Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
zu blöd dazu“, sagte Oliwia.
Maria schüttelte den Kopf. „Dadurch, dass ich die Aufnahme von Alice abgeschrieben habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Sabine nicht ganz so dumm ist, wie wir glauben. Sie will uns nur für dumm verkaufen. Man hört viele Zwischentöne bei einer Aufnahme.“
„Das stimmt wohl“, sagte Judith, die sich an die Ansage der Freundin ihrer Mutter erinnerte. „Aber sie hat doch überhaupt keine Ahnung von den Finanzen, jedenfalls tut sie so.“
„Sie tut nicht nur so. Madamchen kann einfach nicht mit Geld umgehen, soviel kann ich aus dem Inneren des Hauses Sprengler berichten“, sagte Elke. „Sie ist eine geradezu manische Einkäuferin. Da liegen überall Kreditkartenquittungen rum. Und Sabine war ziemlich häufig in New York. Zum Shoppen.“
„Also ich setze fünf Euro auf Sabine“, sagte Maria. Alice lächelte. „Und Sie, Judith?“
„Ich befürchte ja auch, dass es Nils war. Aber ich hoffe, dass es jemand anderer war, jemand, der überhaupt nicht zur Familie gehört. Ich hoffe nämlich, dass die Morde gar nichts mit der Familie, sondern mit den Bildern zu tun haben.“
„Ach was!“ Alice hatte fragend die Brauen in die Höhe gezogen.
„Ja, ich glaube, dieser Kunsthändler, dieser Mort Eisenman, ist der Auftraggeber.“
„Und wieso das?“, fragte Oliwia.
„Erstens, weil er in New York sitzt. Man muss schon gute Beziehungen haben, um einen Auftragsmörder zu kaufen. Und wegen der Bilder. Irgendetwas stimmt mit den Bildern nicht, habe ich recht, Alice?“
Alice lächelte wieder. „Das werden wir hoffentlich bald erfahren. Also, Judith, Sie setzen auf Mort Eisenman? Fünf Euro?“ Judith nickte ergeben.
„Das ist gar nicht so dumm, vielleicht hat der Eisenman ja mit der Sabine zusammen gearbeitet. Denn Hüsy hat uns berichtet, dass Sabine öfter mit Eisenman auf Veranstaltungen aufgetaucht ist. Hüsy hat die Fotos von unseren Verdächtigen überall herumgezeigt. Vielleicht ist Eisenman ja das Verhältnis von Sabine, von dem Judith in Juan-les-Pins erfahren hat“, gab Maria zu bedenken.
Der Anruf kam kurz vor zehn, als eigentlich alle längst weg gewesen sein wollten. Elke war an den Apparat gegangen.
„Herr Schilling“, meldete sie und reichte den Hörer breit lächelnd an Alice weiter. Alice fixierte Judith mit ihrem Schlangenblick und fragte: „Und, hat er recht gehabt?“
Elke beobachtete Alice gespannt. Maria und Oliwia schienen nicht zu wissen, worum es ging. Am allerwenigsten verstand allerdings Judith. Was ging hier vor sich? Was hatte ihr Vater mit Alice zu schaffen? Da fiel ihr siedend heiß die Fälschung ein. Oder das Original? Der Gazlig. Ach so, ja, der Gazlig.
Alice nickte, sie zeigte mit ihrem verkrüppelten Daumen nach oben.
I like, okay, aber was?, fragte sich Judith.
„Super, Herr Schilling, ganz herzlichen Dank. Im Übrigen, Ihre Tochter ist noch hier, möchten Sie sie vielleicht sprechen?“
Rettungsversuche
Sie war also hier gewesen, dachte Nils. Und nun? Gas? Er lief die steile Wendeltreppe in den ersten Stock und schloss mit zitternden Fingern die Tür auf. Tatsächlich, es roch schwach nach Gas. Die Alte war zwar taub, aber sie hatte wohl einen ausgeprägten Geruchssinn.
Er ging in die Küche, und dann sah er es. Ein dünner Schlauch führte vom Gasboiler in die Speisekammer. Was sollte er tun? Ganz ruhig, Nils, versuchte er, seine Panik selbst in den Griff zu kriegen. Er öffnete das Küchenfenster. Ruhig, Nils, ganz ruhig. Ganz langsam. Er öffnete die Wohnungstür, damit nicht irgendjemand aus Versehen die Klingel drücken würde. Dann schaltete er den Boiler ab. Der Boiler war erst vor einigen Jahren eingebaut worden, als man von Kohleöfen auf Gasetagenheizung umgestellt hatte. Er musste unbedingt in den Keller, den Haupthahn abdrehen. Er zog den Schlauch vorsichtig aus dem Boiler und folgte ihm in die Speisekammer. Der Schlauch führte in die Klimaanlage.
Und jetzt? Nils rann eine Schweißperle ins Auge. Verdammt, wenn Tante Linda da unten eingeschlossen war, dann musste er sich auf das Schlimmste gefasst machen.
Nils traute sich nicht, die Klimaanlage abzustellen, ihm war klar, dass ein Funke genügte und er würde mitsamt Schlauch und Klimaanlage in die Luft fliegen. Die Treppe zum Tresorraum war heruntergelassen, das Licht brannte noch. Die konnten noch nicht lange weg sein. Bestimmt war Tante Linda im Tresorraum. Die hatten versucht, ihre Spuren zu verwischen. Was sollte er tun? Er traute sich auch nicht,
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