kunsthändler.
    „Falls Sie doch etwas hören sollten“, sagte Hüseyin und stand auf. Der Kunsthändler steckte die Karte, ohne darauf zu schauen, in ein Lederkästchen, das auf seinem Schreibtisch stand. „Und ich dachte, Sie wollten sich bei mir für eine Vernissage bewerben“, sagte Eisenman.
    „Was ich als Maler brauche, ist eine Galerie, die mich aufbaut, das ist doch gar nicht Ihr Metier“, sagte Hüseyin mit treuherzigem Blick und verabschiedete sich, da er am Nachmittag bereits den zweiten Termin bei Deborah Wilson hatte, die Interesse an seinen Arbeiten signalisiert hatte.

Die Entführung
    Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie sich in der Garage über ihren Kofferraum gebeugt hatte, um ihre Reisetasche rauszuholen. Linda war am späten Abend aus dem Spreewald zurückgekommen. Wie sie es genossen hatte, Massage, Schwimmen, Kosmetik und gutes Essen – ohne bimmelndes Funktelefon, ohne lauernde Sabine, ohne Angst vor dem nächsten Überfall. Danach hatte sie sich gleich besser gefühlt. Sie hatte mit der Fernbedienung das Garagentor geöffnet und sich gefreut, als sie sah, dass Sabines Cayenne nicht darin gestanden hatte. So hatte sie die Hoffnung auf noch ein paar ruhige Stunden gehabt, die jäh von einem Schlag auf ihren Hinterkopf unterbrochen wurde.
    Als Linda wieder zu sich kam, saß sie wieder auf einem Stuhl gefesselt. Sie stöhnte, weil ihr der Schädel wehtat. Sie blinzelte in das Licht, das sie in den Augen blendete.
    „Sie schon wieder!“, sagte sie.
    „Wir nicht waren fertig“, sagte der Blonde, den sie schon vom letzten Mal kannte. Eindeutig ein Albino. „Entweder geben raus oder wir fackeln Haus ab. Sie drinnen bleiben.“
    Linda stöhnte. Es war ihr klar gewesen, dass die Kerle wiederkommen würden. Dass sie sie holen würden. Natürlich. Es war nur ein Aufschub gewesen, Zeit für einen kleinen Abschied.
    „Das, was Sie suchen, ist nicht hier“, sagte sie. Ihre Gedanken rasten. Sie musste verhindern, dass Nils die Klinik verlor. Dass ihr Leben zu Ende war, daran bestand kein Zweifel. Der Kerl schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie spürte, wie in ihrem Mund eine Krone brach. Sie spuckte sie aus.
    „Ich schwöre Ihnen, dass Sie hier nichts finden werden. Es ist im Tresorraum, da, wo wir die Bilder aufbewahren“, sagte sie. „Wenn Sie mich losbinden, führe ich Sie hin.“
    Linda hoffte, dass die Kerle ihr glauben würden. Ihr war klar, dass das ihr Ende war. Denn soeben hatte sie zugegeben, dass sie wusste, wovon die Kerle redeten.
    „Du verstanden Warnung von Carlotta. Wenn du nicht spuren, du auch sterben.“
    Was ist mit Carlotta?, fragte sie sich. Wieso Warnung von Carlotta? Was hatte die Kleine mit den Kerlen zu tun? Das Kind hatte doch überhaupt keine Ahnung! Und was hieß auch sterben. Wie Siggi?
    „Was ist mit Carlotta?“
    Der Blonde sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand. Sie vermutete, dass es Polnisch war. Sie hörte, wie ein anderer telefonierte. Aha, dachte sie,

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