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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Kleine hatte eine Saite in ihm zum Schwingen gebracht. Sie war ihm nicht gleichgültig gewesen. Und jetzt?
    Die OP-Schwester steckte den Kopf in sein Zimmer.
    „Wissen Sie, wo Frau Professor Sprengler ist?“, fragte sie.
    „Das möchte ich auch gern wissen“, sagte er.
    „Die Nasenkorrektur ist jetzt da“, sagte sie.
    „Machen Sie die Patientin fertig für den Eingriff“, sagte er. „Meine Tante wird gleich kommen.“
    Sobald die OP-Schwester den Raum verlassen hatte, rief er in der Remise an. Niemand ging ans Telefon. Auch an ihrem Handy meldete sich seine Tante nicht. Vorsorglich ging er in Lindas Büro und schaute in ihren Kalender. Da war für elf Uhr die Nasenkorrektur von einer Frau Sürig eingetragen. Er zog Lindas Rollcontainer auf, von dem er wusste, dass sie dort die aktuellen Patientenakten aufbewahrte. Er holte die Akte von Frau Sürig heraus und machte sich schlau. Sein Blick fiel auf den Boden unter dem Patientenstuhl, der normalerweise gegenüber dem Schreibtisch stand. Jetzt stand der Stuhl nach rechts gedreht und unter dem Stuhl sah man weiße Fussel. Auf dem Schreibtisch lag eine Schere.
    Plötzlich sah Nils vor seinem inneren Auge die Szene von vor zwei Wochen, als er in die Klinik gekommen war und seine Tante mit Mullbinden gefesselt auf einem Stuhl gefunden hatte. Und Judith, die auf der Erde lag, mit einer dicken Beule am Hinterkopf. Als er seine Tante losgeschnitten hatte, gab es auch so einen weißen Fusselregen auf dem Teppich. Es musste also gestern etwas passiert sein, denn am Samstag kam immer die Putzfrau und reinigte die Klinik.
    Und was war das? Nils ging hinter dem Schreibtisch in die Knie. Irgendetwas lag auf dem gelben Chinateppich. Er versuchte es zu angeln und kriegte dabei Übergewicht und fiel auf seine Knie. Es war ein Zahn. Besser gesagt, eine Zahnkrone. Der Pulsschlag von Nils verdoppelte sich. Tante Linda, was ist mit dir passiert? Er stützte sich auf den Stuhl, um unter dem Schreibtisch hervorzukommen.
    Da fiel sein Blick auf die Wand. Da, wo sonst die Lesser-Ury-Kopie hing, war jetzt ein heller Fleck. Was war das denn? Schon wieder Einbrecher? Oder war das von dem Überfall am Freitag, bei dem ihre neue Hauswirtschafterin niedergeschlagen worden war. Aber wozu klauten die eine Kopie?
    Die Kerle waren also wieder hier gewesen. Diesmal hatten sie Tante Lindi mitgenommen. Was wollten sie? Wo hatten sie Tante Lindi hingebracht?
    Eigentlich ganz klar, die Bilder, dachte Nils, was sollten sie sonst wollen. Sie wollten Zugang zum Tresorraum. Man entführt also seine Tante, um in den Raum zu kommen. Das würde Tante Lindi nicht überleben. Aber wozu hatten sie die schlechte Kopie mitgenommen? Darüber würde er später nachdenken müssen.
    Er rannte zu seinem BMW und raste damit, so schnell der dichte Verkehr auf der Stadtautobahn es zuließ, Richtung Schöneberg. Kurz vor der Autobahnausfahrt Innsbrucker Platz stand er im Stau.
    Am liebsten hätte Nils das Auto stehen gelassen und wäre die Ausfahrt hoch gerannt, um sich oben ein Taxi zu nehmen. Er trommelte nervös auf das Lenkrad. Zwischendurch versuchte er Tante Linda zu erreichen. Was sollte er tun? Die Polizei rufen? Besser nicht, sagte er sich. Seine Tante hatte irgendetwas zu verbergen. Sie hatte ihm nach dem ersten Überfall kategorisch verboten, noch mal die Polizei einzuschalten.
    „Damit werden wir selbst fertig, ich will nicht, dass die hier bei uns rumschnüffeln“, hatte sie zu ihm gesagt. Aber wenn die …, ja, was, die? Die Verbrecher? Die Gauner? Die Mörder? Wenn die seine Tante entführt hatten, dann hoffte er, dass er noch rechtzeitig kommen würde, um sie zu befreien.
    Endlich kam er über die Ampel zur Hauptstraße. Er benutzte die Busspur.
    Mit quietschenden Bremsen hielt er direkt vor der Haustür in der Großgörschenstraße. Er merkte, wie ihm die Knie zitterten. Bitte, bitte, lass sie am Leben sein, flehte er innerlich. Er liebte seine Tante wirklich, sie war immer für ihn da gewesen. Nils rannte durch den Flur und öffnete die Tür zum Hof.
    „Hey, junger Mann, es riecht nach Gas aus Ihre Wohnung“, rief die alte Lehmann aus dem ersten Stock.
    „Haben Sie meine Tante gesehen?“, rief Nils zurück.
    „Was? Ich verstehʼ nicht. Sie müssen lauter sprechen. Es riecht nach Gas, habe ich gesagt! Hat Ihre Tante da vergessen, das Gas auszumachen?“

Tresorgespräche
    „Mensch, Siggi“, sagte Linda laut. Ihre Stimme hallte wider zwischen den marmorverkleideten Stahlwänden. „Jetzt bin

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