Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
Chirurg geworden und sie war jetzt ebenfalls eine ziemlich brauchbare Chirurgin. Das Einzige, was ihnen zu ihrem Glück fehlte, war ein Stammhalter.
Da sie beide nun in der Lebensmitte standen, wurde der Wunsch nach einem Kind immer drängender. Da Linda keine Kinder mehr bekommen konnte, war es an Siggi, für Nachwuchs zu sorgen.
„ Lindi“, hatte er gesagt, „ich habe alles versucht. Ich bin einfach nicht in der Lage, mich in eine andere Frau zu verlieben, ich vergleiche jede mit dir. Und sobald ich mit einer ins Bett gehe, kann ich nur noch an dich denken.“ Es war ihrem Bruder genauso ergangen wie ihr.
„ Wir brauchen einen Container für unser Kind“, entschied Linda. Genau das war es, er musste eine Frau heiraten, die ihnen Nachwuchs bescheren würde. Und so gingen sie auf die Suche nach einer, die die Mutter ihres Sohnes werden sollte.
Linda entdeckte Sabine zuerst. Sie entsann sich genau, wie sie in ihre Klinik kam, ein wenig zerzaust, ein wenig verzweifelt, man wollte sie sofort in den Arm nehmen. Sie sah aus wie ein Plüschtier. Sabine war Pharmareferentin und in diesem Job blutige Anfängerin. Wie sie da so saß vor ihrem Schreibtisch, aufgeregt, mit rosa Wangen, einem dicken, geflochtenen Zopf, aus dem sich tausend kleine Löckchen lösten, in einem rosafarbenen Angorapullover - sie war einfach zum Knuddeln. So hatte Linda sich ihre werdende Mutter vorgestellt. Linda schickte Sabine zu Siggi.
Ihre Rechnung ging auf. Sabine war die Anti-Linda. Sie würde ihr nie gefährlich werden. Sabine war bildhübsch, blutjung, mit einer eher praktischen Intelligenz gesegnet und völlig ambitionslos. Sie hatte die Lebenserfahrung eines ABC-Schützen und war so arglos, dass es fast wehtat. Sie war sofort geblendet von Siggis Ausstrahlung und ihrem Reichtum. Obwohl, heute glaubte Linda, sie war einfach geblendet von ihren weißen Kitteln. Sie kam aus einer Welt, in der weiße Kittel noch Autorität bedeuteten. Sabine verliebte sich sofort in Lindas Bruder und die beiden Geschwister verliebten sich ein bisschen in Sabine. So wie man sich in einen Welpen verliebt, den man im Tierheim gefunden hat. Siggi und Sabine heirateten noch im selben Jahr und knapp zehn Monate später gebar Biene ihnen einen Sohn.
Sie hatten sich arrangiert in der Remise. Das Haus war groß genug für alle, sogar als Carlotta zwei Jahre später auf die Welt kam, reichte der Platz. Von Biene bekamen die Geschwister nicht viel mit, sie lebte in der Remise, kümmerte sich um die Kinder und rubbelte bei ausgedehnten Einkaufstrips die Kreditkarte.
Und genau wie in jeder Ehe kühlte auch bei Siggi und Linda die Leidenschaft im Laufe der Jahre ein wenig ab, sie waren füreinander da, sie wussten immer, was der andere dachte oder fühlte, sie konnten sich aufeinander verlassen, aber sie mussten dafür nicht mehr das Bett teilen. Ab und zu, wenn sie mal zusammen auf einen Kongress fuhren, waren sie wieder zusammen, ansonsten schlief Siggi bei Sabine und, wie Linda jetzt wusste, bald nicht mehr mit ihr. Sie hatten sich das Leben bequem eingerichtet und Nils wurde Lindas Augenstern.
Judith sieht schwarz
Er hielt direkt hinter dem LKW, als dieser auf den Hof der Gärtnerei einbiegen wollte. Der schwarze Renault Scenic. Es saßen zwei Männer darin. Judiths Herz klopfte so laut, dass sie Angst hatte, Daniele könnte es hören. Wie kam sie hier heraus? Indem sie zu Daniele ins Auto stieg. Plötzlich kam ihr das Angebot von Daniele als das kleinere der beiden Übel vor. Sie wurde ganz offensichtlich verfolgt. Aber von wem? Und warum? Ob Nils dahinter steckte? Die Polizei? Sie musste so schnell wie möglich weg. Ihre Hände waren schon vorher vor Angst feucht gewesen, jetzt glaubte sie, dass sich unter ihrem T-Shirt rund um die Achseln riesige Schweißflecken ausgebreitet hatten. In was war sie da nur hineingeraten?
Und dann fasste sie einen Entschluss: Sie musste sich Daniele zum Verbündeten machen. Jawoll, so ging das. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, wie ihre Mutter zu sagen pflegte.
Sie fing also ein wenig stotternd an.
„Daniele, ich, äh, habe ein Problem. Ich glaube, ich habe meinen Verlobten gesehen, in diesem schwarzen Renault da hinter Ihnen“, sagte sie. „Der scheint mich zu verfolgen.“
„Soll ich gehen hin und hauen eins in Schnauze für hübsche Lady?“
„Nein, Daniele, bitte nicht. Aber ich muss ihn loswerden. Irgendwie. Können Sie mir dabei helfen?“
„Wenn nixe größeres Problem, wir verstecken deutsches
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